Vor mir steht Mimi, sie ist 600 Kilo schwer und wirkt, als habe sie keine sonderlich gute Laune. Gerade war sie derart heißblütig in den Melkstand gestürmt, dass sich sogar das Bauernpaar erschreckte, auf dessen Hof ich für ein paar Tage wohne. Mimi scharrt immer wieder mit den Hufen. Wahrscheinlich ahnt sie, dass gleich ich, ein grobmotorischer Städter, versuchen werde, das erste Glas Rohmilch meines Lebens aus ihrem Euter zu melken. Mit Holzwolle aus Zirbe putze ich Mimis Zitzen sauber, so hatte es mir die Bäuerin gezeigt. Anschließend den Daumen vorn an die Zitze legen und hinten mit drei Fingern massieren. Tatsächlich – sofort spritzt ein Schuss Milch heraus. Jedoch nicht in den Eimer unter mir, sondern direkt in mein Gesicht. Immerhin kann ich so schon ein paar Tropfen kosten. Sie schmecken, wie mir Milch zuvor noch nie geschmeckt hat. Dick und warm und süß, als wäre sie leicht gezuckert, dazu sogar ein wenig nussig. Ich will mehr. Bloß stelle ich mich nicht gerade geschickt dabei an. Bald sagt die Bäuerin mitfühlend, ihre Kühe seien es ja auch nicht mehr gewohnt, per Hand gemolken zu werden.