1:0 in Heidenheim: Leverkusen mit Lucky Punch im Titelrennen

„Es ist grausam, was uns heute passiert ist!“ Frank Schmidts Worte zum bitterbösen Schluss für seine Mannschaft spiegelten die Gemütslage beim 1. FC Heidenheim nach dem Treffer von Emiliano Buendia kurz vor Toresschluss (90.+1 Minute) zum 1:0-Sieg des bis dahin einfallsarmen deutschen Fußballmeisters vier Tage nach dessen 1:2-Niederlage im Pokalhalbfinale bei Arminia Bielefeld. So behielt Bayer die kleine Chance auf die erfolgreiche Titelverteidigung bei nach wie vor sechs Punkten Rückstand auf den führenden FC Bayern. Der Leverkusener Trainer Xabi Alonso fasste den Nachmittag nach einem insgesamt schwachen Auftritt seines Teams so zusammen: „Wir mussten gewinnen und haben es gemacht. Es ging nicht um das Wie, sondern um das Was.“ Es war die reinste Mühsal, die die Rheinländer über die ganze Partie beim Tabellensechzehnten begleitete. Und doch feierte die Mannschaft ihren glücklichen Erfolg zu Recht. Dass sie schöner Fußball spielen kann, weiß jeder. Dass Leverkusen derzeit das eigene Selbstverständnis zurückerobern muss, schmälerte aber auf den ersten Blick die ohnehin nur kleine Chance, die Verhältnisse an der Tabellenspitze zu wenden. Aber immerhin: Ein Schrittchen nach vorn ist nach der schweren Enttäuschung in Bielefeld mit Ach und Krach gelungen. Die einen wollten so ähnlich spielen und kämpfen wie Arminia Bielefeld, die anderen wollten nie mehr so spielen wie am Dienstag bei Arminia Bielefeld. Dort hatte sich Bayer 04 Leverkusen, der Titelverteidiger im Pokalwettbewerb, bei der Pokalniederlage niveauarm wie selten aus dem Hopp-oder-Top-Wettbewerb verabschiedet. Spieler und Trainer des zuletzt in der Fußball-Bundesliga dreimal nacheinander unbesiegten Tabellensechzehnten Heidenheim hatten sich dagegen den Coup der Ostwestfalen gern und genau angesehen und wollten, frisch gestärkt nach zuletzt zwei Siegen und einem Remis in der Meisterschaft, an diesem sonnig warmen Samstagnachmittag einen weiteren Coup im Duell mit dem Tabellenzweiten und Vorjahresmeister landen. Auf der Alb, nicht auf der Alm. Daraus aber wurde nichts. Während die Leverkusener in der ersten Hälfte nicht aus ihrem Frühjahrstief herausfanden, zelebrierten die Heidenheimer mit ihrem energetischen, wuchtigen Fußball die wohl beste erste Hälfte ihrer bis dato nicht gerade hochtourig anmutenden Saison. Fünf beste Torchancen der Schwaben dokumentierten den Sturm und Drang des 1. FCH, der davon profitierte, dass die Rheinländer den Tiefschlag von Bielefeld noch nicht so recht verarbeitet zu haben schienen. Ein Glücksfall für den Meister Die größte Gelegenheit besaß nach einem Eckball der in den gegnerischen Strafraum aufgerückte Innenverteidiger Gimber, dessen Schuss nach Xhakas Luftloch zuerst die Latte des Bayer-Tores traf, von wo der Ball gegen den rechten Pfosten tropfte. Ein Glücksfall für den Meister, dass diese Szene nicht zum 1:0 für die dominante Mannschaft führte. Zuvor hatten schon Beck (11.) und Wanner (18.) beste Gelegenheiten, als deren Schüsse ihr Ziel knapp verfehlten so wie Pieringers Versuch (33.) auch. Zum Glück für den taumelnden Meister, der seine zwei Chancen durch Adli (23./37.) auch nicht nutzen konnte. Heidenheimer Frust: Marvin Pieringer ist die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. dpa Die Werkself wusste bei Halbzeit zumindest genau, dass sie mit viel Dusel das Spiel in der Waage gehalten hatte. Um auf der Ostalb zu gewinnen, bedurfte es indes einer erheblichen Steigerung. Die kam aber nicht – zumindest was die spielerische Qualität anging. Kämpferisch hielt Leverkusen in der chancenarmen zweiten Hälfte dagegen, ohne die eine klare Situation zunächst herbeiführen zu können. Heidenheim ließ im Vergleich zum ersten Durchgang etwas nach, so dass hüben wie drüben keine atemraubenden Momente die 15.000 Zuschauer im ausverkauften Ministadion auf dem Schlossberg faszinierten. Immerhin gehörte Leverkusen wie so oft in der Meistersaison die Schlusspointe. Als niemand mehr mit einem Sieger gerechnet hatte, schlug der eingewechselte Buendia, freigespielt vom ebenso spät eingewechselten Hofmann, zu. Der Schlenzer des spanischen Mittelfeldspielers traf den rechten Innenpfosten, und von da rollte der Ball über die Torlinie. Die entscheidende Szene zumindest erinnerte an das Leverkusener Meisterjahr, als die Werkself einige Begegnungen mit einem Treffer zum guten Schluss abgerundet hat.