Monster Hunter Wilds hat für Capcom eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Ich habe nun auch ein paar Stunden in dem Spiel verbringen können. Das Action-RPG zeigt sich auf dem höchsten technischen Niveau, das die Serie je erreicht hat. Riesige, frei erkundbare Karten, ein dynamischer Tag-Nacht- und Wetterzyklus sowie aufwendig inszenierte Monsterkämpfe sorgen für zahlreiche Augenblicke, die wie Filmszenen wirken. Die grundlegende Spielschleife ist dieselbe geblieben. Man jagt immer stärkere Monster, zerlegt sie in Einzelteile und bastelt daraus neue Waffen und Rüstungen. Dieser Grind ist nach wie vor unterhaltsam, denn Wilds tut viel dafür, den Spieler ständig in Bewegung zu halten. Mit dem neuen Reittier kann man sich fast nahtlos zwischen den Biomen bewegen, ohne allzu viel Zeit zu verlieren. Durch die Geschwindigkeit geht dabei jedoch oft der Gedanke verloren, ob man sich denn gut genug vorbereitet hat, um das nächste riesige Monster zu erlegen. In Wilds kann man fast alles spontan erledigen, weil das Spiel viele Wege bietet, Fehler im Nachhinein zu korrigieren. Mit dem Reittier kann man etwa mitten in der Jagd die Waffe wechseln oder dringend benötigte Items holen. Auch der Schwierigkeitsgrad ist im Vergleich zu Vorgängern niedriger. Während Solodurchläufe in früheren Teilen regelmäßig mehrere Fehlversuche und Strategiewechsel erforderten, vergeigt man in Wilds deutlich weniger. Manches Monster geht so relativ schnell zu Boden, auch wenn man sich nicht besonders vorbereitet hat. Für Monster-Hunter-Cracks ist das vielleicht zu leicht, für Gelegenheitsspieler wie mich oder Anfänger ist das jedoch ein positiver Fakt, da die Hürde genommen wird. Die Kämpfe selbst sind trotzdem alles andere als langweilig, zumindest was ihre Inszenierung betrifft. So wird man oft auch mal vom Monster selbst durch Schluchten gehetzt und endet dann in einer Sackgasse zum finalen Kampf. Das wirkt oft fast wie in einem Film. Capcom hat versucht, die Kämpfe durch das neue Wundensystem zu vertiefen. Wenn man ein Körperteil oft genug trifft, reißt das Fleisch auf und man kann per Spezialangriff massiven Bonusschaden erzielen. Das klingt taktisch, doch durch den Schwierigkeitsgrad fehlt der Zwang, dieses neue Feature wirklich nutzen zu müssen. Ähnlich verhält es sich mit dem Wetter- und Jahreszeitenwechsel, der zu wenig Einfluss auf die Kämpfe hat. Regen sollte beispielsweise die Blitzattacken von Monstern deutlicher gefährlicher machen, sodass man sich über Resistenzen Gedanken machen muss. Vorteil und Nachteil zugleich. Vielleicht hätte Capcom dem Spieler hier mehr Kontrolle in den Einstellungen geben können. Auch beim Fortschritt spürt man, dass Capcom mehr Kompromisse für ein leichteres Spiel eingegangen ist. Items droppen zum Beispiel oft schon direkt im Kampf und generell hier und da zu einfach, sodass man Materialien für bessere Ausstattung relativ zügig zusammen hat, ohne farmen zu müssen. Technisch gesehen hat Wilds seine Glanzmomente. Besonders die neu gestalteten Monster und die dynamischen Naturereignisse beeindrucken, wenn Blitze den Sand glasieren oder sich Fluten einen Weg durch das Canyonbett bahnen. Stellenweise wiederum fällt auf, dass ältere Objekte oder wiederbenutzte Kreaturen nicht dieselbe optische Klasse besitzen. Die Story präsentiert sich über weite Strecken auch mit etwas überdramatisierten Figuren. Wer Monster Hunter kennt, wird sich daran nicht groß stören, denn die Handlung war ohnehin nie der Kern der Reihe. Insgesamt denke ich, dass Monster Hunter Wilds bereits jetzt sehr unterhaltsam ist, wenn man ein unkompliziertes Action-RPG sucht, in dem man regelmäßig spektakuläre Fights erlebt. Wer jedoch das härtere, fordernde Monster-Hunter-Gefühl sucht, könnte enttäuscht sein. Viele der alten Herausforderungen wie die Vorbereitung, die gezielte Jagd nach einem Monster, oder das genaue Studieren von Schwächen wurden entschärft. Das erleichtert neuen Spielern den Einstieg, nimmt dem Titel aber den Reiz für die hartgesottenen Fans. Capcom wird sicher mit Patches, Events oder DLC noch etwas an der Schraube drehen. Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.