Azubi-Stellenanzeige in Amtsblatt schockiert

„Bin fassungslos“: Chef empört mit „ekelhafter“ Stellenanzeige Von: Jana Stäbener Drucken Teilen In einer Azubi-Stellenanzeige im Amtsblatt Sebnitz verwendet ein Dachdecker-Betrieb menschenverachtende Sprache. „Deutschland 2025“, sagt ein Rechtsextremismus-Experte dazu. © X @BuettnerAndreas Eine Stellenanzeige aus dem Amtsblatt von Sebnitz sorgt auf Social Media für Entsetzen. Sie ist ein Sinnbild für Deutschland im Jahr 2025, sagt ein Experte. Von Geburtsanzeigen über Weihnachtsgrüße bis hin zu menschenverachtenden Azubi-Gesuchen: Im Amtsblatt der Großen Kreisstadt Sebnitz in Sachsen ist alles dabei. In der 15. Ausgabe vom 17. April 2025 sucht der Dachdeckermeister Ronny W. für 2026 Azubis. „Aber keine Hakennasen, Bimbos oder Zeppelträger“, steht in der Stellenanzeige. In den sozialen Medien verbreiten sich am Mittwochabend (16. April), Fotos der Azubi-Stellenanzeige. „Ich bin fassungslos“, schreibt eine X-Nutzerin. Die Anzeige sei „widerwärtig“, schreibt eine Person. „Ekelhaft“, findet der Linken-Politiker und Antisemitismusbeauftragte Brandenburgs, Andreas Büttner. „Dass das in einem Amtsblatt veröffentlicht wird, spricht Bände“, schreibt er auf X. Azubi-Stellenanzeige in Sebnitzer Amtsblatt ist „zutiefst menschenverachtend“ „Was diese Anzeige so perfide macht, ist der Kontext: Es handelt sich um eine Ausbildungsanzeige – das heißt, hier sucht ein Unternehmer öffentlich Nachwuchs und grenzt dabei Menschen auf rassistischer, antisemitischer und verschwörungsideologischer Grundlage aus“, sagt Büttner BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Der Ausdruck „Hakennasen“ sei ein antisemitischer Codebegriff, der seit dem Nationalsozialismus verwendet werde. „Bimbos“ sei ein rassistischer Begriff für Schwarze Menschen und der Begriff „Zeppelträger“ ein aktueller, im Verschwörungsmilieu kursierender Ausdruck für Menschen, die Atemschutz-Masken tragen. „Im Grunde steht da nichts weniger als ‚Kein Ausbildungsplatz für Juden‘“, sagt der Rechtsextremismus-Experte Lorenz Blumenthaler von der Amadeu-Antonio-Stiftung BuzzFeed News Deutschland. „Deutschland im Jahr 2025.“ Die Werbe-Anzeige ist seiner Meinung nach „zutiefst menschenverachtend und mit dem deutschen Recht unvereinbar“. Dass so etwas überhaupt abgedruckt werde, zeige, „wie stark demokratiefeindliche Einstellungen in der Region verbreitet und wie gefestigt antisemitische und rassistische Weltbilder sind“. Eine Entwicklung, die er und die Stiftung dort seit der Pandemie beobachten würden. Das Azubi-Stellengesuch zeige, „wie sehr rechtsextreme und verschwörungsideologische Sprache mittlerweile auch in den vermeintlich harmlosen Alltag vordringt: in Handwerksbetriebe, Amtsblätter, Stammtische“, sagt Büttner. Aber nicht nur im Osten. „Solche Haltungen gibt es bundesweit“, betont er. „Es ist nicht ‚typisch Ost‘, sondern typisch für eine Gesellschaft, die an vielen Stellen zu lange geschwiegen hat.“ „Ausbildungsplatz ab 2026, aber keine Hakennasen, Bimbos oder Zeppelträger“, steht in einer Azubi-Stellenanzeige im 15. Sebnitzer Amtsblatt. © X @GKDJournalisten Laut Büttner steckt hinter der Azubi-Anzeige „institutionelles Versagen“, wie er BuzzFeed News Deutschland sagt. „Ein Amtsblatt ist kein privater Blog, sondern ein offizielles Mitteilungsorgan der Kommune. Wenn dort so eine Anzeige erscheint, wurde sie entweder nicht kontrolliert – was grob fahrlässig wäre – oder bewusst durchgewunken. Beides ist inakzeptabel.“ Auf Facebook weist die Stadt Sebnitz die Schuld von sich. Man sei „bestürzt“, habe bereits einen Strafantrag gegen den Dachdecker Ronney W. und den Verlag gestellt. Rassistische Anzeige in Amtsblatt Sebnitz – Verlag distanziert sich „mit aller Deutlichkeit“ Das „Neue Grenzblatt“ in Sebnitz wird von der Linus Wittich Mediengruppe herausgegeben. Als wir nachfragen, bekommen wir die Antwort, dass man „zutiefst erschüttert“ sei. Rassismus, Antisemitismus und jegliche Form von Diskriminierung hätte bei ihnen keinen Platz. „Die Veröffentlichung dieser Zeitungsanzeige war ein schwerwiegender Fehler, für den wir aufrichtig um Entschuldigung bitten. Wir bedauern zutiefst, dass er geschehen ist“, schreibt der Verlag BuzzFeed News Deutschland. Man distanziere sich „mit aller Deutlichkeit“ von diesem Inhalt und habe „mit sofortiger Wirkung sämtliche Geschäftsbeziehungen zu dem betreffenden Gewerbekunden aufgekündigt“. Auf die Frage, wie der Verlag verhindere, dass so etwas in Zukunft noch einmal passiere, teilt man mit, dass man die „internen Prozesse umgehend nochmals überprüfen und anpassen“ werde und arbeitsrechtliche Konsequenzen prüfe. Auch den Dachdecker Ronny W. fragen wir an. Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (17. April, 16 Uhr) haben wir jedoch keine Rückmeldung erhalten.