Wie Lionel Messi - nur anders

Wie Lionel Messi – nur anders Von: Florian Schimak, Hanna Raif Drucken Teilen Der FC Bayern fliegt gegen Inter aus der Champions League. Für Thomas Müller war es kurioserweise ein unemotionales Ende in der Königsklasse – zumindest im FCB-Trikot. Mailand – Es wäre das wohl kitschigste aller Enden gewesen! Als in der fünften Minute der Nachspielzeit der Ball noch einmal in den Inter-Strafraum segelte und – ausgerechnet – Thomas Müller mit dem Kopf an den Ball kommt, fehlte nicht viel und der 35-Jährige hätte seinen bereits vorhandenen Legendenstatus noch einmal auf eine neue Stufe gehoben. „Ich dachte, der Yann Sommer kommt raus und ich köpf’ ihn gerade rein“, schildert Müller die Szene nach der Partie bei DAZN. Der Inter-Keeper blieb aber auf der Linie und fischte den Ball aus dem Eck. Wenige Momente später war Schluss und der FC Bayern schied durch ein 2:2 im Viertelfinal-Rückspiel gegen Inter Mailand aus der Champions League aus. Aus der Traum vom „Titel dahoam“ für die Münchner. Müller, Beckenbauer, Neuer & Co.: Die 10 Rekord-Spieler des FC Bayern Fotostrecke ansehen FC Bayern scheidet gegen Inter aus: Wie geht‘s für Thomas Müller weiter? Gleichzeitig war es auch der letzte Auftritt von Müller in der Königsklasse – zumindest im Bayern-Trikot. Wie es für den 35-Jährigen nach der Klub-WM im Sommer weitergeht, weiß er selbst noch nicht. „Ein bisschen hatte ich schon das Gefühl, dass die Jungs nochmal zu mir kamen“, verriet Müller. Während unzählige Fans schon Minuten nach Abpfiff auf Social Media traurige Abschiedsvideos von Müller posteten, zeigte sich der Bayern-Star selbst noch aufgeräumt. „Ich habe da keine großen sentimentalen Emotionen parat“, sagte er in der Mixed Zone des San Siro am Mittwochnacht und verwies darauf, dass man noch mitten in der Saison sei, wo am Samstag mit dem 1. FC Heidenheim die nächste Auswärtsreise ansteht. Dabei war für ein letztes Königsklassen-Halleluja (fast) seine ganze Familie mit nach Mailand gereist. Mama und Papa Müller saßen am Dienstagnachmittag mit im Lufthansaflieger LH 2570, der um 16.50 Uhr pünktlich aus München abhob. Und am Mittwochabend natürlich im restlos ausverkaufen San Siro auf der Tribüne. Thomas Müller absolvierte gegen Inter sein 163. CL-Spiel – und zog damit mit Lionel Messi gleich. © IMAGO/Bahho Kara Müller-Familie bei CL-Aus mit in Mailand: „Emotionaler als für mich“ „Für meine Familie ist es wahrscheinlich emotionaler als für mich“, sagte Müller, der das obligatorische Bankett im Bayern-Hotel „Melia Milano“ am Mittwochnacht nach der Partie vor Papa Gerhart und Mama Klaudia verließ. Aus nachvollziehbaren Gründen hatten die Bayern-Stars keine große Lust, dort länger zu bleiben. Nach 163 Spiele und 57 Tore, davon 28 in K.o-Spielen, was Müller zum erfolgreichsten deutschen Spieler in der Königsklasse macht, gehören diese magischen Müller-Nächte nun der Vergangenheit an. „Ich habe ihm nach dem Spiel gratuliert zu einer Weltkarriere“, sagte Sportvorstand Max Eberl in der Mixed Zone: „Er hat gleichgezogen mit Lionel Messi, das sollte man auch in einem Atemzug nennen. Messi und Thomas Müller – mit unterschiedlichen Stärken. Aber von der Karriere genau das, was es beschreibt.“ Müller wie Messi – nur anders! Der Bayern-Star selbst wollte dem Ganzen wie gewöhnlich keine große Bedeutung beimessen. „Zahlen an sich bedeuten mir nichts“, so Müller: „Es zeigt nur, dass ich mich intern immer wieder durchsetzen konnte und meinen Teil beitragen konnte.“ Eberl lobt nach CL-Aus: Thomas Müller wie Lionel Messi – nur anders Ganz so emotionslos und aufgeräumt war Müller letztendlich doch nicht. „Nach dem On-Field-Interview haben die Ultras auf der Tribüne nochmal ein Liedchen angestimmt, da hat der Körper mal kurz reagiert, da hatte ich einen Anflug von Gänsehaut. Da konnte ich gar nicht groß drüber nachdenken, das kam einfach so.“ Anschließend tat Thomas Müller das, war er neben überragend Fußballspielen ebenfalls grandios beherrscht. Er fasste mit einem Satz den Abend zusammen: „Es war ganz schön, aber gleichzeitig sind wir ausgeschieden...“, schritt emotionslos von dannen und verschwand aus den Katakomben des Fußballtempels im Guiseppe-Meazza-Stadion. Ein bisschen mehr Kitsch hätte dem Abend letztlich irgendwie doch gut zu Gesicht gestanden. (smk) Aus dem San Siro berichteten Florian Schimak und Hanna Raif