Mit politischer Dimension: Wer kommt zur Papst-Beerdigung?

Zahlreiche Staats- und Regierungschefs, Monarchen, Prominente und Geistliche anderer Religionsgemeinschaften aus aller Welt haben ihr Kommen angekündigt zur Beerdigung von Papst Franziskus im Vatikan. Die Trauerfeier leitet der Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re. Möglicher neuer Kanzler Merz nicht bei Papst-Beerdigung Aus Deutschland nehmen unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz teil. Auch Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, werden an diesem Samstag an der Trauerfeier für den verstorbenen Papst Franziskus in Rom teilnehmen. Das teilte das Bundespräsidialamt auf X mit. Der voraussichtliche Bundeskanzler in spe Friedrich Merz (CDU), der Katholik ist und wahrscheinlich etwa gleichzeitig mit dem Beginn des Konklaves zum Kanzler gewählt werden wird, ist dagegen nicht in Rom dabei. Olaf Scholz (SPD), der erste konfessionslose Kanzler der Bundesrepublik, wird also eine seiner letzten Dienstreisen zur Beerdigung von Papst Franziskus nach Rom führen. Scholz ist getauft, trat aber nach eigenen Angaben aus der evangelischen Kirche aus. Seinen Amtseid leistete er ohne Gottesformel. Im vergangenen Jahr hatte Scholz Papst Franziskus in einer Privataudienz getroffen und zeigte sich nachhaltig beeindruckt. Er sei sehr angetan, von "der menschlichen Wärme, die mir begegnet ist", sagte der Kanzler danach in einer Talkshow. Erstes Treffen von Trump und Selenskyj nach Eklat Schon bevor der genaue Termin für die Beerdigung feststand, kündigte US-Präsident Donald Trump seine Teilnahme an. Begleitet von seiner Frau Melania wird es für ihn die erste Auslandsreise in seiner zweiten Präsidentschaft sein. Das Treffen zwischen Franziskus und Trumps Vize-Präsident JD Vance fand keine 24 Stunden vor dem Tod des Papstes statt und war somit eines der letzten offiziellen Treffen von Franziskus. Bei der Zeremonie könnte Trump auch auf den ukrainische Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen. Auch er hat sein Kommen angekündigt. Die letzte Begegnung der beiden in Washington endete im Eklat. Bei der Beerdigungszeremonie dabei sein werden auch der französische Präsident Emmanuel Macron, die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen, Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni, der polnische Präsident Andrzej Duda, der österreichische Bundeskanzler Christian Stocker, UN-Generalsekretär António Guterres und Argentiniens Präsident Javier Milei. Das Verhältnis zwischen Milei und dem aus Argentinien stammenden Franziskus war von politischen Spannungen geprägt. Der Papst hatte die Spar- und Kürzungspolitik des Präsidenten kritisiert. Milei warf dem Kirchenoberhaupt umgekehrt vor, ein "Modell der Armut" zu bevorzugen. Trotz der Meinungsunterschiede sei es eine Ehre gewesen, den Papst gekannt zu haben, betonte Milei nach Franziskus' Tod am Ostermontag. Präsident Putin kommt nicht zur Beerdigung Aus den europäischen Königshäusern werden die dänische Königin Mary, das spanische Königspaar Felipe und Letizia, König Philippe und Königin Mathilda aus Belgien, König Carl Gustaf und Königin Silvia aus Schweden, das norwegische Kronprinzenpaar Haakon und Mette-Marit sowie das monegassische Fürstenpaar Albert und Charlene und Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa aus Luxemburg dabei sein. Aus dem britischen Königshaus wird Thronfolger Prinz William an der Beerdigung teilnehmen. Weil die Beisetzung von Johannes Paul II. auf den 8. April 2005 fiel, musste Charles, damals noch Prince of Wales, die für diesen Tag geplante Hochzeit mit Camilla um einen Tag verschieben, damit er an der Trauerfeier in Rom teilnehmen konnte. Dieses Jahr feierten König Charles und Camilla ihren 20. Hochzeitstag in Italien und trafen dabei auch Papst Franziskus. Als Gesandte des Kremls wird die russische Kulturministerin Olga Ljubimowa erwartet. Staatschef Wladimir Putin wird nicht an der Beisetzung teilnehmen, bestätigte ein Kreml-Sprecher. Gegen Putin liegt ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs vor. Bereits 2005 und 2023 kam der russische Präsident nicht zur Beisetzung von Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI. Auch aus China nahm an diesen beiden Beerdigungen in Rom niemand teil, denn das Verhältnis zwischen dem Vatikan und China ist angespannt, vor allem wegen der Anerkennung Taiwans durch den Heiligen Stuhl, aber auch wegen der Streitfrage, ob China eigene Bischöfe ernennen darf. Trotzdem hatte sich Franziskus bemüht, dass sich die katholische Kirche und China wieder annähern. Papst-Beerdigung könnte politisch werden Fraglich ist bisher, ob ein Vertreter Israels nach Rom reisen wird. Die israelische Regierung hatte nach dem Papsttod zunächst Beileidsbekundungen im Internet veröffentlicht, sie dann aber wieder gelöscht. Kurze Zeit später kondolierte die israelische Regierung dann auf X. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wird wohl nicht persönlich nach Rom reisen, ob ein Vertreter geschickt wird, ist unklar. Eine mögliche israelische Abwesenheit am Samstag wäre angesichts der heiklen Lage in Nahost ein starkes, negatives Signal nicht nur für den Vatikan. Eine israelische Präsenz könnte indes Raum für diplomatischen Dialog schaffen. Zu seinen Lebzeiten stand Papst Franziskus immer wieder in der Kritik wegen Äußerungen zum Gaza-Krieg. Auch wenn bei der Beerdigung von Papst Franziskus das religiöse Ritual im Vordergrund steht und ein "scheinbar politik- und konfliktfreier Raum" ist, könnte die Papstbeisetzung am Ende doch politisch werden, sagt der Historiker René Schlott der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA): "Wer reicht wem die Hand, wer spricht mit wem?" Da die Staatsoberhäupter alphabetisch sortiert sitzen, führe das immer wieder zu ungewöhnlichen Sitznachbarschaften. Als etwa 2005 der damalige Kronprinz Charles beim Friedensgruß dem international geächteten Präsidenten Simbabwes, Robert Mugabe, die Hand reichte, sorgte das weltweit für Schlagzeilen. Auch das Zusammentreffen israelischer, syrischer und iranischer Staatschefs sorgte damals für Aufsehen. Während Franziskus häufig für seine Zurückhaltung in weltpolitischen Fragen kritisiert wurde, bietet seine Bestattung eine Vielzahl diplomatischer Optionen.