Bei der Totenmesse für Papst Franziskus betont Kardinaldekan Re den besonderen Stil von Franziskus und warnt Regierungschefs davor, Mauern zu bauen. Hunderttausende spenden dem Verstorbenen Beifall. Markus Söder veröffentlicht ein Grinse-Selfie von sich und Bundespräsident Steinmeier auf dem Weg zur Beisetzung von Papst Franziskus. Unser Autor schämt sich, von diesen Politikern im Ausland repräsentiert zu werden. Anzeige „Gerade in Rom gelandet“, schreibt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder zu einem Grinse-Selfie mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Anlass ist aber nicht die Eröffnung eines bayerischen Jahrmarkts im Ausland, sondern die Beisetzung von Papst Franziskus. Tatsächlich ist das der vorläufige Höhepunkt gesellschaftlicher Verwahrlosung im Kleid der Politik. Anzeige Dass sich Politiker inszenieren – geschenkt. Aber die Anlässe und die Formen werden immer gottloser. Inzwischen kann man die Bilder zu Ice-Bucket-Challenge, Holocaust-Gedenktag oder Tag des Buches kaum mehr voneinander unterscheiden. Moderne Politiker, egal ob sie Söder, Bär, Habeck, Strack-Zimmermann oder Lauterbach heißen, sind nicht einmal peinlich berührt, wenn sie ihre Selbstinszenierungen herauspupsen. Als Abgeordnete zum Privatvergnügen – von mir aus. Als Repräsentanten eines Bundeslandes (Söder) und der Bundesrepublik (Steinmeier) ist es schlicht staatliche Verhöhnung einer Weltreligion, ihrer Gläubigen und eines Toten. Wobei man dem Bundespräsidenten keinen Vorsatz unterstellen kann. Das Foto selbst teilte nur Söder. Anzeige Lesen Sie auch Artikeltyp : Meinung Der Papst und die Trauernden Selfie mit Leiche Vor einigen Tagen wurde in Berlin ein strunzdummer Influencer aus dem Westjordanland wegen Sachbeschädigung zu einer Bewährungsstrafe von 6 Monaten verurteilt, weil er besoffen von Likes und Followern eine Silvesterrakete in eine Neuköllner Wohnung fliegen ließ. Das Gericht erkannte bei der Tat keinen Vorsatz. Aber die Rakete, die durch das Fenster einer Wohnung flog und im Kinderzimmer landete, hätte Zimmer und Haus in Brand stecken können. Menschen hätten dabei sterben können. Eklatanter Verfall staatspolitischer Würde Tatsächlich glaube ich, trennt den Selfiemacher Söder intellektuell weniger von diesem Influencer, als er es gerne hätte. Über die vergangenen Jahre sieht man in den Social-Media-Veröffentlichungen des bayerischen Ministerpräsidenten einen eklatanten Verfall staatspolitischer Würde.