Begleitet von Gegenprotesten ist ein rechter Demonstrationszug mit mehreren Hundert Menschen am Samstagnachmittag durch die Berliner Innenstadt gezogen. Am Potsdamer Platz wurde die Versammlung jedoch vorzeitig beendet. Dies habe der Anmelder nach Rücksprache mit den Beamten so entschieden, hieß es von der Polizei. Am Potsdamer Platz gab es zahlreiche Gegendemonstranten. Die verbliebenen Teilnehmer der rechten Versammlung, überwiegend Neonazis aus dem Umfeld der Gruppe „Deutsche Jugend Voran“, wurden von der Polizei in den U-Bahnhof gebracht. Dabei es kam zu Wortgefechten mit den Gegenprotestlern. Nach wenigen Minuten waren alle Demo-Teilnehmer fort. Eigentlich sollte die Demo zurück zum Alexanderplatz führen, wo sie begonnen hatte. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Externen Inhalt anzeigen Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Zu dem rechten Demonstrationszug hatten sich überwiegend junge Neonazis, aber auch Anhänger der Berliner Querdenken-Szene und angeblich Friedensbewegte mittleren Alters versammelt. Vom Roten Rathaus waren sie durch die Innenstadt gezogen. Wiederholt wurde die Demo jedoch durch Straßenblockaden unterbrochen. In der Spitze zählte die Polizei bei dem Aufzug 500 Teilnehmende, sagte eine Polizeisprecherin. Am späten Nachmittag waren es noch 300 Menschen, begleitet von rund 100 Gegendemonstranten. Bei der Hauptdemo kam es laut Polizei zu mehreren Festnahmen: Unter anderem wurde der Hitlergruß gezeigt und „Sieg Heil“ gerufen. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Externen Inhalt anzeigen Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Die Demonstranten der rechten Demo hatte sich zum Start auf der Rückseite des Roten Rathauses versammelt. © Dominik Lenze Zwischenzeitlich zählte die Polizei knapp 1000 Protestierende auf beiden Seiten, wobei die Zahl der Gegendemonstranten überwog. 500 Beamte waren im Einsatz. Nach Angaben der Polizeisprecherin wurde bei einer versuchten Sitzblockade Menschen von der Fahrbahn getragen. Zudem hätten Gegner zu Beginn der Demo am Startpunkt versucht, zu den Teilnehmenden zu gelangen, was von der Polizei verhindert wurde. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Externen Inhalt anzeigen Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Zu dem Protest aufgerufen hatte das diffuse rechte Bündnis „Gemeinsam für Deutschland“. Zu sehen waren Deutschlandflaggen, aber hier und da auch Friedensfahnen. Aus den Boxen schallte Rechtsrock, der ein oder andere Kamerad hielt ein Bier in der Hand. Angemeldet hatten die Organisatoren 3500 Teilnehmer. Gefordert werden „Grenzkontrollen, keine Taurus-Lieferung, Wende in der Migrationspolitik und Meinungsfreiheit“, so schrieben es die Organisatoren in einem Whatsapp-Kanal. Die Demonstranten haben sich mit Deutschlandflaggen versammelt. © Dominik Lenze „Heimatliebe ist kein Verbrechen“ heißt es auf dem T-Shirt eines Demo-Teilnehmers. © Dominik Lenze Junge Neonazis aus dem Umfeld von „Deutsche Jugend voran“ waren die ersten, die am Treffpunkt an der Rückseite des Roten Rathauses erschienen. Angeführt wurden sie von Julian M. Der Anführer der Truppe wurde unlängst zu einer Freiheitsstrafe von über drei Jahren verurteilt, seine Haft musste er aber noch nicht antreten. Deutlich lauter und zahlenmäßig stärker als die rechte Versammlung zeigte sich der Gegenprotest auf der Vorderseite des Roten Rathauses. Mit dabei: Ein junger Mann und eine Frau aus Karlsruhe, die eigentlich zum Urlaubmachen in Berlin sind. „Wir wären aber auch bei uns zur Gegendemo gegangen“, sagte er. Auch in Karlsruhe demonstriert das rechte Bündnis heute. Bei mehreren Gegenkundgebungen in Berlin kamen am Nachmittag insgesamt rund 500 Demonstranten zusammen, teilte die Polizei mit. Antifa-Flaggen beim Gegenprotest. © Dominik Lenze Zu dem rechten Aufzug kam auch der ehemalige Bundestagsabgeordnete Robert Farle. In einer Rede behauptete der Ex-AfD-Mann, die Meinungsfreiheit sei bedroht. Wer aber für eine „Brandmauer“ sei, solle „die Koffer packen“ und das Land verlassen. Um 14.30 Uhr setzte sich der Demozug in Bewegung. Die jungen Neonazis skandierten lautstark: „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen.“ Sieht die Meinungsfreiheit bedroht: Ex-AfD-Mann Robert Farle hielt eine Rede auf der Demo des rechten Bündnisses. © Dominik Lenze Neben üblichen Neonazi-Slogans skandierten die jungen Rechtsextremen auch: „Keine Waffen für die Ukraine“. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel erklärte ein Neonazi, die Ukraine habe angeblich vor 100 Jahren Russland angegriffen – was nicht stimmt. Er betonte allerdings, er habe gut in Geschichte aufgepasst. Demonstrationsteilnehmer aus dem Querdenken-Spektrum, die sich im hinteren Teil des Aufzugs tummelten, drückten ihre Sympathie für das russische Regime ganz offen aus – zum Beispiel mit einem rund zwei Meter breiten Transparent mit russischen Nationalfarben. Auf der Fischerinsel wurde der rechte Aufzug gegen 15 Uhr vorübergehend aufgehalten, weil Gegendemonstranten die Strecke blockierten. Die Polizei räumte die Straße, dann zog die rechte Demo weiter. Demo-Teilnehmer zeigen ihre Sympathie für das russische Regime mit einem Transparent. © Dominik Lenze Nahe Spittelmarkt versammelten sich über 100 Gegendemonstranten. Eine Gruppe Antifa-Aktivisten blockierte die Straße, der rechte Aufzug musste warten. Begleitet wurde das Geschehen von behelmten Polizisten. Gegendemonstranten blockieren die rechte Demo. © Dominik Lenze Während die rechte Demo über eine Kreuzung geleitet wurde, ging die Polizei rabiat in den Gegenprotest. Eine Frau wurde unter Anwendung von Zwang festgenommen, auch Schäferhunde waren im Einsatz. Der parlamentarische Beobachter Ario Mirzaie (Grüne) schilderte, er sei von der Polizei kurzzeitig in eine Maßnahme genommen worden. Der Grund: Ein Teilnehmer der rechten Demo fühlte sich durch Mirzaies Aussage „Ihr marschiert mit Neonazis“ beleidigt. Die Demo-Teilnehmenden aus dem Querdenken-Spektrum zeigten sich teils unsicher, was sie vom rechtsextremen Nachwuchs halten sollen. „Die sind mir viel zu aufgeregt“, sagte eine Frau mittleren Alters. Ihre Begleitung ging noch weiter: „Die wurden bestimmt eingeschleust“, sagte sie. In Querdenken-Kreisen herrscht der Irrglaube, rechte Gruppen auf ihren Versammlungen seien von Sicherheitsbehörden eingeschleust worden. Auch rechtsextreme Medien begleiteten den Aufmarsch. Deren Vertreter sind nach eigener Aussage noch nicht überzeugt vom Nachwuchs: Der Mitarbeiter des zwischenzeitlich verbotenen „Compact“-Magazins sagte, er würde deutsch-russische Flaggen besser finden als herkömmliche Deutschlandfahnen, wie von den Jungrechten geschwungen. In je einer Stadt in jedem Bundesland will das rechte Bündnis am Sonnabend auf die Straße gehen. Die bundesweiten Demonstrationen werden von einer kleinen Kerngruppe organisiert, die Flyer herausgibt und Social-Media-Kanäle eröffnet. Vor Ort gibt es Ansprechpartner zu den jeweiligen Demos. Das Bündnis bezeichnet sich auf seiner Website als „parteilos“, steht jedoch der AfD nahe: So zeigt sich der Demo-Organisator aus Hannover auf Social-Media mit Merchandise der Partei. In einem Telegram-Kanal des Bündnisses heißt es, die „AfD-Community auf Tiktok“ kämpfe „gegen die soziale Ungerechtigkeit im Land“. Der Ansprechpartner für die Berliner Demo war bereits bei einer rechten Demo im vergangenen Jahr aktiv, wie aus seinem Tiktok-Profil hervorgeht. Bereits am 22. März demonstrierte „Gemeinsam für Deutschland“ am Alexanderplatz, gekommen waren 600 Personen. Am selben Tag fand zeitgleich eine Demo junger Neonazis am Ostkreuz statt.