Franziskus-Nachfolger: Das sind die fünf neuen Papst-Favoriten – auch drei Deutsche im Rennen Von: Christoph Gschoßmann Drucken Teilen Der kommende Papst könnte italienische Wurzeln haben. Oder erleben wir bald ein afrikanisches Kirchenoberhaupt? Rom – Papst Franziskus ist tot – die Spekulationen um seinen möglichen Nachfolger haben schon längst begonnen, schließlich war sein Gesundheitszustand bereits über Wochen und Monate kritisch. Nun wird im Konklave der Nachfolger des verstorbenen Heiligen Vaters bestimmt. Wahlberechtigt sind dabei alle Kardinäle, die noch keine 80 Jahre alt sind – nach dem Papst die höchsten Würdenträger der Kirche. Die allermeisten der heute stimmberechtigten Kardinäle wurden von Franziskus ernannt. Einige wurden aber auch noch von Benedikt XVI. und Johannes Paul II. ernannt. Die größte Gruppe stammt aus Europa. Insbesondere Franziskus hat aber dafür gesorgt, dass andere Weltregionen viel stärker vertreten sind als früher. Franziskus-Nachfolge: Die Favoriten unter den Papst-Kandidaten – Deutscher mischt mit Fotostrecke ansehen Deutschland ist aktuell mit drei Kardinälen dabei: dem früheren Benedikt-Vertrauten Gerhard Ludwig Müller, dem Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, und dem Erzbischof von Köln, Rainer Maria Woelki. Die Favoriten auf den Heiligen Stuhl aber kommen aus anderen Ländern. Favoriten auf die Papstwahl: Pietro Parolin (Italien) Er wird als einer der wahrscheinlichsten Nachfolger von Papst Franziskus angesehen und liegt auch bei vielen Wettbüros ganz vorne. Parolin ist einer der erfahrensten Vatikanbeamten. In seiner Rolle als Staatssekretär des Vatikans seit 2013 hat er eine wichtige Rolle in diplomatischen Angelegenheiten gespielt, darunter auch in sensiblen Verhandlungen mit China und den Regierungen des Nahen Ostens. Kardinal Pietro Parolin ist der Topfavorit auf die Papst-Nachfolge. © Paulo Cunha/picture alliance/dpa Parolin gilt als gemäßigter theologischer Kandidat, der Stabilität bieten und gleichzeitig einige von Franziskus‘ Reformen beibehalten könnte. Seine engen Verbindungen zur vatikanischen Bürokratie machen ihn zu einem starken Kandidaten für diejenigen, die Kontinuität befürworten. Favoriten auf die Papstwahl: Luis Antonio Tagle (Philippinen) Auch ein Asiate hat gute Chancen auf den Heiligen Stuhl: Der 67-jährige Kardinal Luis Antonio Tagle gilt als einer der Favoriten. Er steht für die Fortsetzung der progressiven Agenda von Papst Franziskus. Tagle, ein Verfechter von Inklusion und Evangelisierung, verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Leitung der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und war eine Vertrauensperson in Franziskus‘ innerem Kreis. Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle stammt aus den Philippinen. © Mark R. Cristino/picture alliance/dpa „Insgesamt denke ich, dass die Tatsache, dass meiner Zählung zufolge über 100 der wahlberechtigten Papstwähler von Franziskus ernannt wurden, einen tiefgreifenden Einfluss auf das Ergebnis haben könnte“, sagte Cristina Traina, Professorin an der Northwestern University. „Das heißt, wir werden möglicherweise keinen Ausschlag von Franziskus‘ Prioritäten bekommen.“ Tagles asiatische Herkunft macht ihn ebenfalls zu einer attraktiven Wahl, da der Katholizismus auf dem Kontinent, insbesondere auf den Philippinen, rasant wächst. Favoriten auf die Papstwahl: Peter Turkson (Ghana) Kommt der Papst seit langem wieder aus Afrika? Der 76-jährige Kardinal Peter Turkson setzt sich besonders für soziale Gerechtigkeit ein. Als ehemaliger Leiter des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen äußerte sich Turkson zu Themen wie Klimawandel, Armut und wirtschaftlicher Gerechtigkeit. Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson aus Ghana gilt als einer der Favoriten auf die Papst-Nachfolge. © MASSIMILIANO MIGLIORATO/CPP / via www.imago-images.de Turksons Wahl wäre ein historischer Moment für ihn, als erster afrikanischer Papst seit Jahrhunderten. Der letzte afrikanische Pontifex war Papst Gelasius, der von 492 bis 496 n. Chr. amtierte. Gelasius, in Rom als Sohn afrikanischer Eltern geboren, war bekannt für seine umfangreichen theologischen Schriften und sein starkes Eintreten für Nächstenliebe und Gerechtigkeit für die Armen. Favoriten auf die Papstwahl: Peter Erdő (Ungarn) Franziskus würde ihn wohl nicht wählen: Der 72-jährige Kardinal Peter Erdő, ein führender konservativer Kandidat, ist ein angesehener Kirchenrechtler. Er setzt sich seit Jahren stark für die traditionelle katholische Lehre ein. Zuvor war er Vorsitzender des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen und hat die theologische Orthodoxie betont. Bei Konservativen, die auf eine Abkehr von Franziskus‘ progressivem Kurs hoffen, dürfte der Ungar Erdö beste Chancen haben. © Attila Kovacs/picture alliance/dpa Für diejenigen, die eine Rückkehr zum Konservatismus von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. anstreben, würde Erdő eine deutliche Abkehr von Franziskus‘ Ansatz bedeuten. Favoriten auf die Papstwahl: Angelo Scola (Italien) Der 82-jährige Kardinal Angelo Scola ist ein langjähriger Anwärter auf das Papstamt. Er gehörte bereits zu den Favoriten im Konklave 2013, bei dem schließlich Papst Franziskus gewählt wurde. Scola, ehemaliger Erzbischof von Mailand, hat tiefe theologische Wurzeln und spricht diejenigen an, die eine stärker zentralisierte und hierarchische Kirche befürworten. Angelo Scola (l.): Wird er der Nachfolger von Papst Franziskus? © imago stock&people Auch er steht für traditionalistische Werte, was ihn zu einem starken Kandidaten für diejenigen macht, die sich von Franziskus‘ Reformen abwenden wollen. Sein Alter könnte jedoch gegen ihn sprechen. Der wahrscheinlichste deutsche Kandidat: Kardinal Gerhard Ludwig Müller Müller ist emeritierter Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre. Ein Kardinal aus Mainz hat es immerhin in die erweiterte „Papabili“-Liste des College of Cardinals Report geschafft. Dass Ludwig Müller Papst wird, gilt als eher unwahrscheinlich. © Vandeville Eric/ABACA/Imago Der ehemalige Bischof von Regensburg gilt als intelligent und bodenständig und wird vor allem als versierter Theologe geschätzt. Generell haben deutsche Geistliche seit dem Amtsende von Papst Benedikt XVI. allerdings an Einfluss im Vatikan verloren. Andere Favoriten sieht übrigens Vatikan-Experte Andreas Englisch im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. Kardinal Pierbattista Pizzaballa galt ihm als der Top-Favorit. Doch kurz vor der Beerdigung sagte Englisch: „Das hat sich in den letzten Tagen ziemlich gedreht. Heute (25. April, d.R.) würde ich auf Jean-Marc Aveline tippen, weil er sich verbal zurückgehalten hat. Pizzaballa war zu offensiv.“ (cgsc mit dpa)