Washington. Abschiebungen, Zölle, Rechtsverstöße: Donald Trump betreibt Politik wie im Zeitraffer. Es ist ein politisches Spektakel. Mit einem Ziel. Es war ein Irrtum, zu glauben, dass die zweite Amtszeit von US-Präsident Donald Trump eine Neuauflage seiner ersten vier Jahre im Weißen Haus sein würde. Wie die ersten 100 Tage von „Trump 2“ bewiesen haben, hat der 47. Präsident dazugelernt. Von 2017 bis Anfang 2021 glichen die Abläufe im Weißen Haus einem politischen Laborversuch. Damals navigierte der Immobilienunternehmer nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“. Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion Hinter den Kulissen der Politik - meinungsstark, exklusiv, relevant. Jetzt Anmelden! Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu. Als politischer Neuling, der es gelernt hatte, im Geschäftsleben seinen Willen durchzusetzen, stieß er immer wieder auf Grenzen, die ihm ein resilienter Rechtsstaat setzt. Der Präsident umgab sich größtenteils mit Handlangern, die versuchten, seine autokratischen Anwandlungen zu fördern. Wer Widerstand leistete, den setzte Trump vor die Tür. Auf die Konzeptlosigkeit der ersten Amtsperiode folgt nun ein perfekt inszeniertes politisches Spektakel, das komplette Verwirrung stiftet. Donald Trump: Bedienungsanleitung von der Demokratie in die Autokratie Die Rechtsverstöße sind nämlich so zahlreich, dass politische Gegner gar nicht wissen, wo sie Hebel ansetzen sollen. Co-Autoren des Drehbuchs sind Dutzende von rechtsgerichteten Ideologen. In dem 900 Seiten langen Opus „Project 2025“ der Heritage Foundation liefern sie die Bedienungsanleitung für die Transformation von einem demokratischen Rechtsstaat in eine Autokratie, in der die uneingeschränkte Staatsmacht auf den Präsidenten konzentriert ist. Peter DeThier, US-Korrespondent. © privat | Privat Kein Wunder, dass Paul Dans, der Chefarchitekt von „Project 2025“, sein Glück kaum fassen kann. Die Konsequenz, mit der Trump die politische Vision des Projekts umsetzt, „übertrifft meine kühnsten Träume“, sagt Dans. Denn er regiert praktisch im Alleingang. Per Dekret verhängt der Präsidenten Sanktionen gegen fast alle Handelspartner. Mit einem Autogramm ordnet er die Auflösung ganzer Behörden an. Zudem weist der Präsident Ordnungshüter an, bei Razzien Ausländer zu verhaften und abzuschieben. Selbst dann, wenn sie legal in den USA leben und ein tadelloses polizeiliches Führungszeugnis haben. Vorschub leistet seinen Bemühungen zudem ein Verfassungsgericht, das Trump Immunität bescheinigt hat. Die Konsequenz, die er daraus zieht: Der Präsident wähnt sich nicht nur über dem Gesetz, er ist es tatsächlich. Dies zeigt sich daran, dass weder Gerichte noch der Kongress noch imstande sind, ihm die Flügel zu stutzen. Auch interessant Abschiebe-Abkommen Ein Tattoo reicht für eines der schlimmsten Gefängnisse der Welt Von Klaus Ehringfeld Trump unterschätzt die geopolitischen Folgen seiner Politik Die Erkenntnis nach den ersten 100 Tagen: Im Ansehen seiner Landsleute ist Trump weit abgerutscht. Weder sind die Wähler mit seinen inflationären Zöllen noch mit den politischen Alleingängen und schon gar nicht der herausragenden Rolle des ungewählten Privatmannes Elon Musk einverstanden. Das aber stört Trump nicht im geringsten. Er regiert wie ein Alleinherrscher, der keine Abwahl zu befürchten hat. Entweder, weil er 2028 mit 82 Jahren nicht mehr antreten will. Oder, weil er plant, bis dahin freie Wahlen abgeschafft zu haben. Donald Trump: Wie ein Alleinherrscher, der keine Abwahl zu befürchten hat. © Bernd von Jutrczenka/dpa | Bernd von Jutrczenka Trump unterschätzt allerdings die geopolitischen Folgen seiner Politik. Verbündete erkennen, dass auf die USA kein Verlass mehr ist. Weder bei der Beendigung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine noch bei dem Ausbau der Handelsbeziehungen oder der internationalen Kooperation zur Bekämpfung des Klimawandels. Zwar hat Trump beschworen, dass „America First“ niemals „Amerika alleine“ bedeuten würde. Der Alleingang ist aber vorgezeichnet. Hält der Präsident an diesem Kurs fest, dann wird er eine gefährliche, neue Ara des amerikanischen Isolationismus einläuten.