Vergessenes Detail in Ermittlungsakten: Neue Theorie zu Ingas Verschwinden
Inga Gehricke wird seit dem 2. Mai 2015 vermisst. Sie wurde zuletzt mit anderen Kindern am Waldrand gesehen Stendal (Sachsen-Anhalt) – Wie kann ein Kind an einem Ort voller Menschen spurlos verschwinden? Zehn Jahre sind vergangen, seit die damals fünfjährige Inga Gehricke zuletzt auf einem Familienausflug gesehen wurde. Ein winziges Detail, das bislang offenbar unbemerkt blieb, könnte jetzt eine Wende in dem Fall bringen. Ein TV-Team um einen Digitalforensiker durfte erstmals in die 40.000 Seiten Ermittlungsakten der Polizei blicken. Nach anderthalb Jahren Auswertung stellt der Spezialist eine ganz neue Theorie auf: Inga könnte viel früher auf einen Entführer getroffen sein, der sie am Abend holte! „Sie sagten, sie war so ruhig“ Das Mädchen mit der Zahnlücke und den geflochtenen Zöpfen wäre heute 15 Jahre alt Prof. Dirk Labudde von der Hochschule Mittweida stand dem MDR bei einer Recherche zu einer Doku über das Verschwinden des Mädchens („Exactly“, Mittwoch um 21.15 Uhr) bei. In der Vergangenheit hat er bereits in anderen Fällen mit der Polizei zusammengearbeitet. Der Experte stützt seine Hypothese auf Zeugenaussagen zu Ingas Verhalten: „Sie sagten, sie war so ruhig. Wann bin ich denn ruhig? Wenn ich darüber nachdenke, mache ich es oder nicht?“, so Prof. Labudde. Im Laufe des Tages habe es womöglich einen ersten Kontakt mit einem Kidnapper auf dem Wilhelmshof in Stendal (Sachsen-Anhalt) gegeben. Digitalforensiker Prof. Dirk Labudde untersuchte den Fall, er fuhr sogar an den Ort des Verschwindens Einer Verlockung könnte Inga zunächst widerstanden haben, bei einem späteren Treffen jedoch nicht mehr. Der Forensiker: „Sie könnte mitgegangen sein, weil sie dann ein anderes Verhältnis und eine gesteigerte Erwartung gehabt hätte“. Zertrampelten Suchtrupps Spuren einer Entführung? Seit dem Abend des 2. Mai 2015 hat niemand mehr Inga Gehricke gesehen. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften durchkämmt bis heute immer wieder den Wald nach möglichen Spuren. Die Fünfjährige sei damals zusammen mit anderen Kindern Feuerholz sammeln gewesen. Immer wieder waren Suchtrupps in dem Gebiet um den Wilhelmshof unterwegs, durchkämmten jeden Meter Zunächst war man davon ausgegangen, Inga habe sich verlaufen. Heute denkt Prof. Labudde, haben die Suchtrupps wahrscheinlich alle Beweise eines Verbrechens zertrampelt. Die Kripo wurde laut den Akten erst 36 Stunden nach der Vermisstenmeldung hinzugezogen. Immer wieder hatte es schwere Vorwürfe gegen die Ermittler gegeben, u. a. von Anwälten der Familie. Ingas Mutter hat die Hoffnung, ihr Kind wiederzusehen, jedoch nie aufgegeben: „Ich fühle, dass sie noch lebt“, sagte sie im November.