Angriffe in Kliniken auch in Hessen ein „strukturelles Problem“

„Ein strukturelles Problem – auch in hessischen Kliniken“: Angriffe auf medizinisches Personal immer häufiger Von: Erik Scharf Drucken Teilen Die Gewalt gegen Klinikmitarbeiter nimmt zu. Besonders betroffen sind Notaufnahmen. Welche Lösungen bieten Kliniken, um das Problem zu bekämpfen? Frankfurt – Gewalt gegen Krankenhauspersonal ist ein wachsendes Problem. Im vergangenen Jahr wurden 189 Klinikangestellte Opfer von körperlichen Übergriffen, wie das Gesundheitsministerium in Wiesbaden mitteilte. Unter den Betroffenen waren 34 Ärztinnen und Ärzte sowie 155 Pflegekräfte. Die Statistik erfasst Gewaltkriminalität mit dem Tatort „Klinik“ und „Krankenhaus“, wobei Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit und Freiheit von medizinischem Personal gezählt wurden. Im Jahr 2023 stieg die Zahl der betroffenen Pflegekräfte auf 173, während 33 Ärztinnen und Ärzte Opfer von Gewalt wurden. „In den Ballungszentren, in denen sich mehrere Krankenhäuser und Kliniken befinden, wurden proportional mehr Fälle erfasst als in den übrigen ländlich geprägten Regionen“, erklärte das Ministerium. Ein Schild am Haupteingang des Universitäts-Klinikums weist auf den Weg zur Zentralen Notaufnahme hin. (Symbolfoto) © Arne Dedert/dpa Angriffe auf medizinisches Personal: „Zahl der Angriffe hoch – eine Entspannung lässt sich nicht feststellen“ Die Landesregierung verurteilt diese Angriffe scharf: „Die Landesregierung verurteilt Angriffe und Gewalt gegen Mitarbeitende in Krankenhäusern, Beschäftigte im Gesundheitswesen, Einsatz- und Rettungskräfte und darüber hinaus auf das Schärfste“, betonte das Gesundheitsministerium. Kliniken müssen vor Ort über Schutzmaßnahmen entscheiden, die von Absprachen mit der Polizei bis zu baulichen Änderungen reichen können. Eine Sprecherin der hessischen Krankenhausgesellschaft stellte fest: „Die gemeldeten Zahlen zeigen: Gewalt gegen Pflegekräfte und Ärztinnen und Ärzte ist leider kein Einzelfall mehr, sondern ein strukturelles Problem – auch in hessischen Kliniken.“ Sie fügte hinzu: „Die Dunkelziffer dürfte wahrscheinlich noch etwas höher liegen, da nicht jeder Vorfall zu einer Anzeige gebracht wird.“ Erst kürzlich wurde ein Sanitäter bei der Reanimation eines Patienten angegriffen. Das gibt es Neues aus den Zoos und Wildparks in Rhein-Main Fotostrecke ansehen Trotz eingeführter Schutzmaßnahmen bleibt die Situation angespannt. „Dennoch bleibt die Zahl der Angriffe hoch – eine Entspannung der Lage lässt sich leider derzeit nicht feststellen.“ Die Herausforderungen im Klinikalltag, wie Personalmangel und steigende Arbeitsbelastung, tragen zur Eskalation bei. Hohe Belastung in Medizin-Einrichtungen in Hessen: „Patienten zeigen weniger bis gar kein Verständnis“ Die Landesärztekammer erfasst über einen digitalen Meldebogen Gewalt gegen medizinisches Personal. „Unsere Meldedaten deuten darauf hin, dass die Aggressivität gegenüber dem medizinischen Personal seit Erhebungsbeginn im Jahr 2019 gestiegen ist“, erklärte eine Sprecherin der Kammer. Besonders während der Corona-Pandemie wurden mehr Fälle registriert. „Weiterhin leben wir in krisenhaften Zeiten. Dies kann zu Überforderung führen, die unter anderem mit einer gesteigerten Aggressivität gegen die Ärzteschaft sowie Gesundheitsfachkräfte einhergeht“, ergänzte die Sprecherin. „Manche Patientinnen und Patienten, die immer fordernder werden, zeigen in einigen Fällen weniger bis gar kein Verständnis für die derzeitige Arbeitsbelastung der Ärzteschaft sowie der Mitarbeitenden.“ Die Carl-Oelemann-Schule der Landesärztekammer bietet seit 2024 eine Fortbildung mit dem Titel „Aggression im Praxisalltag - Lösungsstrategien“ an. „Die kommende Fortbildungsveranstaltung ist bereits ausgebucht, sodass man von einer hohen Nachfrage ausgehen kann“, erklärte die Sprecherin. Ein Konzept zur Bewältigung aggressiver Patienten sei essenziell, rät die Landesärztekammer. (esa/dpa)