Auf diesen Moment hatten die Fans der Eisbären zwölf Jahre gewartet: Wie zuletzt 2013 dürfen sie mit ihrer Mannschaft in der Friedrichshainer Arena den Titel der Deutschen Eishockey Liga (DEL) feiern. Um 21.41 Uhr flogen die Helme, Stöcke über das Eis und es billdete sich eine gewaltige Jubeltraube. Es ist bereits Titel Nummer elf, womit die Berliner untermauern, dass sie die unangefochtene Nummer eins in Eishockey-Deutschland sind. Und die Eisbären haben sich das Beste für den Schluss aufgehoben. Nicht nur in Form des Pokals, den sie den ganzen Abend nach dem vierten Sieg in dieser Serie in die Höhe recken durften. Nach den beiden 7:0-Festspielen zuvor gegen die Kölner Haie konnte das Team von Serge Aubin mit einem weiteren 7:0 (4:0, 2:0, 1:0) tatsächlich noch mal ein Spektakel hinterherschieben; und das vor den Augen der Familie des verstorbenen Teamkollegen Tobias Eder. Bruder Andreas wird nächste Saison wohl das Trikot der Berliner tragen. Und es passte zu dieser außergewöhnlichen und zugleich traurigen Saison, dass die Fans unmittelbar die typischen „Tobi-Eder“-Sprechchöre anstimmten. Zu seinem Lieblingslied „Viva la Vida“ flossen dann auch die Tränen, was noch mal offenbarte, dass diese Meisterschaft so gar nicht mit früheren zu vergleichen ist. Und auch die Kölner Fans ehrten Eder, was ihnen großen Applaus einbrachte. Auch wenn sich der eine oder andere objektive Eishockey-Fan und wohl auch die DEL auf ein spannendes Spiel gefreut hatten, war der letzte Akt in dieser Saison bereits nach etwas mehr als elf Minuten entschieden. Zach Boychuk, Gabriel Fontaine, Ty Ronning und Marcel Noebels hatten mit insgesamt vier Toren schon früh für klare Verhältnisse gesorgt. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Externen Inhalt anzeigen Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Berliner können ihre Dominanz selbst kaum fassen Den Berlinern war anzumerken, dass sie selbst nicht so recht glauben können, was hier passiert. Selten sieht man Spieler in einem solchen Entscheidungsspiel mit einem Dauergrinsen. Zach Boychuk sagte beim Magenta-Pausentalk: „Das ist ein Finale, das ist schon crazy.“ Die 14.200 Anwesenden hatten sich schon jetzt von ihren Sitzen erhoben für Standing Ovations. Und das war es noch längst nicht. „Nur noch fünf“, sangen die freudetrunkenen Fans, nachdem Yannick Veilleux auf 5:0 gestellt hatte. Nach der Hälfte des Spiels war dann das halbe Dutzend geschafft – durch Boychuks zweiten Streich an diesem Abend. 11 Minuten benötigten die Eisbären nur für die ersten vier Tore. Jake Hildebrand, der sage und schreibe neun Drittel und 180 Minuten ohne Gegentreffer blieb, erlebte einen gemütlichen Abend und dürfte die Show ziemlich genossen haben. Bis auf die Kölner Anhänger hüpfte jede und jeder in der Arena um die Wette, selbst in den Logen hielt es niemanden auf den Sitzen. Besser kann man Eishockey kaum spielen, und das wurde entsprechend gewürdigt. „Deutscher Meister EHC“ wurde angestimmt. Vier Titel haben die Eisbären nun unter Serge Aubin in den vergangenen fünf Spielzeiten gewonnen. Und nie ging es in der entscheidenden Phase so leicht wie in diesem Jahr. 2021, als wegen der Coronapandemie keine Fans anwesend sein durften, hatten sie Wolfsburg niedergekämpft. Ein Jahr später sah es im entscheidenden Spiel auch leicht aus, aber es gab doch einige Hürden mehr zu überspringen gegen Red Bull München. Im vergangenen Jahr hatte Bremerhaven am Ende nicht die Qualität, aber die Spiele waren doch alle umkämpft. Die Kölner hingegen waren nicht mehr als ein Sparringspartner. 26:3 Tore sind normalerweise nicht die Bilanz eines Finals. Dass Trainer Kari Jalonen nach etwas mehr als drei Minuten im fünften Spiel eine Auszeit nahm und Tobias Ancicka für Julius Hudacek ins Tor stellte, offenbarte die Rat- und Planlosigkeit. Die Euphorie der Haie, zum ersten Mal seit 2014 in einem Finale zu stehen, ist großer Ernüchterung gewichen. Und so begannen die Vorbereitungen der Berliner Profis für die Meisterparty auf dem Eis schon lange vor der Schlusssirene, vor allem nach dem 7:0 durch Frederik Tiffels - dem dritten Spiel mit diesem Ergebnis hintereinander. Der Schampus war ohnehin schon längst kaltgestellt für die größte Party an dieser Stelle seit über einem Jahrzehnt.