Bezahlen aber nicht bestimmen: Dank Merz und Scholz spielt Deutschland für Europas Sicherheit keine Rolle

Es ist ein Bild, das mehr sagt als tausend Leitartikel: Während Donald Trump, Wolodymyr Selenskyj, Emmanuel Macron und Keir Starmer sich am Rande der Papst-Beerdigung im Vatikan zur Zukunft Europas abstimmen, fehlt ein Gesicht – das des deutschen Kanzlers. Ein symbolträchtiger Schnappschuss für die aktuelle Rolle Deutschlands in Europa: Wir sind führungslos. Olaf Scholz, der am Samstag immerhin auf dem Petersplatz war, regiert längst im Modus des geschäftsführenden Verwalters. Der geschäftsführende Bundeskanzler wird selbst von seinen europäischen Partnern offensichtlich nicht mehr ernst genommen. Seine „Zeitenwende“ verkam zum rhetorischen Geisterfahrerprojekt. Während andere europäische Länder ihre Interessen mit Nachdruck vertreten, wirkt Deutschland in 2025 wie ein müder Zugpassagier. Wir brauchen Politiker mit Visionen, Mut und vor allem: Präsenz. Dabei ist die Lage bitterernst: In Rom, Paris, London und Kiew wird über die Zukunft der europäischen Sicherheit gesprochen – und Berlin? Berlin wartet. Auf was? Auf eine Regierung? Auf einen klaren Kurs? Auf Einladungen? Scholz’ diplomatische Zurückhaltung hat sich inzwischen in eine politische Bedeutungslosigkeit verwandelt. Friedrich Merz, der wahrscheinlich nächste Kanzler, kann sich derweil noch nicht ins Rampenlicht drängen – schließlich ist er offiziell noch nicht mal Bundeskanzler. Er hätte trotzdem nach Rom fliegen müssen. Medienberichten zufolge sei die protokollarische Sitzordnung ein Grund dafür gewesen, dass der designierte Kanzler am Sonnabend nicht im Vatikan zugegen war. Ein erster Fehler – noch bevor es für ihn so richtig losgeht. Die bittere Ironie: Ausgerechnet in der größten Krise seit Jahrzehnten, in der Europa geschlossen handeln müsste, fehlt sein wirtschaftliches Schwergewicht am Verhandlungstisch. Während Macron und Starmer die innereuropäischen Strippen ziehen, wirkt das politische Berlin wie ein Museumsexponat – bewundert für vergangene Leistungen, aber ohne Einfluss auf die Gegenwart. Deutschland steht an einem Wendepunkt. Es kann sich weiterhin als belehrender Moralist aufspielen, der von der Seitenlinie aus Ratschläge erteilt – oder endlich wieder Verantwortung übernehmen. Doch dazu bräuchte es Politiker mit Visionen, Mut und vor allem: Präsenz.