Pakistan droht Indien: Atomwaffen „nicht zur Schau gestellt“

Der pakistanische Eisenbahnminister Hanif Abbasi hat Indien mit einem Atomkrieg gedroht. Pakistans Raketen und 130 Atomsprengköpfe würden „nur für Indien“ aufbewahrt, warnte er laut Medienberichten. Seit einem tödlichen Angriff in der vergangenen Woche im indisch kontrollierten Kaschmir nehmen die Spannungen zwischen den beiden Atommächten weiter zu. Unter Bezugnahme auf die Drohung Neu-Delhis, ein bilaterales Wasserabkommen für den Indus-Fluss auszusetzen, erklärte Abbasi, Indien müsse sich „auf einen totalen Krieg vorbereiten“. „Die militärische Ausrüstung, die wir haben, die Raketen, die wir haben, sind nicht zur Schau gestellt“, sagte der Minister. „Niemand weiß, wo wir unsere Atomwaffen im ganzen Land platziert haben. Ich sage es noch einmal, diese ballistischen Raketen, sie sind alle auf euch gerichtet.“ Nach dem tödlichen Angriff auf Touristen hatten die Regierungen in Neu-Delhi und Islamabad einander mit Strafmaßnahmen überzogen: Indien ordnete die Ausweisung aller pakistanischen Staatsangehörigen bis zum kommenden Dienstag an, während Pakistan indische Diplomaten des Landes verwies und eine Aussetzung des Handels ankündigte. Der Luftraum über Pakistan ist für alle indischen oder von Indern betriebenen Fluglinien geschlossen worden. Zudem teilte die Regierung in Islamabad mit, jeder Versuch Indiens, durch ein Aussetzen des Wasserabkommens für den Indus-Fluss in Kaschmir die pakistanischen Wasserressourcen zu gefährden, werde als „Kriegsakt“ bewertet. „Wir haben ein Recht auf Wasser und wir werden es, so Gott will, einfordern, selbst, wenn das Krieg bedeutet“, sagte ein 25-jähriger Mann bei Protesten gegen die indischen Strafmaßnahmen im pakistanischen Lahore. Tödlicher Angriff in Kaschmir: Wer steckt dahinter? Der Angriff auf die Touristen wurde am vergangenen Dienstag im beliebten Urlaubsort Pahalgam verübt, etwa 90 Kilometer von der Stadt Srinagar entfernt. Die Angreifer töteten 26 Inder und einen Nepalesen. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. Es war der folgenschwerste Angriff in Kaschmir seit mehr als 20 Jahren. Normalerweise verüben die in der zwischen Indien und Pakistan umstrittenen Kaschmir-Region aktiven militanten Gruppen Angriffe geringeren Ausmaßes auf indische Sicherheitskräfte. Von indischer Seite wurde die Verantwortung Pakistan zugewiesen, das in Kaschmir „grenzüberschreitenden Terrorismus“ unterstütze. Ein indischer Staatsbürger mit seinen Kindern und seiner pakistanischen Frau, die Pakistan besuchen, warten auf die Freigabe für den Grenzübertritt. K.M. Chaudary/dpa Premierminister Narendra Modi erklärte, Indien werde die Verantwortlichen des Angriffs „bis ans Ende der Welt verfolgen“ und „alle Terroristen und deren Unterstützer bestrafen“. Die indische Polizei vermutet, dass die pakistanische LeT für die Attacke vom Dienstag verantwortlich ist und fahndet nach zwei Pakistanern und einem Inder, die verdächtigt werden, der von der Uno als Terrormiliz eingestuften Gruppe anzugehören. Indien: Erneut Schusswechsel mit Pakistan in Kaschmir – Teheran bietet Vermittlung an Nach Angaben Indiens haben indische und pakistanische Soldaten in der dritten Nacht in Folge aufeinander geschossen. Die indische Armee erklärte am Sonntag, entlang der Demarkationslinie zwischen beiden Ländern in der von Neu-Delhi sowie von Islamabad beanspruchten Region hätten zunächst pakistanische Soldaten „unprovoziert“ mit Kleinwaffen geschossen. Indische Soldaten hätten hierauf „wirksam“ mit „angemessenem Kleinwaffenbeschuss“ reagiert. Von pakistanischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung des jüngsten Schusswechsels. Bereits in den vergangenen Nächten war es zu ähnlichen Zusammenstößen gekommen. Am Samstag hatte sich der Iran als Vermittler im eskalierenden Kaschmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan angeboten. Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi erklärte im Onlinedienst X, Teheran sei „bereit, seine guten Dienste zu tun“. Er habe seinem pakistanischen Kollegen Ishaq Dar diesen Vorschlag gemacht. Die nördliche Himalaya-Region, die mehrheitlich von Muslimen bewohnt wird, ist seit der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans im Jahr 1947 geteilt. Beide Länder haben bereits zwei Kriege um die Kontrolle der Bergregion geführt. (mit AFP, dpa)