Oberbürgermeister auf Tiktok und das Werben um junge Wähler

«Ich wurde auch schon von Schülern angesprochen, dass sie mich von Tiktok kennen», sagt der Stendaler Oberbürgermeister Bastian Sieler (links). (Archivbild) In Sachsen-Anhalt sind ein paar Oberbürgermeister auf Tiktok unterwegs. Welche Inhalte posten sie und was versprechen sie sich davon? Anzeige Wahlkampf auf der Straße, Besuch bei der Feuerwehr, Kampf gegen Fakenews oder auch einfach mal privat am heimischen Herd - einige Oberbürgermeister in Sachsen-Anhalt sind inzwischen auf der Videoplattform Tiktok aktiv. Allerdings nutzen bisher erst fünf OBs einen persönlichen Account zur Präsentation ihrer Arbeit, wie Recherchen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zeigen. Von den elf Landräten ist noch kein einziger dabei. Der neue Hallesche OB Alexander Vogt hat Tiktok bereits im Wahlkampf genutzt, er zeigt sich dort aber auch in HFC-Schürze am Herd oder mit seinem Hund. Nach der Wahl berichtete er von seiner letzten Unterrichtsstunde als Lehrer und von seiner ersten Arbeitswoche als Oberbürgermeister. Anzeige Von Schülern angesprochen Der Stendaler OB Bastian Sieler hat etwa ein Video vor der ältesten Kneipe in seiner Stadt veröffentlicht oder lädt auf Tiktok zum gemeinsamen Frühjahrsputz ein. «Die Reaktionen in den Kommentaren sind in der Regel positiv. Gerade jüngere Follower freuen sich häufig, bekannte Orte in Stendal wiederzuerkennen», sagte Sieler der dpa. «Ich wurde auch schon von Schülern angesprochen, dass sie mich von Tiktok kennen. Um junge Menschen zu erreichen, unter 20-Jährige, finde ich es wichtig, dort aktiv zu sein.» Sieler hat etwas mehr als 1.000 Follower. Anzeige Der Medien-Experte Jonas Schützeneder bestätigt, dass Tiktok einen Zugang zu einer sehr jungen Zielgruppe bietet, der auf anderen Wegen eher nicht erreicht wird. «Genau hier ist die Chance für die Lokalpolitik, eigene Personen, Inhalte, Themen zu setzen, Interesse dafür zu schaffen und damit neue Beziehungen aufzubauen», so der Professor der Universität der Bundeswehr München. Szarata: «Ey Freunde, das ist Quatsch» Allerdings sieht Schützeneder auf Gefahren. «Tiktok ist kein Spielzeug und auch kein wohlwollendes Geschenk. Es ist ein politisches Instrument, sehr eng verbunden mit der chinesischen Führung, und dafür gemacht, öffentliche Meinung und Meinungsbildung mitzubestimmen», sagte er. Tiktok schränke unbeliebte Meinungen ein. «Der Algorithmus fördert wie auch auf anderen Plattformen populistische und aggressive Inhalte und sorgt letztlich vor allem für Unterhaltung und Emotionalisierung.» Als Primärquelle für eigene Information und Meinungsbildung sei die Plattform höchst ungeeignet. Der Halberstädter Oberbürgermeister Daniel Szarata gibt in einem Video ein Statement zu einem angeblichen Messerangriff in der Stadt ab. «Ey Freunde, das ist Quatsch», so Szarata in dem Video. Er macht seinem Ärger Luft, dass im Internet unwahre Dinge verbreitet werden. «Also hört auf mit diesen blödsinnigen Fakenews, das hilft uns allen nicht weiter.» dpa-infocom GmbH