Experten entkräften Renten-Irrtum: Rentenbeiträge werden ausgegeben statt zurückgelegt

Experten entkräften Renten-Irrtum: Rentenbeiträge werden ausgegeben statt zurückgelegt Von: Stella Henrich Drucken Teilen Ein sorgloser Ruhestand ist der Traum vieler. Ein Irrglaube ist dabei wenig hilfreich. Zumal das Rentensystem entscheidende Schwächen hat. München – Im Alter mit seinem Geld zurechtkommen, ist nicht leicht. Nicht immer reicht die eigene Rente aus, um als Senior ein Leben ohne finanzielle Sorgen führen zu können. Viele alte Menschen geraten zum Beispiel in Geld-Not, wenn die Pflegeheimkosten die eigene Rente übersteigen. Die Zahl der Rentnerinnen und Rentner, die in Altersarmut leben, hat sogar einen neuen Höchststand erreicht. Dies ist sowohl ein Weckruf als auch eine deutliche Aufforderung an Politik und Gesellschaft. Bis 2036 wird die Generation der Babyboomer, die Millionen von Versicherten umfasst, das gesetzliche Rentenalter erreichen. Dies wird erhebliche Auswirkungen auf das umlagefinanzierte Rentensystem haben. Klingbeil will das System retten, weil die demografische Zeitbombe tickt. Wer also immer noch glaubt, dass die aktuellen Einzahlungen in die Rente für die eigene spätere Rente angespart werden, liegt falsch. Experten entkräften Renten-Irrtum: Rentenbeiträge werden ausgegeben statt zurückgelegt Das deutsche Rentensystem basiert auf dem Generationenvertrag und wird durch das Umlageverfahren finanziert. Die Beiträge der Versicherten und Arbeitgeber sowie die Bundeszuschüsse von über 100 Milliarden Euro werden hauptsächlich zur Auszahlung der laufenden Renten an mehr als 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner verwendet. Das Online-Portal ihre-vorsorge.de erklärt den grundlegenden Irrtum, dass Geld für die Rente zurückgelegt wird. „Was ich jetzt an Beiträgen einzahle, wird für die spätere Rente angespart“, lautet dieser. Doch die heutigen Beiträge werden nicht für die zukünftigen Renten zurückgelegt. Dies widerspräche dem Prinzip des Generationenvertrags, auch als Umlageverfahren bekannt. Nicht für alle Rentner reicht das Geld im Alter. © Hauke-Christian Dittrich/dpa Die umlagefinanzierte Rentenversicherung funktioniert folgendermaßen: Beiträge der Versicherten werden nicht gespart. Sie werden gleich wieder für die laufenden Ausgaben verwendet. Das heißt: Die Beiträge werden also direkt an die Rentnerinnen und Rentner von heute ausbezahlt. Arbeitnehmer und Arbeitgeber sowie bestimmte Selbstständige zahlen Rentenbeiträge in die Rentenkasse ein. Aus den laufenden Beiträgen zahlt die Deutsche Rentenversicherung die Renten der derzeitigen Rentner. Die Beiträge der heutigen Beschäftigten sind damit natürlich nicht weg. Sie werden aber nicht angespart, sondern als Entgeltpunkte auf ihrem Rentenkonto verrechnet. Einen Entgeltpunkt bekommt, wer in einem Jahr das Durchschnittseinkommen aller versicherungspflichtigen Erwerbstätigen in Deutschland verdient. Wie viele Rentenpunkte die Beschäftigten pro Jahr also erwerben, hängt entscheidend von ihrem eigenen Gehalt ab. Das bestimmt auch die Höhe der späteren Rente. Je mehr Punkte auf dem eigenen Rentenkonto für später gesammelt wurden, desto höher fällt die gesetzliche Rente aus. Durch die eigenen Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung erwerben Versicherte selbst einen Anspruch auf eine Rente im Alter, die dann von der nächsten erwerbstätigen Generation finanziert wird. Quelle: ihre-vorsorge.de, Deutsche Rentenversicherung Rente: Das sind die 15 größten Mythen zur Altersvorsorge Fotostrecke ansehen Immer weniger junge Menschen finanzieren das Rentensystem – Zahl der Rentner wächst dagegen Der Gesetzgeber musste das Rentensystem in den letzten Jahren immer wieder an die demografische Entwicklung anpassen, die durch sinkende Geburtenraten und eine steigende Lebenserwartung geprägt ist. Auch die Arbeitslosigkeit und der zusätzliche Druck durch die deutsche Wiedervereinigung stellen Herausforderungen dar, wie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales erläutert. Eine Reformmaßnahme war die „Rente mit 63“ sowie die schrittweise Anhebung der Regelaltersgrenze auf 65 Jahre. Angesichts der Herausforderungen, die das Rentensystem aufgrund der sinkenden Zahl an Beitragszahlern in Zukunft noch stärker belasten werden, ist die neue Regierung zum Handeln gezwungen. Die Merz-Regierung plant beispielsweise die Einführung der Aktivrente, bei der Rentnerinnen und Rentner 2000 Euro steuerfrei hinzuverdienen dürfen. Wie es mit der „Rente mit 63“ weitergeht, ist im Koalitionsvertrag von SPD, CDU und CSU noch vage formuliert. Auch Rentner in Grundsicherung sollen künftig besser unterstützt werden, um ihre finanzielle Lage zu verbessern. (sthe)