Am Dienstag soll der Koalitionsvertrag endgültig auf den Weg gebracht werden: Dann soll auch die SPD-Basis über ein Bündnis mit der CDU abgestimmt haben. Viele hochrangige Genossen sind aktuell zwischen Nordsee und Alpen unterwegs, um für das 144-seitige Papier zu werben. Einer davon: Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. BILD hakte nach. Wie ist die Stimmung im SPD -Land? Auch 48 Stunden vor Ende des Votums gibt es Magengrummeln. Kämpfers Eindruck: Das größte Problem für die Parteifreunde sind nicht die Inhalte – sondern führende Kräfte in der Union! Ulf Kämpfer (52) ist seit 2014 Oberbürgermeister in Kiel. Abstimmung mit AfD hallt nach „Es ist durch die gemeinsame Abstimmung im Bundestag der CDU mit der AfD viel Vertrauen verloren gegangen. Das sitzt noch tief. Friedrich Merz und Jens Spahn sind darum für viele Mitglieder noch immer ein rotes Tuch.“ Aber: „Gerade weil viele Mitglieder die CDU nicht noch weiter in die Arme der AfD treiben wollen, gibt es eine Motivation, am Ende zuzustimmen“, sagt Kämpfer. Ende Januar hatte die CDU im Bundestag in Kauf genommen, Mehrheiten nur mit den Rechtspopulisten erzielen zu können. Genossen sprachen von Erpressung durch die Union. Auch eine eigentlich dringend nötige Frischzellenkur außerhalb der Regierung macht vielen Sorgen: „Wir hängen seit 27 Jahren fast ununterbrochen in der Regierung. Das frisst uns auf und verwischt unser Profil.“ Seit 1998 regiert die SPD mit nur einer Unterbrechung (2009 bis 2013) immer mit. Unter Beschuss: Friedrich Merz (67) im Januar bei der Abstimmung zum sogenannten Zustrombegrenzungsgesetz SPD-Einsicht beim Bürgergeld Auch die eigene Politik wird an der Basis kritisch hinterfragt: „Beim Bürgergeld gibt es schon eine gewisse Einsicht. Viele wissen: Da waren wir vielleicht zu großzügig. Malochen zu gehen und dann mit nur 150 Euro mehr nach Hause zu kommen als Bürgergeld-Empfänger mit Kindergeld-Zuschlag. Das empfinden auch SPD-Wähler nicht als Politik für die arbeitende Mitte“, so Kämpfer. Kämpfer rechnet mit Zustimmung Am Ende rechnet der OB von der Förde aber mit einem Ja: „Unter den Mitgliedern herrscht zwar teils eine große Unsicherheit, jedoch gibt es auch die Bereitschaft, am Entscheidungsprozess konstruktiv mitzubewirken. Ich gehe davon aus, dass wir eine Mehrheit für den Koalitionsvertrag erreichen.“