Undercover-Recherche: Wie Neonazis Mädchen und Frauen rekrutieren

Artikel anhören Kopiere den aktuellen Link Zur Merkliste hinzufügen Ein Team von RTL und stern hat in monatelangen Recherchen aufgedeckt, wie Rechtsextreme gezielt Mädchen, junge Frauen und ihre Kinder rekrutieren. Das Team hatte Zugang zu geschlossenen Chatgruppen und hatte eine verdeckte Reporterin bei den "Jungen Nationalisten" (JN) eingeschleust, der Jugendorganisation der vom Verfassungsschutz beobachteten Partei Die Heimat (früher NPD). "Wir kämpfen für Hitler" So erlebte das Reporterteam von RTL und stern mit, wie die JN auf Tiktok oder Instagram Mädchen und Frauen mit rechtsextremer Propaganda anspricht – und sie dann auf einem abgeschotteten Schulungsgelände namens "Heimathof" zu indoktrinieren und radikalisieren versuchte. Auf sogenannten "Mädeltagen" zeigten führende Köpfe der Gruppierung Hitlergrüße, propagierten die Familiengründung als politisches Ziel und sangen am Lagerfeuer "Wir kämpfen für Hitler". Der Experte André Aden von der Organisation Recherche Nord, der die Szene seit Jahrzehnten beobachtet, sagte zu den Ergebnissen der Recherchen von RTL und stern: "Die JN bildet Überzeugungstäter aus – nationalsozialistische Kader, die ihre Gegner bis aufs Letzte bekämpfen. Diese Ideologie ist durchzogen von Gewalt." "Demokratie halten wir für ein grundfalsches System" In einem der raren Interviews, die Rechtsextremisten kritischen Journalisten geben, offenbarte einer der Köpfe der JN gegenüber RTL und stern offen seine demokratiefeindliche Haltung: "Die parlamentarische Demokratie halten wir wirklich für ein grundfalsches System", sagte Lois Wagner. "Wir sind natürlich nicht dafür, dass jeder Idiot und jeder 'Volksschädling' hergehen kann, um eine Partei zu gründen." Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick Abonnieren Sie unseren kostenlosen Hauptstadt-Newsletter – und lesen Sie die wichtigsten Infos der Woche, von unseren Berliner Politik-Expertinnen und -Experten für Sie ausgewählt! Brandenburgs Verfassungsschutzchef Jörg Müller zeigte sich von den Recherchen alarmiert. "In der Deutlichkeit spricht das auch ein Extremist normalerweise nicht aus", sagte er gegenüber RTL und stern. Üblicherweise hätten Extremisten die Fähigkeit, Aussagen abzutarnen, die offen gegen die freiheitliche Grundordnung der Bundesrepublik verstießen.