Ist es „Planet 9“ oder nicht? Neue Entdeckung sorgt für Diskussionen

Ist es „Planet 9“ oder nicht? Neue Entdeckung sorgt für Diskussionen Von: Tanja Banner Drucken Teilen Ein Planeten-Kandidat sorgt für Aufsehen: Könnte es sich um den lang gesuchten „Planet 9“ handeln? Forscher sind uneins, doch einer ist sich ganz sicher. München – Seit Pluto im Jahr 2006 seinen Status als Planet verlor, zählt unser Sonnensystem offiziell nur noch acht Planeten. Doch die Theorie, dass es einen neunten Planeten geben könnte, hält sich seit Jahren hartnäckig. Die Grundlage dafür lieferten die Forscher Mike Brown und Konstantin Batygin vom California Institute of Technology (Caltech). Sie beobachteten ungewöhnliche Bewegungen transneptunischer Objekte (TNOs), also Himmelskörper jenseits der Neptun-Bahn, die auf die Gravitationskraft eines massiven, bislang unentdeckten Planeten hinzudeuten schienen. Diese Hypothese, die sie 2016 veröffentlichten, löste eine intensive Suche nach dem mysteriösen „Planet 9“ aus. Nun gibt es neue Erkenntnisse: Ein Team um Terry Long Phan von der National Tsing Hua University hat einen möglichen Kandidaten für „Planet 9“ identifiziert. Die Forschungsergebnisse wurden auf dem Preprint-Server Arxiv veröffentlicht und sollen im Fachjournal Publications of the Astronomical Society of Australia (PASA) erscheinen. Laut der Studie analysierte das Team Daten der Teleskope IRAS und AKARI, die 23 Jahre auseinanderliegen. Sie suchten nach einem Objekt, das in beiden Datensätzen sichtbar ist und sich langsam bewegt – ein typisches Merkmal eines weit entfernten Planeten. Wo versteckt sich „Planet 9“? Die Suche nach dem Mysterium geht weiter Dabei stießen die Forschenden auf einen Kandidaten für „Planet 9“. Dennoch bleiben viele Fragen offen: „Unser Finalist hängt stark davon ab, wie die Eigenschaften von Planet 9 definiert werden. Wenn die tatsächliche Masse von Planet 9 größer ist als die von Neptun, gibt es immer noch die Möglichkeit, in IRAS und AKARI entdeckt zu werden“, schreibt das Team. Gleichzeitig betonen sie, dass die bisherigen Daten nicht ausreichen, um die gesamte Umlaufbahn des Objekts zu berechnen. Weitere Beobachtungen seien nötig, um die Keplerbewegung des Kandidaten zu bestätigen. Falls es „Planet 9“ wirklich gibt, existiert er weit draußen im Sonnensystem – dort, wo kaum noch Sonnenlicht hinkommt. Auch deshalb ist er nur schwer zu finden. (Symbolbild) © Montage Trotz des Fundes gibt es auch skeptische Stimmen. Mike Brown, der die „Planet 9“-Theorie 2016 veröffentlichte, äußerte sich auf der Plattform BlueSky kritisch: „Wenn der Kandidat real ist, ist es nicht ‚Planet 9‘ und widerlegt sogar dessen Existenz!“ Er erklärt, dass die Umlaufbahn dieses Objekts nicht zu den von ihm und Batygin vorhergesagten Gravitationssignaturen passt. Wenn der Planetenkandidat tatsächlich existiert, spricht das gegen „Planet 9“ „Ein wichtiger Punkt, der gewöhnlich übersehen wird: Wir haben nicht allgemein einen Planeten irgendwo jenseits von Neptun vorhergesagt, sondern wir haben eine spezifische Vorhersage gemacht, die auf den abgeleiteten Gravitationssignaturen eines Planeten beruht“, betont Brown. Sollte der entdeckte Himmelskörper tatsächlich existieren, so Brown, würde dies bedeuten, dass die bisherige Theorie über die Gravitationswirkungen falsch sei – und damit auch die Existenz von „Planet 9“. Trotz seiner Zweifel bleibt Brown überzeugt, dass die Wahrheit bald ans Licht kommen wird. Er setzt auf das Vera-Rubin-Teleskop, das entweder den gesuchten Planeten finden oder noch eindeutigere Beweise für seine Existenz liefern könnte. Bis dahin bleibt „Planet 9“ eines der großen Rätsel der modernen Astronomie. (tab)