Eine Tür weiter, im historischen Brunnensälchen, stehen die Roulette- und Kartentische. Hier legt der Putztrupp noch letzte Hand an, der Betrieb geht erst etwas später los. Nur ein Tisch ist besetzt, dort lernen gerade angehende Croupiers die Fingerfertigkeit mit Spielkarten und Jetons. Neben Bad Homburg vor der Höhe gibt es mit Kassel und Wiesbaden nur zwei weitere hessische Städte mit einer Spielbank. Ihr Betrieb wird von einem Landesgesetz geregelt. Kurz nach der Öffnung an einem Tag unter der Woche ist das Automatenspiel der Spielbank Bad Homburg bereits gut besucht. Männer und Frauen ganz unterschiedlichen Alters sitzen zur Mittagszeit an den Geräten, trinken Kaffee, halten einen kurzen Plausch mit anderen Besuchern oder dem Personal. Es herrscht eine entspannte Stimmung und gleichzeitig ein reges Treiben. Die Automaten blinken. «Wir stehen prima da», sagt der Bad Homburger Spielbank-Geschäftsführer Lutz Schenkel. Der Bruttospielertrag summierte sich 2024 auf 58 Millionen Euro - das sei ein Höchstwert. Die Besucher stammten quer aus allen Altersschichten, darunter viele junge Leute, die sich schick machten und in der Spielbank einen schönen Abend verbrächten, sagt Schenkel. Deutschlandweit ist die Bad Homburger Spielbank eine der wenigen, die der Kommune selbst gehört. Die Entscheidung dafür fiel 2012. Die François-Blanc-Spielbank GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der kommunalen Kur- und Kongreß-GmbH. «Bad Homburg wäre nicht so, wie es ist, ohne seine Spielbank», bekräftigt Kurdirektor Holger Reuter. Rund 650 Besucher und Besucherinnen zähle das Kasino pro Tag. «An den Wochenenden kommen wir an unsere Kapazitätsgrenze.» In der Stadt wird derzeit ein Umzug der Spielbank in das geplante neue Kurhaus diskutiert. Rund 90 Prozent des Umsatzes werden mit Automatenspiel erwirtschaftet, erläutert Schenkel. Die übrigen zehn Prozent mit den personell sehr viel aufwändigeren Tischspielen wie Roulette oder Black Jack. Insgesamt arbeiten 230 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Bad Homburger Spielbank. Erst Bad Homburg - dann Monaco «Sie können nicht einfach nur Spieltische hinstellen und dann kommen die Leute», sagt Reuter. Bad Homburg punkte mit der Tradition, die Spielbank zählt zu den ältesten Kasinos Europas. Gegründet durch François Blanc und seinen Zwillingsbruder Louis wurde sie im Mai 1841 eröffnet. François Blanc gründete 1863 auch die Spielbank in Monaco. Nach den Worten von Schenkel wird in der Bad Homburger Spielbank viel für die Suchtprävention getan. Bereits am Eingang liegen Broschüren, die unkontrolliertes Spiel thematisieren. «Die Menschen wenden sich teils von sich aus an uns und möchten beispielsweise für eine Weile gesperrt werden», berichtet der Geschäftsführer. Schenkel: Suchtgefahr beim Internetspiel größer In der teils familiären Atmosphäre der Spielbank hätten die Mitarbeiter die Spielenden im Blick, bei denen womöglich etwas aus dem Ruder läuft, und sprächen sie an. Bei anonymen Spielangeboten im Internet sei die Suchtgefahr deutlich größer und Kontrollmöglichkeiten geringer, sagt Schenkel. Wer in einer Spielbank arbeiten möchte, etwa am Roulettetisch oder beim Black Jack, benötigt neben einem guten Zahlenverständnis ein besonderes Feingefühl im Umgang mit Menschen. «Croupier ist kein Lehrberuf, sondern ein Anlernberuf», sagt Schenkel, der selbst als Saaldiener in einer Spielbank angefangen hat. Junge Croupiers schicke er zum Spielen, damit sie mal die Perspektive des Gastes einnehmen. In Wiesbaden geht es um die neue Konzession Die aktuelle Konzession in Bad Homburg läuft noch bis 2037 - also noch lange hin. Ganz anders sieht es bei der Wiesbadener Spielbank aus, hier läuft die Frist Ende des Jahres ab. Die Konzession ist nach Auskunft der Stadt bereits neu ausgeschrieben. Das Verfahren solle im Sommer abgeschlossen sein, damit zum Jahreswechsel ein nahtloser Übergang möglich sei, teilt ein Stadtsprecher auf Anfrage mit. Es habe bei der Stadt auch Überlegungen gegeben, die Spielbank selbst zu betreiben. «Im Vergleich zu einer Konzessionsvergabe könnte unter Umständen ein höherer Gewinn bei der Stadt verbleiben», erläutert der Sprecher. Auf der anderen Seite bedürfe es für den Betrieb einer Spielbank eines Startkapitals und einer Expertise, die erst in einem jahrelangen Prozess aufgebaut werden könne. Spielbank Wiesbaden will traditionelles Kasino-Erlebnis erhalten «Der deutsche Glücksspielmarkt hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt – von einem stark staatlich regulierten Bereich hin zu einem dynamischen, wettbewerbsintensiven Sektor», teilt der Geschäftsführer der Spielbank Wiesbaden GmbH & Co. KG, Andreas Krautwald, auf Anfrage mit. Traditionelle Spielbanken wie die Wiesbadener bewahrten ihre historische Identität und verbänden diese mit innovativen Technologien. Auch in Wiesbaden lasse sich der Trend beobachten, dass das Automatenspiel deutlich umsatzstärker ist als das Tischspiel. In einigen deutschen Häusern habe dies dazu geführt, dass klassische Spielbereiche vollständig aufgegeben wurden, zugunsten eines reinen Automatenspiels. «Wir setzen diesem Wandel bewusst etwas entgegen.» Damit werde die Faszination des traditionellen Kasino-Erlebnisses lebendig gehalten.