Sechs Trends vom Salone del Mobile in Mailand

Ein Quell der Ruhe und Geborgenheit Eine Design-Ikone lässt sich nicht einfach so erschaffen, sollte man meinen. Doch der Sessel Sen vom kanadisch-amerikanischen Designerduo Yabu Pushelberg (George Yabu und Glenn Pushelberg) ist in seiner Form so ausdrucksstark, dass der Entwurf gleich einen Platz in einer der berühmten Sammlungen in München, London oder New York finden dürfte. Fast scheint es, als hätten die beiden Designer im Auftrag der niederländischen Marke Leolux nur Metallrohre u-förmig zurechtgebogen und dann mit Stoff bezogen. Herausgekommen aber ist ein steter Wellengang – ein Quell der Ruhe und Geborgenheit. Sogar gut sitzen lässt sich auf ihm, und auch fläzen. Ein Quell der Ruhe ist dieser Sessel des kanadisch-amerikanischen Designerduos. Unternehmen Ein zeitloser Stuhl Er ragt gerade so über die Tischkante, doch genau das war der Plan. Der Stuhl aus der Bauhaus-Zeit hat zwar keine Hinterbeine, dafür aber viele Väter, Mart Stam, Marcel Breuer und Jean Prouvé zum Beispiel. Über die Jahre wurde er von Tecta immer wieder überarbeitet, der aufrechte Rücken bekam ein paar Schwünge und schrumpfte ein paar Zentimeter. Modern und zeitlos macht ihn das Metallgestell mit seinem Flechtwerk, das drinnen wie draußen Verwendung findet. Wer auf ihm sitzt, verliert etwas den Halt, man schwebt und schwingt und tut damit Bandscheiben, Wirbelsäule und Rückenmuskulatur Gutes. Viel mehr kann man sich von einem Stuhl nicht wünschen. Dieser Stuhl tut Bandscheiben, Wirbelsäule und Rückenmuskulatur Gutes. Unternehmen Ein modulares Aufbewahrungskonzept Das sind nicht einfach nur Schränkchen, sondern Aufbewahrungsmöglichkeiten, die sich beliebig anordnen und erweitern lassen. Der Entwurf ist 40 Jahre alt. Damals sollten Pierre Mazairac und Karel Boonzaaijer für die niederländische Marke Pastoe einen Schrank entwerfen. Weil ein Schrank im Grunde nichts anderes ist als ein Stapel Kisten, entstand die Idee für das modulare Aufbewahrungskonzept Vision, das seiner Zeit weit voraus war. Nun hat das Unternehmen Arco, das in vierter Generation von der Familie Ast in Winterswijk in der Provinz Gelderland geführt wird, die schwebenden Elemente in verschiedenen Größen, Formen und Farben neu herausgebracht. Die Türen sind in den Korpus eingelassen und bilden optisch so eine Einheit. Zudem kommen sie ohne Griffe aus, sie öffnen und schließen sich mit einem leichten Fingerdruck. Ein Stapel Kisten für die Wand – das ist die Grundidee hinter diesen Schränkchen. Unternehmen Ein aus einem Stamm geschnitzter Hocker Hocker, Beistelltisch oder doch Holzskulptur? Der Entwurf von Naoto Fukasawa ist vieles, vor allem aber auch „ein Symbol für die Einheit und Verbundenheit unter den Völkern“. Mit seinen Rundbögen soll das Möbel an die Brücke in Mostar erinnern, die im Bosnienkrieg 1993 zerstört und danach wieder aufgebaut wurde. Der Hocker Mostar wird aus einem Stamm herausgeschnitzt, die Unterseite mit einem Muster verziert, in dem sich das Wasser des Flusses Neretva zu reflektieren scheint. Besonders dieser alten Schnitzkunst hat sich das Unternehmen Zanat der Brüder Orhan und Adem Nikšić verschrieben. Sie haben sie zu neuem Leben erweckt: Seit 2017 ist das Holzschnitzhandwerk von Konjic Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Der Hocker erinnert mit seinen Rundbögen an die Brücke von Mostar, zerstört im Bosnienkrieg und wieder aufgebaut. Unternehmen Ein skulpturähnlicher Tisch Skulptural, dazu ein Fuß aus Beton und eine runde Tischplatte: Ronan Bouroullec trifft mit seinem Tisch Ancora den Nerv der Zeit. Der Franzose stellt sich in die Tradition der italienischen Marke Magis und beruft sich mit seinem neuesten Werk auf den Bauingenieur Pier Luigi Nervi, der mit Gio Ponti unter anderem das Pirelli-Hochhaus in Mailand entwarf, und auf den Designer Angelo Mangiarotti, der vor allem für seine komplett aus Marmor bestehenden Tische (für Agapecasa) bekannt ist. Auch diese sind oft rund und perfekt proportioniert. Marmor, überhaupt alle Arten von Steinen sind derzeit beliebt. Der Baustoff Beton aber hat einen besonderen Charme, gerade im Kontrast zum Naturstoff Holz Beton als Baustoff kommt bei diesem Tisch zum Tragen. Unternehmen Ein Stuhl, der Ressourcen schont Papier, das gepresst wird, hat erstaunliche Eigenschaften. Es ist so hart, fest, hitze- und wasserbeständig, dass das schwedische Start-up-Unternehmen PaperShell seinen einzigartigen Zellulosefaser-Verbundstoff als „Holzmetall“ bezeichnet. Die italienische Marke Arper nutzt ihn als erster Hersteller für die Sitzschale und das Gestell eines Stuhls, der am Ende seines Lebenszyklus zu Biokohle zerkleinert und als Biodünger verwendet werden kann. Das nennt man nachhaltiges Design. Dazu passt, dass der Stuhl Catifa Carta 53 schon vor mehr als 20 Jahren von Lievore Altherr Molina entworfen wurde: Stühle gibt es schon genug, entscheidend in diesen Zeiten ist, Ressourcen zu schonen.