Kommentar: Weniger Zeit am Handy hat Mehrwert

Die Informationslandschaft hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte völlig gewandelt. Für den Großteil der Geschichte war es schwer bis unmöglich, an Informationen zu gelangen. Das lag zum einen an Bildung, die dem Großteil der Menschen verwehrt blieb, und auf der anderen Seite an den fehlenden technischen Möglichkeiten. Anzeige Heutzutage leiden wir hingegen an einem Übermaß an Informationen, die in ihrer schieren Masse nicht zu verarbeiten sind. Ein großer Faktor ist das Handy, welches wir tagsüber immer bei uns tragen und das nachts nur wenige Zentimeter von uns entfernt liegt. Das Handy bombardiert uns täglich mit Benachrichtigungen über E-Mails und WhatsApp-Nachrichten, die meistens irrelevant sind. Ein Kommentar von Tom Leon Zacharek Über die Fotografie und eine Leidenschaft für das Schreiben habe ich 2022 den Weg in das Journalismus-Studium gefunden. Zunächst als Werkstudent bei der c't Fotografie, arbeite ich seit Juli 2024 als Volontär bei der c't. Ablenkung ist das größte Problem Unser ständiger Begleiter lenkt uns von den Dingen ab, auf die wir uns eigentlich konzentrieren sollten. Im Home-Office scrollt man mal eben durch Instagram oder TikTok, beim Fernsehen liest man nebenbei noch Nachrichten oder beim Restaurantbesuch mit dem Partner guckt man in die E-Mails von der Arbeit. Tools, die die Bildschirmzeit oder bestimmte Apps beschränken, können helfen, die eigene Handy-Nutzung zu regulieren. Diese Funktionen helfen nach persönlichen Erfahrungen aber nur wenig, da sie viel zu leicht zu umgehen sind. Selbstreflexion und das rigorose Deinstallieren von Apps oder sogar die Verwendung eines Handys, das bestimmte Dinge nicht kann, sind die wesentlich effektivere Lösung. Die Hürde für den Konsum erhöhen Um die wichtigen Dinge im Leben mehr genießen zu können und den digitalen Burn-out zu verhindern, muss man sich heute bewusst von seinem Smartphone trennen oder dessen Fähigkeiten eingrenzen. Denn je geringer die Hürde ist, um das Handy zu nutzen oder auf bestimmte nicht zuzugreifen, desto schwerer wird es, sich der Ablenkung zu entziehen. Anzeige Warum also nicht nur angerufen werden zu können. So ist man in Notfällen erreichbar, aber wird nicht abgelenkt. Das kann erreicht werden, indem man ein Gerät mit wenigen Funktionen nutzt. Noch immer sind Einfachhandys erhältlich, sogenannte Dumb Phones, die nur einen eingeschränkten Zugang zum Internet ermöglichen. Die konservativere Alternative ist das Deinstallieren von ablenkenden Apps. Darunter fallen hauptsächlich Instagram, TikTok und YouTube, aber auch E-Mails und Nachrichtenseiten. Man kann sich vor instinktivem Konsum schützen, wenn man dafür die App erst installieren muss. Mehr Eigenverantwortung Der Informationsflut entkommt man also nur, wenn man sich bewusst gegen diese entscheidet. Immer mehr Unternehmen fordern unsere Daten und – viel schlimmer – unsere Zeit. Dem muss man aktiv entgegenwirken, sonst verpasst man Sachen, die man gemacht hätte, wenn das Handy nicht so interessant gewesen wäre. Etwa Spazierengehen, anstatt auf dem Sofa zu sitzen und durch Reels zu schauen oder sein Essen bewusst genießen und nicht nur nebenbei konsumieren, während man seine Mails und Chatnachrichten durchgeht. Für mich persönlich bedeutet das, ein Handy unter der Woche wegen der Arbeit dabeizuhaben und am Wochenende gegen meine Kamera zu tauschen. Dann muss man noch die Wohnung verlassen und auf einmal geht man mit einem viel offeneren Blick für seine Umgebung durch die Welt. Vielleicht merkt man auch, dass eine gewisse Anspannung von einem abfällt, wenn man nicht permanent erreichbar sein muss. (tlz)