An der New Yorker Wall Street ist der Aktienkurs Nvidias nach Börsenschluss urplötzlich und unerwartet um mehr als 6 Prozent gefallen. Grund ist offenbar eine Mitteilung des Unternehmens an die US-Finanzaufsicht, dass Nvidia zusätzliche Kosten von rund 5,5 Milliarden US-Dollar erwartet, weil die neue US-Regierung die Exportbeschränkungen für KI-Chips für China verschärft. Demnach verlangt die Trump-Administration ab sofort und auf unbestimmte Zeit Lizenzen für die Ausfuhr von Nvidias H20-Chips in diverse Länder wie die Volksrepublik. Anzeige Schon seit 2022 dürfen Nvidia und Co. nur noch lahme GPU-Beschleuniger nach China verkaufen. Nachdem Nvidia zunächst ein Schlupfloch genutzt hatte, um abgespeckte Versionen seiner KI-Beschleuniger dorthin exportieren zu können, hat die damalige US-Regierung unter Joe Biden 2023 auch diese A800 und H800 genannten KI-Beschleuniger für China verboten. Der H20-Chip basiert auf derselben Architektur (Hopper), aber ist speziell auf die Exportbeschränkungen der USA angepasst. Verschärfte Exportregeln schon befürchtet Zunächst haben chinesische Unternehmen Nvidias Export-Chips verschmäht, doch Anfang dieses Jahres wurde berichtet, dass chinesische Firmen mehr H20-Chips von Nvidia für DeepSeek bestellen, die in China entwickelten KI-Modelle. Zudem haben viele Beobachter und Unternehmen erwartet, dass die neue US-Regierung unter Donald Trump auch den H20-Export nach China beschränken könnte, was den Anstieg der Bestellungen ebenfalls verursacht haben könnte. Diese Befürchtungen haben sich jetzt bewahrheitet. Denn in einer für ein börsennotiertes Unternehmen verpflichtenden Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) erklärt Nvidia, dass die US-Regierung Nvidia am 9. April 2025 darüber informiert hat, dass "für den Export der H20-ICs des Unternehmens und aller anderen ICs, die die Speicherbandbreite, Verbindungsbandbreite oder eine Kombination davon erreichen, nach China (einschließlich Hongkong und Macau) und in die D:5-Länder oder an Unternehmen mit Hauptsitz oder Muttergesellschaft dort eine Lizenz erforderlich ist". Nvidias KI-Chips jetzt wie Waffenexporte Die genannten D:5-Länder sind einer Liste des "Bureau of Industry and Security" (BIS) zu entnehmen. Das BIS ist eine Teilbehörde des Handelsministeriums der Vereinigten Staaten, die mit Hochtechnologie und nationaler Sicherheit befasst ist. D:5 beschreibt Länder mit US-Waffenembargo, zu denen neben der Volksrepublik China auch Afghanistan, Iran, Irak, Nordkorea, Libyen, Russland und Syrien gehören. Anzeige Damit stellt die US-Regierung H20-Chips offenbar auf eine Stufe mit Waffen, begründet die Lizenzpflicht laut Nvidia-Mitteilung aber mit dem "Risiko, dass die betroffenen Produkte in einem Supercomputer in China verwendet oder dorthin umgeleitet werden könnten". Die Lizenzpflicht gilt demnach vom 14. April 2025 auf unbestimmte Zeit. Zusatzkosten drücken Ergebnis und Aktienkurs Diese Auflagen drücken nun auf das Geschäftsergebnis Nvidias, denn die Firma schreibt weiter, dass "die Ergebnisse des ersten Quartals voraussichtlich bis zu ca. 5,5 Milliarden Dollar an Kosten im Zusammenhang mit H20-Produkten für Lagerbestände, Abnahmeverpflichtungen und damit verbundene Rückstellungen enthalten werden". Das erste Quartal des Geschäftsjahres 2026 des Unternehmens endet am 27. April 2025. Diese 5,5 Milliarden Dollar Zusatzkosten dürfte Nvidia zwar verschmerzen können, schließlich kratzte das Unternehmen zuletzt an der Umsatzmarke von 40 Milliarden US-Dollar binnen eines einzigen Quartals. Gleichzeitig macht Nvidia 43-mal mehr Jahresgewinn als AMD. Wohl auch mit Blick auf die Zukunft reagierte die Börse zunächst skeptisch auf die neuen US-Exportregeln und ließ Nvidias Aktienkurs um etwas mehr als 6 Prozent fallen. Schließlich ist China ein wichtiger Absatzmarkt für das Unternehmen. Laut CNBC hat Nvidia 2024 in dem Land 12 bis 15 Milliarden Dollar umgesetzt. Das dürfte ab sofort weniger werden. (fds)