Astronomie: Forscher entdecken mögliches Anzeichen für Leben auf Exoplaneten

Bei der Analyse des Lichtspektrums eines fernen Planenten sind Astronomen auf etwas Merkwürdiges gestoßen. Sie entdeckten Spuren in den Signalen, die zu keinen der üblichen in Planetenatmosphären erwarteten Moleküle passen, sondern zu Verbindungen, die auf der Erde – soweit bekannt – nur als Folge der Aktivität von Lebewesen entstehen. Die Forscher haben ihre Entdeckung am Donnerstag in einem Beitrag für „The Astrophysical Journal Letters“ veröffentlicht. Die Entdeckung von Dimethylsulfid und Dimethyldisulfid sei mithilfe des James-Webb-Teleskops geglückt, erklärte das Team aus britischen und amerikanischen Forschern. Die beiden schwefelhaltigen Kohlenwasserstoffe seien Hinweise darauf, dass es auf dem 124 Lichtjahre entfernten Exoplaneten K2-18b womöglich Leben geben könnte. Gemüsearoma in einer fernen Atmosphäre Die beiden Verbindungen gelten als sogenannte Biosignaturen, weil sie nach Stand des Wissens auf der Erde nur von Lebewesen produziert werden. Dimethylsulfid entsteht in relativ großen Mengen durch die Aktivität mikroskopisch kleiner Meeresalgen, dem sogenannten Phytoplankton. Dimethyldisulfid wiederum ist ein Aromastoff vieler Lebensmittelarten, der zum Geschmack diversester Lebensmittel beiträgt, etwa Kohl oder Lauch, in höherer Konzentration aber recht unangenehm riecht. Allerdings betonten die Forscher, dass weitere Beobachtungen nötig seien, um diese Ergebnisse zu bestätigen. Um eine endgültige Entdeckung handele es sich nicht. Tatsächlich wird das spektroskopische Signal der beiden Schwefelverbindungen statistisch als nicht signifikant angesehen. Genauer: Seine Signifikanz beträgt lediglich 3,4 Sigma. „Um eine fundierte Behauptung über die Existenz von Leben auf diesem Planeten aufstellen zu können, bräuchten wir mehr als fünf Sigma“, sagt dazu der Astrophysiker David Clements vom Imperial College London. Doch auch das würde ihm nicht als Nachweis für Leben reichen. Dazu bedürfe es weiterhin eines klaren Nachweises, dass es sich wirklich um einen Biomarker handelt – und nicht um ein anderes Molekül, das nur wie ein Biomarker erscheint. Und schließlich einer plausiblen Erklärung, warum es keine nichtbiologische Möglichkeit gibt, solche Moleküle in der beobachteten Menge zu produzieren. Die potentielle Bedeutung sei enorm, meinen die Forscher „Planetenatmosphären sind komplex und schwer zu interpretieren“, sagt Clements. „Besonders mit den begrenzten Informationen, die wir von einem 124 Lichtjahre entfernten Planeten erhalten.“ Daher werde es fast immer Vorbehalte und Unsicherheiten bei der Deutung geben. „Doch mehr und bessere Daten werden helfen – der erste Schritt besteht darin, eine Detektion mit mehr als fünf Sigma zu erreichen, um sicherzustellen, dass dort etwas Interessantes existiert.“ Nikku Madhusudhan von der Universität Cambridge, einer der Autoren der nun veröffentlichten Analyse, hält die potentielle Bedeutung der Entdeckung dennoch für enorm. „Was wir zu diesem Zeitpunkt finden, sind Hinweise auf mögliche biologische Aktivitäten außerhalb des Sonnensystems“, sagte er vor Journalisten. So nah seien die Forscher „noch nie“ einem Fund gekommen, dem sie „Leben“ zuordnen könnten. So oder so darf man sich den Exoplaneten K2-18b nicht als irgendwie erdähnlich vorstellen. Er wurde 2015 von dem amerikanischen Weltraumteleskop „Kepler“ entdeckt. Seine Sonne K2-18 ist ein roter Zwergstern im Sternbild Löwe. K2-18b umkreist ihn zwar in der sogenannten habitablen Zone, also einer Entfernung, in der es Planeten theoretisch möglich ist, auf ihrer Oberfläche Gewässer aus flüssigem Wasser zu beherbergen, was wiederum eine notwendige Voraussetzung für jegliche denkbare biologische Aktivität ist. Andererseits ist K2-18b mehr als achtmal so groß wie die Erde. Damit ist er fast schon eher ein Sub-Neptun als eine Supererde. Zudem gibt es im Lichtspektrum seiner Atmosphäre Hinweise auf erhebliche Mengen von Wasserdampf.