Oldenburg: 21-Jähriger trug Messer wohl nicht offen, als Polizist auf ihn schoss

Nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen 21-jährigen Schwarzen in Oldenburg wertet die Polizei nach „Spiegel“-Informationen derzeit Video- und Audioaufnahmen aus. Die Auswertung von Aufnahmen soll die Oldenburger Polizei bei der Aufklärung der Hintergründe der tödlichen Schüsse auf den 21-jährigen Lorenz A. helfen. Laut Staatsanwaltschaft hatte A. ein Messer bei sich, trug es während der Schüsse aber in der Hosentasche. Anzeige Nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen 21-jährigen Schwarzen in Oldenburg wertet die Polizei nach „Spiegel“-Informationen derzeit Video- und Audioaufnahmen aus. Sie sollen von fest installierten Kameras in der Oldenburger Innenstadt stammen und das Geschehen schemenhaft zeigen. Das erfuhr das Nachrichtenmagazin aus mit dem Fall befassten Kreisen. Demnach zeigt eine Videoaufnahme, wie sich Lorenz A. auf den Polizeibeamten zubewegt und dann wieder abwendet, bevor die Schüsse fallen. Der Polizist soll den Ermittlungen zufolge von A. mit Reizgas besprüht worden und dann womöglich zu Boden gegangen sein. Dabei könnte er die Schüsse auf Lorenz A. abgegeben haben. Auf der Videoaufnahme, die aus einem nahen gelegenen Geschäft stammen soll, ist der Beamte bei der Schussabgabe allerdings wohl nicht im Bild zu sehen. Anzeige In einer ersten Mitteilung nach der Tat hieß es, Lorenz A. sei „bedrohlich auf die Polizisten zugegangen“. Ein Messer, das im Vorfeld der Schüsse eine Rolle gespielt haben soll, ist auf der Videoaufnahme dem Vernehmen nach nicht zu erkennen. Ermittler entdeckten erst später ein Klappmesser in A.s Hosentasche. Zum Zeitpunkt der Schüsse hat er aber mutmaßlich niemanden damit bedroht. Er soll es zuvor gezogen haben, nachdem er an der Tür eines Clubs abgewiesen worden war und dort randaliert haben soll. Die „Bild“ zitiert die zuständige Staatsanwältin: „Einige Personen nahmen die Verfolgung auf, woraufhin der junge Mann ihnen unter Vorhalt eines Messers drohte, das Messer anschließend aber wieder einsteckte und davonlief.“ Anzeige Demo von Bündnis „Gerechtigkeit für Lorenz“ geplant Die Polizei sucht derzeit nach weiteren Zeugen und möglichen Videoaufnahmen. Die Bodycam des 27-jährigen Polizeibeamten soll zum Zeitpunkt der Auseinandersetzung nicht eingeschaltet gewesen sein. Laut Obduktion wurde A. an der Hüfte, am Oberkörper und am Kopf verletzt. Drei Schüsse trafen ihn von hinten, ein vierter Schuss soll ihn am Oberschenkel gestreift haben. Der junge Deutsche starb wenig später im Krankenhaus. In den vergangenen Tagen wurden massive Rassismusvorwürfe gegen die Oldenburger Polizei laut. Als Reaktion auf die tödlichen Schüsse werden an diesem Freitagabend (18 Uhr) zudem zahlreiche Menschen zu einer Kundgebung erwartet. Das Bündnis „Gerechtigkeit für Lorenz“ habe auch einen Rundgang durch die Innenstadt geplant, teilte die Stadt Oldenburg mit. Die Polizei rechnet am späten Nachmittag und Abend mit teils erheblichen Verkehrsbehinderungen. Laut „Spiegel“ war Lorenz A. für die Polizei kein Unbekannter: Es liefen Ermittlungsverfahren unter anderem wegen Körperverletzung, Widerstand gegen Polizeibeamte, Raub und Nötigung. jr/säd