Am Freitagnachmittag wird am wenigsten effizient gearbeitet. Ein Schweizer Unternehmer will das nicht länger hinnehmen. Untersuchungen zeigen es: Der Freitagnachmittag ist der mit Abstand unproduktivste Halbtag der Arbeitswoche. Viele Firmen nehmen diese Tatsache zähneknirschend hin. Nicht so Fikret Zendeli. Der Zürcher Bautechniker und Unternehmer mit nordmazedonischen Wurzeln hat den «Social Friday» erfunden: Statt rumzusitzen, sollen die Beschäftigten seiner Firma in Baar am Freitagnachmittag bei voller Bezahlung Freiwilligenarbeit leisten, etwa im Kinderheim, im Altersheim, mit Beeinträchtigten oder mit Arbeitslosen. «Im Kern geht es darum, die unproduktivste Zeit der Woche zu nutzen, um Menschen zusammenzubringen, deren soziales Bewusstsein zu fördern und das Miteinander in der Gesellschaft zu stärken», sagt Zendeli. Sein Ziel: Den Social Friday weltweit zu lancieren. Allerdings verbirgt er nicht, dass Schweizer Unternehmer bisher nur schwer von der Idee zu überzeugen sind. Vom Arbeitgeber für Freiwilligenarbeit bezahlt Wir treffen Fikret Zendeli in Skopje, der Hauptstadt von Nordmazedonien. Mit neun Jahren wanderte er mit seinen Eltern von hier in den Kanton Zürich aus. Mittlerweile betreibt er auch hier eine eigene Bautechnik-Firma. Als wir ihn besuchen, kocht er zusammen mit seinen Mitarbeitenden und weiteren Freiwilligen Dutzende Mahlzeiten für Obdachlose, die später von Hilfswerkmitarbeitern verteilt werden. Alle in der Suppenküche sind von ihren Firmen bei voller Bezahlung für die Freiwilligenarbeit abgestellt. Legende: Fernsehjournalistin Arlinda Baftiu findet bei der Freiwilligenarbeit Ideen für neue Geschichten. SRF/ Peter Balzli Eine von ihnen ist die Fernsehjournalistin Arlinda Baftiu. Auch ihr Arbeitgeber bezahlt sie heute Nachmittag, obwohl sie nicht für die Firma arbeitet. «Ich betrachte das als Teil meiner Arbeit. Wenn ich an so einer Aktion teilnehme, tue ich Gutes und ich treffe interessante Menschen. Auf diese Weise finde ich vielleicht neue Geschichten für meine Sendung. So verbinden und vernetzten wir uns.» Mehr Zufriedenheit und Resilienz Bisher gab es Social Fridays in acht Ländern. In Wien gibt es sogar mehrere davon. Die treibende Kraft ist hier in der österreichischen Hauptstadt der Marktforscher Thomas Schwabl. Er erforscht derzeit, wie sich die Freiwilligenarbeit auf das Wohlbefinden der Teilnehmenden auswirkt. Legende: Freiwilligenarbeit kann auch gegen Einsamkeit helfen, ist Fikret Zendeli überzeugt. SRF/ Peter Balzli Das Fazit seiner brandneuen Studie: Menschen, die soziales Engagement leisten, haben im Durchschnitt eine deutlich höhere Zufriedenheit. Sie sind glücklicher und optimistischer. Und sie sind resilienter, das heisst, dass sie sich schneller von Rückschlägen erholen. «Wir haben gut zehn Social Fridays in Österreich durchgeführt, und wir bereuen keinen einzigen davon. Es kostet Zeit, es kostet Geld. Aber abgesehen von dem Guten, das man tut, hat es irrsinnig viel fürs Team gebracht», so Schwabl. Social Fridays soll es weltweit geben Für Ihren Erfinder sind Social Fridays «notwendiger denn je». Sie würden auch helfen gegen die sogenannte «Epidemie der Einsamkeit», so Zendeli: «Die Zahlen darüber sind alarmierend und die Folgekosten für die Wirtschaft sind enorm.» Dieser Tage präsentiert Zendeli seine Idee am Kongress Change Now in Paris, laut Eigenwerbung «der wirkungsvollste Anlass für den Planeten». Von dort soll sich die Idee des Social Friday dann in der ganzen Welt verbreiten. Oder wie es Fikret Zendeli ausdrückt: «Ich bin überzeugt, dass der Social Friday das Potenzial hat für die Arbeitswelt so wichtig zu werden, wie der Black Friday für den Detailhandel.»