Die ersten 100 Tagen seiner zweiten Amtszeit sind von enormer Geschäftigkeit geprägt: US-Präsident Trump unterschreibt ein Dekret nach dem anderen. Im Inland versucht er so, seine Macht zu stärken und alles Liberale zurückzudrängen. Außenpolitisch tritt er martialisch auf. Eine Bilanz. "König" oder "Diktator": US-Präsident Donald Trump greift gerne zu zweifelhaften Begriffen, um seinen Machtanspruch zu beschreiben. Die Anhänger von Trumps MAGA-Bewegung (Make America Great Again, Macht Amerika wieder großartig) feiern den Republikaner dafür. Die Opposition und Partner im Ausland reagieren dagegen entsetzt auf Trumps Allmachtsfantasien und seine Erpressermethoden. "Die zweite Amtszeit ist einfach mächtiger", stellte Trump kürzlich bei einer Veranstaltung zufrieden fest. "Wenn ich sage: 'Macht es!' dann machen sie es." Ob er damit seine Mitarbeiter meinte, die Nato-Verbündeten oder Handelspartner weltweit, ließ er offen. "Trump 2.0 tritt weitaus autoritärer in Denken und Handeln auf als Trump 1.0", sagt der Historiker Matt Dallek von der George Washington University in der US-Hauptstadt. Das zeigt sich etwa in der Flut von Dekreten, die der 78-jährige Republikaner nahezu täglich unterschreibt. Das beste Beispiel ist Trumps erratische Zollpolitik, die für ein beispielloses Auf und Ab an den Finanzmärkten gesorgt und unvorstellbar große Summen vernichtet hat. Trumps Anhänger feiern den Präsidenten für seine "Kunst des Deals", wie der Immobilienmogul einmal ein Buch über seine Geschäftsmethoden überschrieben hat. Allerdings gleicht seine Methode, Verhandlungen zu erzwingen, eher einer Erpressung, und das mit geladenem Colt an der Schläfe. Trump-Berater halten ihn nicht mehr zurück Das zeigt sich auch in Trumps Außenpolitik. Er werde den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden beenden, prahlte Trump im Wahlkampf. Vom Friedensnobelpreis ist der Präsident allerdings weit entfernt. Er setzt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj massiv unter Druck, seinen Waffenruheplan mit Russland zu billigen. Dabei wirkt dieser, als sei er von Kreml-Chef Wladimir Putin persönlich diktiert. Die autoritäre Tendenz zeigt sich auch in Trumps Entourage williger Berater und Minister. "Im Vergleich zur ersten Amtszeit hat sich der Präsident vollständig mit Helfern umgeben, die seine dreisten Machtspiele nicht nur erleichtern, sondern in einigen Fällen sogar noch befeuern", sagt die Politikwissenschaftlerin Barbara Trish von der Grinnell-Privatuniversität im US-Bundesstaat Iowa. In Trumps erster Amtszeit (2017 bis 2021) kursierte noch das Schlagwort von "adults in the room", also "erwachsenen" Beratern, die den Präsidenten von allzu irrwitzigen Ideen abbrachten. Solche erfahrenen und klarsichtigen Menschen gebe es nicht mehr im Weißen Haus, sagt Trish. Diese Woche veröffentlichte Trumps "War Room", sein virtuelles Kriegskabinett, im Onlinedienst X ein vielsagendes Foto. Präsidentensohn Eric Trump trägt darauf eine rote Baseballkappe mit der Aufschrift "Trump 2028". Solche Kappen und T-Shirts vertreibt der Präsident neuerdings in seinem Fanshop. Das Bild suggeriert zwei Möglichkeiten: Entweder tritt Donald Trump zur nächsten Präsidentschaftswahl 2028 erneut an. Damit hatte er mehrfach öffentlich geliebäugelt, obwohl ihm die Verfassung eine dritte Amtszeit untersagt. Oder aber seine Dynastie übernimmt. Umfragetief: Nur Trump schlägt sich selbst Vermutlich reagierte Trumps Onlineteam damit auf die verheerenden Umfragewerte, die mehrere Institute anlässlich seiner ersten hundert Amtstage veröffentlichten. Nur noch vier von zehn US-Bürgern sind demnach mit dem Republikaner zufrieden. Das sei kurz nach Vereidigung der niedrigste Wert für einen US-Präsidenten seit dem Zweiten Weltkrieg, bilanziert das Gallup-Institut. Mit einer Ausnahme: Trump selbst im Jahr 2017. In einem Interview mit dem "Time"-Magazin bescheinigte sich Trump selbst dagegen "eine sehr erfolgreiche Präsidentschaft nach hundert Tagen". Sehr viele Menschen drängten ihn bereits jetzt, ein weiteres Mal zu kandidieren. Die Frage der Reporter, ob er zu viel Macht in seinen Händen konzentriere, konterte Trump mit den Worten, er nutze die Macht nur "richtig". "Ich tue genau das, was ich im Wahlkampf gesagt habe", betonte er.