In einer der nördlichsten Siedlungen der Welt sind mehrere Forschungseinrichtungen durch die Mobilgeräte von Touristen und Touristinnen bedroht, die seit der Einführung von 5G-Mobilfunk für signifikant mehr Störungen sorgen. Das berichtet das norwegische Onlinemagazin High North News. Dabei geht es um die Siedlung Ny-Ålesund auf Spitzbergen, wo zugunsten verschiedener Messstationen ein Funkverbot gilt, WLAN- und Bluetooth-Verbindungen abgeschaltet und Smartphones nur im Flugmodus betrieben werden dürfen. Seit dort vor zwei Jahren 5G eingeführt wurde, seien die Störungen so stark, dass die Qualität der Messdaten merklich gesunken sei. Anzeige Touristenattraktion oder Forschungsstandort? Ny-Ålesund ist der nördlichste dauerhaft besiedelte Ort der Welt, abgesehen von dutzenden Wissenschaftlern und Wissenschaftlern in den Sommermonaten leben dort aber nur etwa 30 Menschen das ganze Jahr über. Um die Forschungseinrichtungen dort zu unterstützen, gibt es aber eine ganze Reihe von Einschränkungen, zu denen das Funkverbot für alle Frequenzen zwischen 2 und 32 GHz und in einem Umkreis von 20 km gehört. Auch für Drohnen gelten Einschränkungen. Wegen der zunehmenden Störungen durch den Tourismus und dort ankommende Kreuzfahrtschiffe müsse man aber jetzt entscheiden, ob der Ort eine Touristenattraktion oder eine Forschungsstation sein soll, meint der Chef der norwegischen Kartografiebehörde Kartverket laut dem Zeitungsbericht. Die Funkverbotszone von Ny-Ålesund soll das errichtete Geodätische Erdobservatorium der Kartverket schützen, das mit vier verschiedenen Techniken die globalen Arbeiten an einem konsistenten Erdmodell unterstützt. Ziel des Global Geodetic Observing System (GGOS) ist eine Genauigkeit von einem Millimeter und eine Stabilität des Modells von 0,1 Millimeter pro Jahr. Dafür werden an dem Observatorium unter anderem Messungen mittels der sogenannten Langbasisinterferometrie (VLBI) durchgeführt. Außerdem betreibt das deutsche GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Ny-Ålesund eine Satelliten-Empfangsstation und die ist ebenfalls auf die Einhaltung des Funkverbots angewiesen. Die Station empfängt Daten von Forschungssatelliten in der polaren Umlaufbahn, zu ihnen senden darf sie nicht. Dort installierte Messgeräte geben aber einen Einblick in die Störungen, die Daten können online eingesehen werden. Deutlich sichtbar ist da bei 800 MHz das für das 5G-Netz benutzte Frequenzband, das aber außerhalb des reglementierten Frequenzbereichs liegt. Wählt man oben links aber einen Sommertag – nur dann kommen die Kreuzfahrtschiffe für ihre Kurzbesuche nach Ny-Ålesund – und lässt sich die Daten der aufs Dorf ausgerichteten Antenne anzeigen, sind die starken Signale beim Dreifachen dieses Werts sichtbar – die sogenannte dritte Harmonische. Die liegen im reglementierten Frequenzbereich und sorgen zusammen mit den ebenfalls dort auftauchenden WLAN- und Bluetooth-Signalen für die Störungen. Lesen Sie auch Nach Ausfall von wichtigem Unterseekabel nach Spitzbergen: Fotos zeigen Schäden (mho)