Nicht, dass wir es gerne täten, doch wer sich mit dem Phänomen der Beleidigung befassen will, dem bleibt ein genauerer Blick auf das Arschloch wohl nicht erspart. Das Schimpfwort, versteht sich. Im Duden finden sich unter dem Eintrag "Arschloch, das" zwei Bedeutungen. Erstens, naheliegend: "der After". Zweitens: "eine Person, auf die jemand wütend ist (oft als Schimpfwort)". Um dieses Arschloch geht es uns hier. Denn steigt man hinab in die Zeitungsarchive, um sich zumindest einmal einen anekdotischen Eindruck von den Beleidigungen zu machen, wegen derer deutsche Gerichte in der Vergangenheit angerufen wurden, so stellt man fest: Ein "Arschloch" spielt in den beschriebenen Fällen auffallend häufig eine Rolle. Kein Wunder, sagt zumindest die linguistische Forschung. Der zufolge dominieren sogenannte skatologische (griechisch skatos, zu Deutsch "Kot", "Mist"), also den Analbereich betreffende Schimpfwörter die deutschsprachige Palette an Beleidigungen ("Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!"), während im Italienischen mannigfaltige Variationen des Begriffs cazzo ("Schwanz") auftreten. Die Skandinavier bevorzugen hingegen religiöse Begriffe wie "Teufel!", "Zur Hölle!" oder "Verflucht!". Und Engländer alles Sexuelle ("Fuck!"). Was dieser Vergleich über die psychosexuelle Entwicklung der deutschen Bevölkerung aussagt, sei mal dahingestellt.