Das Schicksal der Ukraine hängt zu sehr am Ohr Donald Trumps

Artikel anhören Kopiere den aktuellen Link Zur Merkliste hinzufügen Kaum redet Wolodymyr Selenskyj mit Donald Trump, scheint der seinen Kuschelkurs gegenüber Putin aufzugeben. Was gut für die Ukraine ist, ist eigentlich ein schlechtes Zeichen. Dieser ikonische Moment, in dem Donald Trump mit Wolodymyr Selenskyj im Vatikan Bein an Bein zusammensaß, lag nur wenige Stunden zurück, da musste der US-Präsident kurz stutzen: Diese russischen Raketen auf zivile ukrainische Gebiete, Städte und Dörfer – "es bringt mich zum Nachdenken: Vielleicht will er den Krieg gar nicht beenden, sondern hält mich nur hin", schrieb Trump über Wladimir Putin in seinem Netzwerk "Truth Social". Ja, das könnte durchaus sein. Warum sollte der Kremlchef auch, schließlich läuft es auf dem Schlachtfeld gerade sehr gut für ihn. Und hat Donald Trump nicht oft genug klargemacht, dass er keine Lust mehr dazu hat, der Ukraine Geld und Waffen hinterherzuwerfen? Mehr Freibrief kann sich der Imperialist Putin kaum wünschen. Zweifelt Drama-King Donald Trump an Putin? Vielleicht müsse der daher anders behandelt werden, schreibt das US-Staatsoberhaupt in seinem neuen Post weiter. Wie genau? Das lässt Drama-King Trump natürlich offen. Wie so vieles, wenn es um den Krieg in der Ukraine geht. Mal droht er Russland weitere Sanktionen an, nur um den Kremlchef kurz darauf zu umschmeicheln. Mal beschimpft er den ukrainischen Präsidenten, nur um sich wenig später mit ihm vertrauensvoll auszutauschen, wie jetzt in Rom. Experte ueber Foto von Trump und Selenskyj © Uncredited 04:30 min "Das hat man sich gut ausgedacht": Politologe über Foto von Trump und Selenskyj © n-tv.de Bevor dort der verstorbene Papst beigesetzt wurde, zeigte sich Donald Trump hocherfreut darüber, dass sich die USA und Russland bald auf einen "Friedensplan" würden einigen können. Das Papier liest sich wie Wladimir Putins Wunschzettel, und Trump schien offenbar mehr als bereit, die Ukraine für diesen "Deal" vor den Bus zu stoßen. Selenskyj: "Potenziell historisches" Gespräch Nun aber, nach einem viertelstündigen Vier-Augen-Gespräch mit Selenskyj, dem ersten seit dem demütigenden Eklat im Weißen Haus, sieht der US-Präsident die Sache offenbar wieder anders. Was genau die beiden besprochen haben, ist unbekannt, aber der ukrainische Präsident nannte den Austausch "sehr symbolisch und potenziell historisch". Konnte er Donald Trump doch davon überzeugen, dass es allein der Anstand gebiete, das Kriegsopfer Ukraine dem Aggressor Russland nicht auch noch zum Fraß vorzuwerfen? Und es auch klüger sei im Hinblick auf künftige Konflikte, wie die mögliche Invasion Chinas in Taiwan? Und wer weiß schon, was der russische Präsident tatsächlich noch alles plant? Reicht es ihm, die Ukraine zu enthaupten und nur noch als Rumpf-Vasallennachbarn zu dulden? Will er sie sich ganz einverleiben? Und wenn nicht jetzt, dann eben in ein paar Jahren? Plant er weitere Invasionen in (EU)-Länder wie Litauen oder reicht ihm der hybride Krieg, den sein Russland seit langem schon gegen westliche Länder führt? Putin sind Verträge und Abkommen egal Auch für eine isolationistische USA gibt es genug Gründe, dem Herrscher im fernen Moskau nicht allzu freie Hand zu lassen. Zumal der oft genug bewiesen hat, dass ihm Versprechen, Ankündigungen und Verträge relativ bis total egal sind. Diese Haltung dürfte den Geschäftsmann Trump kaum kalt lassen, bettelt der schließlich seit Jahren bei Putin darum, dicke Geschäfte mit und in Russland machen zu dürfen. Wenn sich Donald Trump nach dem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj Russland vielleicht doch nicht jeden Wunsch erfüllt, ist das eine gute Nachricht, nicht nur für die Ukraine. Gleichzeitig aber ist es auch ein beunruhigendes Ergebnis. Denn der mögliche Stimmungsumschwung des US-Präsidenten zeigt mal wieder, wie leicht der zu beeinflussen ist. Und dass er dazu neigt, die Sichtweise desjenigen Gesprächspartners wiederzukäuen, mit dem er als letztes geredet hat. Sei es aus Unkenntnis, Ignoranz oder Bewunderung. So war es auch schon zu Beginn seiner ersten Amtszeit vor acht Jahren. Nach seinem ersten Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping, ließ der damals neue US-Präsident den Satz fallen, Korea sei einmal Teil Chinas gewesen. Was nicht stimmt. Ob ihm Xi diese Lüge erzählt, oder er dessen Äußerungen nur so verstanden hatte, war fast egal. Seitdem wissen halbwegs kluge Staatslenker: Wer Trumps Weltsicht prägen will, braucht am Ende des Tages nur kurz einen Zugang zu seinem Gehör. Glückssache Krieg oder Frieden