Der Crafter-Vorgänger LT wurde 1975 dank eines Tricks zum Raumwunder, war später mit dem Mercedes Sprinter verwandt und ist heute ein cooler Oldtimer. Mehr zum Thema Mobilität Seit 50 Jahren ergänzt der Volkswagen LT als großer Bruder des Bulli die Transporter-Familie aus Hannover. Von der Premiere 1975 in Berlin bis zur Rallye Paris-Dakar, entwickelte sich zu einer erfolgreichen Nutzfahrzeuggeschichte – bis zum heutigen Crafter. 50 Jahre Volkswagen LT: Vom Lastenträger zum digitalen Transporter Volkswagen erweiterte 1975 mit dem LT das Transporter-Angebot nach oben und hatte damit einen Vorläufer der heute sehr beliebten 3,5-Tonner im Programm. Der "Lasten-Transporter" – kurz LT – kam in mehreren Karosserievarianten auf den Markt. Zwei Radstände, zwei Dachhöhen sowie Versionen als Kastenwagen, Kombi, Pritsche oder Fahrgestell machten ihn vielseitig. Die zulässigen Gesamtgewichte lagen bei 2,8, 3,1 oder 3,5 Tonnen, entsprechend den Modellbezeichnungen LT 28, LT 31 und LT 35. Der LT ist nicht nur ein Vorläufer der modernen "Sprinter", sondern war auch für eine Generation mit dem gleichnamigen Mercedes-Transporter eng verwandt. Kompakt, aber geräumig Doch zunächst zum kantigen und kompakten Ur-LT: Volkswagen setzte auf eine platzsparende Frontlenkerbauweise mit Frontmotor und Hinterradantrieb. Der Motor saß zwischen Fahrer- und Beifahrersitz, was die Ladefläche maximierte und ihn vor allem für Wohnmobilausbauten attraktiv macht. Allerdings ist der Motor an dieser Stelle gut zu hören und wärmt die Kabine. Das Ladevolumen betrug bis zu 7,85 Kubikmeter – mehr als 50 Prozent über dem des T2. Trotz erhöhter Kapazität blieb der LT relativ kompakt: Nur 34 Zentimeter länger und 30 Zentimeter breiter als der T2, empfiehlt sich der LT als wendiger Transporter für die Stadt. Eine Besonderheit aus heutiger Sicht ist die Frontlenker-Sitzposition über der Vorderachse – wie beim Bulli muss der Fahrer beim Einlenken mitdenken. Ungewöhnlich für die Zeit war die ergonomische Gestaltung des Fahrerhauses. In Zusammenarbeit mit Arbeitswissenschaftlern optimierte Volkswagen die Anordnung der Bedienelemente. Eine große Frontscheibe und überdurchschnittlich große Außenspiegel verbesserten Sicht und Sicherheit. Eine Einzelradaufhängung an der Vorderachse sorgte für mehr Fahrkomfort – damals im Segment noch nicht selbstverständlich. Video: Reportage Motoren: Volvo übernahm den 6-Zylinder Zum Marktstart bot der LT zwei Motoren: einen 2,0-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor aus dem Audi 100 mit 55 kW (75 PS) und einen 2,7-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor des britischen Herstellers Perkins mit 48 kW (65 PS). 1979 folgte der erste eigene Sechszylinder-Diesel von Volkswagen mit 2,4 Litern Hubraum. Er leistete 73 PS und überzeugte durch sein ruhiges Laufverhalten – so sehr, dass sogar Volvo ihn in Pkw übernahm. 1983 kam ein Turbodiesel mit 75 kW (102 PS) hinzu, sowie ein Sechszylinder-Benziner mit 66 kW (90 PS). Ab 1985 war der LT mit bis zu 5,6 Tonnen Gesamtgewicht (LT 55) und optionalem Allradantrieb erhältlich. Der 2002 eingeführte 2,8-Liter-TDI mit 116 kW (158 PS) und 331 Nm Drehmoment im LT2 setzte neue Leistungsmaßstäbe im Segment. Die wichtigsten Änderungen am LT 1. Generation: 1983 Sechszylinder-Turbodiesel mit 102 PS Sechszylinder-Benziner mit 90 PS Optimierte Einbaulage des Motors mit Platz für einen dritten Sitz im Fahrerhaus neu gestaltetes Armaturenbrett. dritter Radstand für Pritschen bis 4,6 Meter Länge 1985 LT 55 mit 5,6 Tonnen Gesamtgewicht LT 35 auf Wunsch mit Einzelbereifung an der Hinterachse zuschaltbarer Allradantrieb 4x4 Rechteckigen statt bisher kreisrunden Scheinwerfer 1993 Neuer Kühlergrill und Kunststoff-Elemente um die Rückleuchten Überarbeiteter Turbodiesel mit Ladeluftkühler und 95 PS Wohnmobile auf LT-Basis Neben seiner Rolle als Nutzfahrzeug diente der LT auch als Basis für Reisemobile. Bereits in den 1980er-Jahren erfreute sich das Modell bei Aus- und Umbauern großer Beliebtheit. 1988 präsentierte Volkswagen schließlich den "Florida" – ein vollwertiges Reisemobil auf LT-Basis für vier Personen, inklusive Nasszelle. Jahrzehnte später folgte mit dem Grand California die Crafter-basierte Fortsetzung des Konzepts. 1996: LT 2. Generation und Mercedes Sprinter 1996 folgte der Generationswechsel zum LT2. Erstmals unter dem Dach der neu gegründeten Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) entstand der neue LT in Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz. Die Motoren wanderten unter eine kurze Haube, der Zugang zum Laderaum wurde komfortabler. Mit TDI-Motoren und mehr Variantenvielfalt setzte der LT2 neue Maßstäbe. 2006 endete seine Produktion nach rund 340.000 Einheiten. Der Crafter: Eigenentwicklung mit Ausbaupotenzial Mit dem Crafter präsentierte VW Nutzfahrzeuge 2006 ein komplett neues Fahrzeug. Zehn Jahre nach der zweiten Generation und diesmal vollständig in Eigenregie entwickelt. Im polnischen Września entstand ein neues Werk, der Crafter wurde nun auch mit Front-, Heck- oder Allradantrieb angeboten. Seine Sicherheits- und Assistenzsysteme setzten neue Standards im Segment. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt je nach Modell bis zu 5,5 Tonnen, das Ladevolumen reicht bis 18,4 Kubikmeter. Viele Vorteile mit ams+ Erhalten Sie werbereduzierten Zugang zu allen Inhalten von auto-motor-und-sport.de inkl. der digitalen Zeitschrift als E-Paper. Monatlich kündbar. Jetzt testen 2024: Digitale Weiterentwicklung Der jüngste Crafter bekam 2024 serienmäßig diverse digitale Ausstattungsmerkmale wie ein Cockpit-Display, einen zentralen Touchscreen und Sprachsteuerung mit ChatGPT. Eine elektronische Parkbremse und neue Assistenzsysteme wie Auffahr- und Spurverlassenswarner sowie ein Abstandstempomat mit Spurführung heben Komfort und Sicherheit auf das Niveau moderner Pkw. © auto motor und sport