Energieeffizienz: Neukauf von Haushaltsgeräten lohnt kaum mehr

Eine neue Studie des Freiburger Öko-Instituts im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) stellt es ein großes Stück weit als Mythos dar, dass neu angeschaffte Haushaltsgeräte aufgrund einer höheren Energieeffizienz das Klima schützen und den eigenen Geldbeutel entlasten. "Aussagen zur ökologischen und ökonomischen Sinnhaftigkeit eines vorzeitigen Ersatzes" können demnach "nicht pauschal getroffen werden". Vielmehr komme es "auf eine gerätespezifische und ganzheitliche Betrachtung an". Diese ergebe, dass es häufig in vielerlei Hinsicht finanziell und umwelttechnisch sinnvoller sei, ältere Haushaltsgeräte weiter zu nutzen und gegebenenfalls zu reparieren. Lediglich bei einer sehr häufigen Nutzung und sehr ineffizienten Apparaten könne ein Austausch sinnvoll sein. Anzeige Die Forscher haben laut der Untersuchung nicht nur den Energieverbrauch der Geräte während der Nutzung, sondern auch den für Herstellung, Transport und Distribution der neuen "weißen Ware" oder zur Entsorgung der alten mitbetrachtet. Die Umweltauswirkungen der gesamten Produktions- und Wegwerfkette haben sie ebenfalls einbezogen zusammen mit individuellen Rahmenbedingungen wie der Nutzungsintensität. Ferner hat das Team berücksichtigt, dass in den nächsten Jahren der Anteil von erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung weiter zunehmen werde. Dadurch sänken insbesondere die Treibhausgasemissionen aus der Strombereitstellung signifikant. Analysiert haben die Öko-Experten Kühl- und Gefriergeräte, Geschirrspüler, Staubsauger und Wäschetrockner. Für einen wissenschaftlich tragfähigen Vergleich zwischen Bestands- und Neugeräten strebten sie möglichst gleiche Funktionalitäten an. Dieses Äquivalenzprinzip habe sich "bedingt durch den technischen Fortschritt und eine Ausdifferenzierung von Funktionsmerkmalen" aber teilweise nicht streng einhalten lassen. Kühl-Gefrierkombi von 1995 kann weg Bei Kühl-Gefrierkombinationen lohnt sich der Austausch eines funktionierenden Geräts laut der Studie aus ökologischer Sicht ab einem jährlichen Stromverbrauch von mehr als 340 kWh. Das entspricht nach einer Anfang 2022 veröffentlichten Analyse eines Messtechnikers für die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen einem Durchschnittsgerät von 1995. Der Stromverbrauch von Kühlschränken mit Gefrierfach ist demzufolge in den vergangenen 30 Jahren kontinuierlich gesunken. So habe eine durchschnittliche Kombi 1990 noch 412 kWh/Jahr gefressen. Der durchschnittliche Verbrauch von Neugeräten 2020 habe nur noch rund 40 Prozent davon betragen und bei 169 kWh pro anno gelegen. Aus ökonomischer Sicht sei bei den Kombis ein vorzeitiger Ersatz für kein Bestandsgerät lohnend, führt das Öko-Institut aus. Auch die Berücksichtigung eines Reparaturfalles führe zu keinem anderen Ergebnis. Der Austausch eines funktionsfähigen Kühlschranks ohne daran gekoppeltes Gefriergerät empfehle sich aus ökologischer Sicht ab einem jährlichen Stromverbrauch von über 240 kWh. Finanziell seien auch hier keine Einsparmöglichkeiten erkennbar. Bei reinen Gefrierschränken lohne sich der Ersatz eines alten Geräts aus ökologischer Sicht erst ab einem jährlichen Stromverbrauch von mehr als 430 kWh. Im Geldbeutel mache sich ein Austausch erst bei 570 kWh pro anno bemerkbar. Eine Reparatur ist der Studie zufolge erst ab rund 460 kWh Jahresverbrauch sinnvoll. So lange wie möglich in Betrieb halten Bei Geschirrspülern halten die Forscher fest: Bei durchschnittlicher oder geringer Nutzung der Geräte aller betrachteten Energieeffizienzklassen sei ein Ersatz "weder aus ökologischen noch aus ökonomischen Gründen sinnvoll". Nur bei einem intensiven Einsatz einer alten Spülmaschine mit einer schlechten Energieeffizienzklasse sei eine Neuanschaffung für den Klimaschutz überlegenswert, während dies aus wirtschaftlicher Sicht nur im Falle einer Reparatur rentabel sei. Anzeige Bei einem Wäschetrockner mit Wärmepumpe raten die Autoren, diesen "sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht so lange wie möglich" weiter zu nutzen. Höchstens bei Ablufttrocknern ab Klasse D und Kondensationstrockner ab Klasse C könnte ein Austausch gegenüber einem Gerät der höchsten Effizienzklasse (A) vor allem aus ökologischem Blickwinkel angebracht sein. Generell sei hier zu bedenken: Der Beitrag aus der Herstellung des neuen Geräts liege mit knapp 600 Kilogramm CO2-Äquivalenten vergleichsweise hoch. Zudem dürften sich bei den Emissionen aus der Nutzungsphase bei Bestandsgeräten der verstärkte Anteil der Erneuerbaren besonders auszahlen. Saugroboter sind außen vor Bei Staubsaugern existieren keine Energieeffizienzklassen, was Verbrauchern einen Vergleich erschwert. Unter rein finanziellen Aspekten heißt es in der Studie zusammenfassend: "Bei kabelgebundenen Bestandsgeräten ist der Ersatz durch Neugeräte dann angezeigt, wenn das Bestandsgerät eine Nennleistung von 1.200 Watt (oder mehr) aufweist und es durchgängig mit der maximalen Leistungsaufnahme genutzt wird." Aus Klimaperspektive ist ein Ersatz empfehlenswert, wenn das Gerät mindestens eine Stunde mit 1200 Watt pro Woche wirbelt. Voraussetzung ist, dass stattdessen ein hochwertiges Gerät mit 600 Watt maximaler Leistungsaufnahme und dabei gleichwertiger Saugleistung in die Bude kommt. Wie bei allen Geräten ist auch die Betriebsdauer entscheidend, die Studie führt dazu ab der Seitenzahl 100 diverse Beispielrechnungen auf. Besonders effiziente Saugroboter und akkubetriebene Modelle konnten die Wissenschaftler nicht identifizieren, da diese in den Ökodesign-und Energieverbrauchsvorschriften der EU derzeit noch ausgeschlossen seien. UBA-Präsident Dirk Messner begrüßte die Resultate: Ein Weiterbetrieb lohne sich immer öfter genauso wie in den meisten Fällen Reparaturen. (nen)