Erst waren es Termingründe, derentwegen der Festakt zum 70. Jahrestag des westdeutschen Nato-Beitritts vorgezogen wurde, und dann kam auch noch der Zufall hinzu – und sorgte für ein symbolträchtiges Störgeräusch. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Kurz bevor Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Brüssel den Bogen vom Ende des Weltkriegs zur neuen deutschen Aufrüstungsdebatte schlug, sendete Wladimir Putin liebe Grüße aus Moskau: Er verkündete eine einseitige Waffenruhe zum Gedenken an das Weltkriegsende. Putin verkündet mehrtägige Waffenruhe: neue Pause – alte Forderungen Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen kündigt der Kreml eine temporäre Feuerpause im Angriffskrieg gegen die Ukraine an. Wie reagieren Kiew und Washington? Abonnieren Zwar zielte Putin damit auf ganze andere Ziele: Innenpolitisch sind die Gedenktage Anfang Mai von großer Symbolkraft, außenpolitisch ist sein Adressat US-Präsident Donald Trump, der gerade bemerkt hatte, dass der Kreml ihn nur hinhält. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Und doch illustriert sein Manöver das Dilemma der Nato: In weiten Teilen der Welt schlägt dem Bündnis – auch angesichts seiner nicht immer ruhmreichen Geschichte – Skepsis entgegen. Viele Deutsche sind anfällig für Putins Tricks Wladimir Putin kann das leicht nutzen – schon mit kleinen Gesten wie seiner „einseitigen Waffenruhe“ in einem Krieg, den er selbst begonnen hat. Dass das auch in Deutschland verfängt, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass viele Deutsche in der Debatte um die Schuld am Ukraine-Krieg schnell auf die Nato-Osterweiterung zu sprechen kommen. Steinmeier tippte diese Skepsis in seiner Festrede nur dezent an, indem er um Verständnis bat für die deutsche Zögerlichkeit bei der Aufrüstung und einer Führungsrolle in der Nato. Dennoch versprach er im deutschen Namen beides und ließ – obwohl er als Parteipolitiker einst selbst für eine Vermittlerrolle zwischen Russland und dem Westen stand – keinen Zweifel an der künftigen Bedeutung der Nato aufkommen. Dabei muss man gerade jetzt weiterdenken: Längst relativiert Trump die Beistandsgarantie der USA für alle Mitgliedsstaaten, ohne die die Nato nur ein Schatten ihrer selbst wäre. Auch wenn eine Feierstunde dafür der falsche Ort ist: Die Frage, wie sie durch ein wehrhaftes Europa ergänzt oder ersetzt werden kann, muss dringend geführt werden.