Zahlen und Fakten: 100 Tage Trump: Seine Bilanz in 16 Grafiken

In den ersten 100 Tagen kann ein US-Präsident viel erreichen. Kaum jemand hat so polarisiert wie Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit. Doch was hat er erreicht? Das sagen die Zahlen. Darum gehts Donald Trump trat mit einem Versprechen an: In Amerika wird unter ihm fast alles anders laufen als unter seinem Vorgänger Joe Biden, den er immer wieder als «schlechtesten Präsidenten überhaupt» beschimpfte. Und tatsächlich: Kaum hatte er sein Amt angetreten, flutete Donald Trump Öffentlichkeit und Medien mit Schlagzeilen. Nun, 100 Tage später, kann eine erste Bilanz gezogen werden. Die Zahlen zeigen, wo Trump in den Kernthemen Migration und Wirtschaft tatsächlich etwas verändert hat – und wo nicht. Am 30. April wird Donald Trump die ersten 100 Tage seiner zweiten Amtszeit hinter sich haben. Zeit, Bilanz zu ziehen. Zufriedenheitswerte: Trump schneidet schlecht ab Trumps Zustimmungswerte sinken. Laut CNN sind sie so tief wie seit 70 Jahren nicht mehr bei einem US-Präsidenten nach 100 Tagen im Amt. Taddeo Cerletti So hat sich die Zufriedenheit mit den Präsidenten über die Zeit entwickelt. Quelle: Reuters, Grafik: 20min 42 Prozent der Wählerinnen und Wähler sind nach 100 Tagen zufrieden mit Donald Trumps Arbeit, das ist ein Minus von 5 Prozent seit Amtsantritt. Zum Vergleich: Joe Biden startete mit 55 Prozent, im April 2021, also rund 100 Tage nach Amtsantritt, hatte er diesen Wert um ein Prozent auf 56 Prozent verbessert. Bis zum Ende seiner Amtszeit stürzte er aber auf 38 Prozent ab. Executive Orders: Donald Trump handelt schnell Donald Trump hat Stand jetzt 139 Executive Orders unterschrieben. 20min/Taddeo Cerletti Viel diskutiert wurde in den ersten 100 Tagen über sogenannte Executive Orders. Das sind Anordnungen des Präsidenten, die sofort gelten und mit denen er der Regierung und den Behörden vorschreibt, wie sie bestehende Gesetze ausführen sollen. Executive Orders sind somit ein Instrument des Präsidenten, seine Politik schnell umzusetzen. Die Grafik zeigt: Donald Trump hat in den ersten 97 Tagen, das sind die aktuellsten Daten, 139 Executive Orders umgesetzt. Das sind deutlich mehr als in seiner ersten Amtszeit und auch deutlich mehr als Biden oder Obama in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit umgesetzt haben. 100 Tage Trump – die Interviews Zu den Auswirkungen von Trumps Politik nach 100 Tagen im Amt hat 20 Minuten auch den USA-Experten Guido Weber und den Historiker Manfred Berg befragt – mit unterschiedlichen Erkenntnissen: Während Guido Weber im Interview keine fundamentale Gefährdung sieht und auf korrigierende Gegenkräfte vertraut, spricht Manfred Berg im Interview von Trump als «die grösste Bedrohung für die Demokratie in der amerikanischen Geschichte». Migration: Deutlich weniger Migranten an der Grenze zu Mexiko Kommen wir nun zu den Inhalten und Auswirkungen seiner Politik. Hier wird es etwas komplizierter mit den Daten. Beim Thema Migration versprach Trump Massenabschiebungen und eine geschlossene Grenze. Tatsächlich sind die registrierten Begegnungen von US-Grenzschutzbehörden mit Migranten an der Grenze zu Mexiko stark zurückgegangen und jetzt auf sehr tiefem Niveau. Die Grafik zeigt aber auch: Schon seit dem Höchststand im Dezember 2023, also noch unter Präsident Biden, war eine starke Abnahme zu verzeichnen. Schwieriger ist es bei den Abschiebungen, da noch keine definitiven Zahlen vorliegen für die ersten 100 Tage. Gemäss Tracereports.org hat Trump in den ersten 42 Tagen seiner Amtszeit rund 10 Prozent weniger illegale Migranten abgeschoben als Biden 2024. Unter Biden waren es über das ganze Jahr 2024 durchschnittlich 742 Abschiebungen pro Tag. Unter Trump wurden vom 26. Januar bis am 8. März durchschnittlich 661 illegale Migranten pro Tag abgeschoben. Aber: Unter Trump hat die Zahl der Menschen, die von der Migrationsbehörde ICE in Haft genommen wurden, deutlich zugenommen. Schauen wir uns noch kurz an, wie die Menschen die unterschiedlichen Migrationspolitiken von Trump und Biden beurteilen. Hier zeigt sich: Biden startete 2021 bei 42 Prozent Zustimmung, dieser Wert sackte über seine vierjährige Amtszeit auf 26 Prozent ab. Mit Trump schöpften die Menschen neue Zuversicht: Er startete bei 46 Prozent und hat sich seither nur um ein Prozent verschlechtert. Wirtschaft: Vieles ist noch unklar Ebenfalls nicht ganz einfach zu messen sind die Einflüsse der ersten 100 Tage Trumps auf die Wirtschaft. Wichtig für die Menschen in Amerika sind dabei die Konsumentenpreise, also das, was sie im Portemonnaie spüren. Schauen wir uns also unterschiedliche Güter an. Das Amt für Arbeitsstatistik der Vereinigten Staaten errechnet für verschiedene Güter Preisindizes. Schauen wir uns also einige Preisindizes jeweils im März eines Jahres an. Der Wohnpreisindex zeigt für das Jahr 2025 eine Zunahme an, die sich allerdings ungefähr im selben Rahmen bewegt wie ein den letzten Jahren. Ähnlich sieht es beim Index für Essen und Getränke aus: Die Preise sind gestiegen, allerdings nicht mehr als in den Jahren zuvor. Anders sieht es bei den Energiekosten aus. Diese Preise liegen im März 2025 tiefer als in den drei Jahren zuvor. Auch das Benzin ist im März 2025 günstiger als in den drei Jahren zuvor. Schaut man sich nun noch den Index für alle untersuchten Güter an, zeigt sich: Die Preise sind gestiegen, aber nicht explodiert. Ein weiterer wirtschaftlicher Faktor, den Trump selber immer wieder angesprochen hat, sind die Arbeitslosenzahlen. Schauen wir also auch hier in die Zahlen. Auch hier sind noch keine drastischen Veränderungen auszumachen. Weder hat Trump massenhaft Jobs geschaffen und so die Arbeitslosenquote deutlich reduziert, noch ist die Arbeitslosenquote aufgrund seines Regierungsabbaus signifikant angestiegen. Noch ein letzter wichtiger Wirtschaftsfaktor: die Inflationsrate. Steigt die Inflation stark an, verliert das Geld an Wert und die Menschen kriegen für ihr Geld weniger Waren. Unter Trump ist die Inflationsrate von drei Prozent im Januar auf 2,4 Prozent im März gesunken. Wie bewerten die Menschen diese Wirtschaftspolitik? Wie die Umfragen zeigen, nicht gut: Die Zustimmungswerte zu Trumps Wirtschaftspolitik sind in den ersten 100 Tagen von 42 auf 37 Prozent gesunken. Allerdings zeigt auch der Rückblick auf Bidens Amtszeit einen raschen und deutlichen Rückgang in der Zustimmung. Quelle: Reuters, Grafik: 20min Zum Schluss noch ein Fun Fact: Donald Trump wird immer wieder vorgeworfen, mehr Zeit mit Golfen zu verbringen als mit Regieren. Schauen wir uns also an, wie oft er in sein Anwesen Mar-a-Lago in Florida gereist ist, um dort eine Partie Golf zu spielen. Wie oft reiste Donald Trump ins Mar-a-Lago, um Golf zu spielen? 20min/Tom Vaillant Wir sehen: Im März scheint Trump beschäftigt gewesen zu sein, er flog nur zweimal nach Florida, um zu golfen. Im Januar, Februar und April reichte es jeweils für drei bis fünf Golftrips. Fazit: «Trumps beste Leistung ist zugleich seine schlechteste» Was heisst das alles jetzt also? Macht Trump gute oder schlechte Politik? Das kommt wohl stark auf die Perspektive an – und vieles wird sich noch zeigen müssen. Arthur Landwehr, USA-Experte und ehemaliger USA-Korrespondent der ARD, formuliert es so: «Trumps beste politische Leistung bestand darin, so schnell zu handeln. Er wurde gewählt, weil grosse Teile der Bevölkerung den Staat als dysfunktional erleben und erwarteten, dass Trump die grossen Themen schnell anpackt. Bei der illegalen Einwanderung, der Abschiebung oder beim Kampf gegen die ‹woke› Bevormundung.» Mit Doge habe er zudem ein Instrument eingesetzt, den ihm verhassten «Deep State» zu bekämpfen. Zugleich sei sein Tempo aber auch seine grösste Schwäche: «Vor allem die Zollpolitik hat die USA an den Rand einer wirtschaftlichen Katastrophe gebracht. Er wirkt wie in unerfahrener und wenig eleganter Schachspieler. Bei erster Gelegenheit stellt er einen Gegner mit grosser Geste und Schadenfreude ‹Schach›, ohne die nächsten Züge des Spiels durchdacht zu haben», sagt Landwehr. «So wundert er sich, dass die Gegner unerwartete Züge machen, er in die Defensive gelangt und Rückzieher machen muss, um sich selbst zu retten. Das kann und wird ihn Rückhalt bei seinen Anhängern kosten, die von Inflation und einbrechenden Aktienkursen betroffen sind.» 100 Tage nach Trump Amtsantritt – findest du, dass es den USA jetzt besser oder schlechter geht? Besser. Schlechter. Teils, teils. Keine Ahnung.