Ein paar letzten Termine als Ministerin hat Lisa Paus noch. Auf dem Evangelischen Kirchentag wird die Familienministerin am Samstag in Hannover erwartet. Erst ein Rundgang, später eine Podiumsdikussion zum Thema Einsamkeit. Doch ab dem kommenden Dienstag – mit der Kanzlerwahl von Friedrich Merz und der Vereidigung des schwarz-roten Kabinetts – beginnt für die Grünen-Politikerin ein neuer Karriereabschnitt. Oppositionsbank statt Regierungsbank. Bundestagsbüro statt Ministerium. Bereits am Mittwoch werden für diese Zeit die Weichen gestellt. In der Fraktionssitzung am Mittwoch wollen die Grünen ihre Fachsprecher wählen. Ein Posten soll dabei auch für Lisa Paus reserviert sein. Die 56-Jährige soll nach Informationen des Tagesspiegel Sprecherin für den Bereich Arbeit und Soziales werden. Ihre Wahl gilt als sicher, die beiden Flügel der Partei haben sich auf Paus verständigt. Damit würde sie die Nachfolge von Wolfgang Strengmann-Kuhn übernehmen, der bei der Bundestagswahl in diesem Jahr nicht mehr angetreten war. Zeitweise hatte es geheißen, Paus könnte den Posten als Chefhaushälterin anstreben. In der Vergangenheit war sie bereits im Finanzausschuss und finanzpolitische Sprecherin. Es wird auf uns Grüne ankommen. Grünen-Politikerin Lisa Paus. Gegenüber dem Tagesspiegel bestätigte Paus ihre Pläne, die AG-Leitung der Fraktion für Arbeit und Soziales anzustreben: „Es wird auf uns Grüne ankommen, damit die sozial-ökologische Transformation gelingt und die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme nicht unter die Räder kommt“, sagte sie. Union und SPD würden in ihren Plänen dagegen den Sozialstaat links liegen lassen. „Angesichts globaler Herausforderungen brauchen wir mehr Solidarität statt Muskelspiele und ungebremsten Kapitalismus – besonders in Hinblick auf wachsenden Autoritarismus und die Klimakrise“, sagte Paus dem Tagesspiegel. Es muss für Paus nicht die letzte Station in ihrer politischen Karriere bleiben. Seit geraumer Zeit werden ihr Ambitionen für die Spitzenkandidatur für die Grünen bei der Abgeordnetenhauswahl in Berlin im kommenden Jahr nachgesagt. Als bekannte Frau vom linken Parteiflügel räumen ihr Parteifreunde im traditionell linken Landesverband Chancen ein. Als Favoritin gilt sie jedoch nicht, denn als Ministerin habe sie häufig glücklos agiert, heißt es im Berliner Landesverband. Vor allem die Kindergrundsicherung, für die Paus zwischenzeitlich zwölf Milliarden Euro und 5000 neue Stellen forderte, wurde für die Ministerin zur bürokratischen Blamage. Auch mit ihren schwachen öffentlichen Auftritten konnte sie oft nicht punkten.