Trumpschock für die Wirtschaft: Ein Desaster in 100 Tagen und fünf Grafiken

Die wirtschaftliche Bilanz der ersten 100 Tage von Donald Trumps zweiter Präsidentschaft ist eindeutig. Alle relevanten Indikatoren deuten in Richtung Desaster. Dabei schlagen sich Trumps Zölle selbst in den Daten noch gar nicht nieder. Im Wahlkampf war Donald Trump um großartige Ankündigungen nicht verlegen: Die USA werde er in ein neues "goldenes Zeitalter" führen, insbesondere die amerikanische Wirtschaft werde "florieren wie niemals zuvor". 100 Tage nach Antritt seiner zweiten Präsidentschaft ist das Entsetzen in der Wirtschaft über Trump groß. Starinvestor und Trump-Wahlkampfhelfer Ken Griffin warnt, es könnte eine ganze Generation dauern, den Schaden wiedergutzumachen, den Trump mit seiner Politik an der "Marke" USA verursacht habe. Umfragen zufolge rechnet inzwischen rund die Hälfte der Ökonomen in den USA damit, dass das Land in den kommenden zwölf Monaten in eine Rezession rutscht. Im Zentrum des von Trump ausgelösten Wirtschaftschocks steht seine Zollpolitik. Die bislang von ihm erlassenen Zölle katapultieren das Niveau der von den Amerikanern zu zahlenden Einfuhrsteuern mit einem Schlag auf den höchsten Stand seit über einhundert Jahren. Selbst wenn die US-Unternehmen ihre Produktionsketten und Konsumenten ihr Kaufverhalten anpassen, liegt die Belastung durch die Einfuhrsteuern so hoch wie seit Zeiten der Großen Depression in den 1930er Jahren nicht mehr. Die Zölle selbst schlagen sich in den Wirtschaftsdaten noch gar nicht nieder. Zahlen etwa für das Wirtschaftswachstum, den Außenhandel oder die Inflation nach dem Inkrafttreten der meisten Zölle gibt es noch nicht. Dennoch zeichnen sich schon massive Auswirkungen ab. So ist etwa die Inflationserwartung der Amerikaner mit der Ankündigung der Zölle sprunghaft angestiegen. Darin spiegelt sich einerseits die Erwartung wider, dass viele Produkte teurer werden dürften, entweder weil sie importiert und deshalb mit Zöllen belegt werden. Oder weil sie künftig in den USA hergestellt werden - zu deutlich höheren Kosten. Inflationserwartungen sind aber auch ein wichtiger Indikator für künftige Preissteigerungen. Denn wenn Konsumenten und Unternehmen eine künftige hohe Inflation einkalkulieren, werden sie tendenziell höhere Preise oder Löhne anstreben, als wenn sie mit einer niedrigen Inflation rechnen. Ebenso besorgniserregend für die amerikanische Wirtschaft ist die Entwicklung des Verbrauchervertrauens. Die US-Konsumenten sind den Umfragedaten durch Trumps erratische Politik so stark verunsichert, wie es in den vergangenen Jahrzehnten erst einmal der Fall war, auf dem Höhepunkt der Energie- und Inflationskrise infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine 2022. Das Verbrauchervertrauen ist ein Indikator für die Entwicklung des privaten Konsums, und der ist extrem wichtig für die US-Wirtschaft. Er macht gut zwei Drittel des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Zum Vergleich: In Deutschland ist es nur etwas mehr als die Hälfte. All dies schlägt sich auch an den Börsen nieder. Zunächst waren die Investoren nach Trumps Amtsantritt noch zuversichtlich. Drei Wochen nach dessen Einzug ins Weiße Haus erreichte der Leitindex des US-Aktienmarktes, der S&P 500, noch ein Allzeithoch. Dann ging es abwärts. Nach dem "Tag der Befreiung", als Trump seine bislang umfangreichste Zollrunde verkündete, rutschte der S&P 500 innerhalb von zwei Tagen um mehr als zehn Prozent ab. Einen solchen Absturz hatten die US-Börsen seit der Covid-Krise nicht mehr erlebt. Inzwischen haben sich nach Trumps Teil-Rückzieher bei den Zöllen die Kurse wieder etwas erholt. Der S&P 500 notiert aber immer noch mehr als 10 Prozent unter dem Höchststand vom Februar. Noch dramatischer als der zeitweise Ausverkauf amerikanischer Aktien ist aus Sicht vieler Experten die Entwicklung am Markt für Staatsanleihen und Devisen. Meistens steigt der Kurs von US-Staatsanleihen, wenn Aktienkurse fallen. Denn Investoren betrachten die US-Schuldpapiere als sicheren Hafen für ihr Kapital, wenn der Aktienmarkt kriselt. Nach Trumps Zoll-Rundumschlag sanken allerdings die Anleihe-Kurse, was bedeutet, dass im Gegenzug deren Renditen stiegen. Ein klares Zeichen für einen Vertrauensverlust in die USA, deren Schulden und damit auch deren Währung. Der Dollar-Index, der den Wert der US-Währung gegenüber wichtigen anderen Devisen erfasst, gab seit Trumps Amtsantritt deutlich nach. Währungsexperten wie George Saravelos von der Deutschen Bank sehen bereits die Stellung des US-Dollars als globale Reservewährung durch Trumps Politik in Gefahr.