Das Marx-Engels-Forum am Roten Rathaus wurde vor 50 Jahren als Staatspropaganda der DDR entworfen und soll jetzt dennoch erhalten bleiben Berlin – Die Vorbereitungen haben begonnen: Jetzt wird die Freifläche zwischen Rotem Rathaus und Marienkirche neu gestaltet, außerdem auch das benachbarte sogenannte „Marx-Engels-Forum“ am Spreeufer. Auch interessant Anzeige Auch interessant Anzeige So kündigt es die städtische Firma „Grün Berlin“ an, die vom Senat den Auftrag erhielt. Die Neugestaltung dieses „Freiraumbandes“ zwischen Fernsehturm und Spree kostet 34 Millionen Euro und soll 2027 abgeschlossen sein. Man orientiert sich an dem Ergebnis eines „freiraumplanerischen Wettbewerbes“ aus dem Jahr 2021, nach dem der Bereich „zukunftsgerichtet weiterentwickelt“ werden soll. Das klingt gut, tatsächlich bleibt aber im Wesentlichen alles so, wie es ist. Neue Bäume werden gepflanzt, um „das Mikroklima zu verbessern“ und auf einer Wiese soll das Regenwasser versickern. Erkennbar neu wird es nur am Spreeufer aussehen, das zu einem „Treffpunkt für alle Altersgruppen“ umgestaltet wird, mit „Freizeit-, Sport- und Spielangeboten“. Die überlebensgroßen Figuren von Marx und Engels werden überarbeitet und dann genauso wieder aufgestellt, wie sie seit 50 Jahren stehen, inklusive der Tafeln, auf denen Zitate eingraviert sind. Diese Installation ist denkmalgeschützt und wird vom Senat als genauso wertvoll und erhaltenswert erachtet, wie die Marienkirche und das Rote Rathaus. Das aber ist ein grober Irrtum, eine vollkommen unsinnige Gleichsetzung. Denn während die Marienkirche mehr als 700 Jahre christlicher Kultur verkörpert und das Rote Rathaus 154 Jahre Berliner Stadtgeschichte, ist das Marx Engels Forum nichts anderes als das Denkmal einer Diktatur, das sich die SED selbst gesetzt hat. Die Väter des Kommunismus sollten Pate stehen für eine DDR, deren Sozialismus die Menschen angeblich frei und glücklich machte. Tatsächlich herrschten in der DDR Mangelwirtschaft, Zensur, politische Verfolgung – und wer das Land auf eigene Faust verlassen wollte, der wurde erschossen. Dafür standen Marx und Engels Pate. Und damit nicht genug. Karl Marx (1818-1883) ist nicht der heilige Denker, dessen Ideen verfälscht wurden, wie es bis heute so schön heißt. Marx rief von Anfang an nach Gewalt, um Gerechtigkeit zu schaffen. Das Paradies des Kommunismus sollte mit der „Diktatur der Arbeiterklasse“ erkämpft werden. Diese Diktatur sollte alle, die widersprechen würden, vernichten. Diese Empfehlung wurde von den größten Massenmördern der Geschichte in die Tat umgesetzt, von Wladimir Iljitsch Lenin, Josef Stalin, Mao Tse-tung und vielen anderen. Mehr als 100 Millionen Menschen wurden unter ihrer Regie ermordet. Dieser Mann, dessen Agitation so viel Unheil über die Welt gebracht hat, soll dort mitten in Berlin in Bronze sitzen bleiben? Das ist geschmacklos und unwürdig. Wenn überhaupt, dann müsste man das einordnen. Dann könnte man neben den Bronze-Marx ein Mahnmal setzen für die Opfer der sozialistischen Gewaltherrschaft. Aber daran wird ja überhaupt nicht gedacht. Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de