DOGE will offenbar COBOL bei US-Sozialkasse ersetzen – innerhalb von Monaten

Die US-Behörde für Bürokratieabbau will eine elementare Programmiersprache in kürzester Zeit ersetzen. Das weckt Befürchtungen. (Bild: Skorzewiak/Shutterstock.com) Bei der Social Security Administration (SSA) herrscht gerade große Beunruhigung: Wie jetzt bekannt wurde, sollen IT-Systeme, welche die jahrzehntealte dort eingesetzte Programmiersprache COBOL nutzen, offenbar innerhalb weniger Monate in eine neue Lösung migriert werden. Das SSA ist so etwas wie die US-Sozialkasse, von hier werden auch Rentenzahlungen an US-Bürger verwaltet. Experten wittern ein Chaos, manche fürchten sogar ausbleibende Rentenzahlungen für Millionen amerikanischer Senioren. Das US-Magazin Wired berichtete zuerst über die Pläne und berief sich dabei auf anonyme Quellen aus dem SSA-Umfeld. Die Behörde selbst wollte sich dazu nicht äußern. Bei den Abschaffungsplänen für COBOL ist Wired zufolge Steve Davis federführend. Der enge Vertraute von Tech-Milliardär Elon Musk arbeitete jahrelang in Spitzenpositionen in dessen Firmenimperium und tut es auch immer noch, nebenbei koordiniert er die Arbeit von DOGE mit. DOGE ist keine Behörde im klassischen Sinne, sie musste nicht durch den US-Kongress abgesegnet werden. Stattdessen rief sie US-Präsident Donald Trump per Dekret ins Leben, als beratendes Gremium. Als Schlüsselfigur der Behörde gilt Musk als enger Trump-Vetrauter. Unklar ist, ob Musk und seine DOGE-Mitarbeiter überhaupt eine Sicherheitsfreigabe haben. Ganz nebenbei, das trifft auch die Einstellung ganz gut, mit der Davis aus Sicht der SSA-Verantwortlichen an seine Pläne für COBOL herangeht. COBOL ist eine in den 1950er Jahren entwickelte, hardwareunabhängige Sprache für die Betriebswirtschaft. Sie ist noch immer stark verbreitet, nicht nur bei der SSA. Ein großer Teil der Systeme im globalen Bankenwesen arbeitet zum Beispiel auch noch damit. Eine Migration diesen Umfangs und dieser Größenordnung wäre für die SSA ein gewaltiges Unterfangen, sagten Experten dem Wired-Magazin. Der enge Zeitrahmen birgt demnach die Gefahr, dass die Zahlungen an die über 65 Millionen Menschen in den USA, die derzeit Sozialversicherungsleistungen beziehen, behindert werden. 2017 hatte die SSA schon einmal damit begonnen, ihre Systeme aus COBOL herauszuführen, der damals angesetzte Zeitrahmen macht die Dimensionen deutlich: Fünf Jahre sollte es dauern, 2020 wurde das Projekt jedoch aufgrund von Corona gestoppt. Jetzt will DOGE es wieder versuchen und dabei offenbar auf KI setzen. Wie die Quellen von Wired vermuten, wollen die Entbürokratisierer die schätzungsweise 60 Millionen Zeilen COBOL-Code damit in eine andere Programmiersprache übersetzen. Auch wichtigste Kernfunktionen wie die Steuerung von Rentenzahlungen werden davon abgedeckt. Sollte DOGE wirklich nach kurzer Zeit ein neues System zustande bringen, müsste dieses noch ausgiebig getestet werden. Etwas, was die Befragten ebenfalls für kaum machbar innerhalb von Monaten halten. Das Hauptrisiko sei nicht, dass ein Zahlungsempfänger im neuen System plötzlich zu viel oder zu wenig Sozialleistungen bekommen würde. Sondern, dass er im neuen System gar nicht erst auftauchen würde und die SSA auch nicht mehr nachvollziehen könnte, ob er jemals zuvor im System war, verdeutlicht einer der SSA-Angehörigen. Aktuell arbeiten laut Wired zehn DOGE-Angehörige mit der SSA zusammen. Wann eine Migration starten könnte, ist wohl noch nicht klar. Derzeit hätten noch andere Projekte Vorrang, wie beispielsweise die Beendung "nicht-essenzieller Verträge" oder die Einführung von KI für bestimmte Schreibarbeit. Was aus Sicht von einem der befragten SSA-Beschäftigen aber auch bezüglich COBOL zeitnah passieren muss: "Die Verantwortlichen müssen verstehen, dass sie es sozusagen mit einem Kartenhaus oder Jenga-Spiel zu tun haben. Wenn sie anfangen, Teile herauszunehmen, was sie bereits angekündigt haben, dann kann alles zusammenbrechen." Es wurde ergänzt, dass DOGE keine Behörde im klassischen Sinne ist. (nen) Keine News verpassen! Jeden Morgen der frische Nachrichtenüberblick von