Berlin. Tschechien setzt beim ESC 2025 auf Wandel: kein Vorentscheid, kein Eishockey – dafür ein Popkünstler, der das „Goodbye“ neu erfindet. In einem Land, in dem der Eurovision Song Contest traditionell gegen Eishockey verliert, ist dieser Schritt bemerkenswert: Tschechien verzichtet 2025 auf seinen gewohnten Vorentscheid „ESCZ“ – jene Bühne, auf der bisher Publikum und Jury ein Mitspracherecht hatten. Stattdessen: ein radikaler Bruch, eine Direktnominierung. Der Auserwählte heißt Adonxs – mit bürgerlichem Namen Adam Pavlovčin – und ist alles andere als ein Kompromisskandidat. Vielmehr eine Ansage. Einer, der Pop nicht als Genre, sondern als Ausdrucksform versteht. Sein Beitrag „Kiss Kiss Goodbye“ klingt wie ein stilisierter Befreiungsschlag – musikalisch kompromisslos, inhaltlich persönlich. ESC 2025: Adonxs fährt für Tschechien zum ESC Adonxs wurde 1995 im slowakischen Myjava geboren, nur wenige Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt. Schon früh zeigte sich sein musikalisches Talent – doch mit der Pubertät kam der Bruch. Die Stimme sank in die Tiefen des Basso profondo, jenem dramatisch dunklen Register, das man eher mit Oper als mit Pop verbindet. Adonxs verstummte – und er wich aus: auf die Tanzfläche, ins Rampenlicht der Mode- und Schauspielwelt. Doch wer wirklich singen will, kann die Stille nicht ertragen. Also fing er wieder von vorne an – in Prag mit Opernunterricht, später in London, wo er am British and Irish Modern Music Institute Gesang studierte und mit seiner Band PACE in kleinen Clubs auftrat. Corona brachte die Karriere zum Stillstand – und den Künstler zurück in die Heimat. Dort begann er als Solist zu arbeiten. Und fand seine Stimme. Das Beste am Sonntag Die besten Geschichten der Woche – exklusiv ausgewählt von Birgitta Stauber. Jetzt Anmelden! Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu. Der Durchbruch kam 2021: Adonxs gewann „SuperStar“, das tschechisch-slowakische Pendant zu „Deutschland sucht den Superstar“. Als erster offen queerer Sieger in der Geschichte der Show war seine Präsenz nicht nur musikalisch, sondern auch gesellschaftlich bedeutsam. Er wurde zur Projektionsfläche einer Generation, die sich nicht mehr zwischen Kunst und Identität entscheiden will. Seitdem hat Adonxs zwei Alben veröffentlicht, darunter „Age of Adonxs“, eine Synthese aus elektronischem Pop, introspektiven Texten und theatralischer Ästhetik, und die erfolgreiche Single „Moving On“. ESC 2025: Alle Teilnehmer in der Bildergalerie Will er sie erwürgen oder hat er sie lieb? Man weiß es nicht! Shkodra Elektronike vertreten Albanien beim ESC 2025. © EBU | Luca Rossi Da hat sich einer ganz schön dreckig gemacht: PAGR fährt für Armenien zum ESC 2025 nach Basel. © iStock | VAZGI Nein, es sind nicht die Men in Black, sondern Mamagama, die beim ESC 2025 Aserbaidschan vertreten. © EBU | Tato Panahi Go-Jo will hoch hinaus. Für Australien fährt er zum ESC nach Basel. © EBU | Jason Henley Red Sebastian, der bei ESC für Belgien ins Rennen geht, erinnert ein bisschen an Hellboy. © EBU | Taike De Wilde Die einzige, die auf Schwarz-Weiß setzt: Sissal vertritt Dänemark beim ESC 2025. © EBU | Anne-Sofie Pathuel Sie waren die Favoriten von Stefan Raab und fahren für Deutschland zum ESC: die Geschwister Abor & Tynna. © EBU | LINH NGUYEN Die Frisuer erinnert an Cruella de Vil: Tommy Cash vertritt Estland beim ESC 2025. © EBU | Alina Pyazok Finnland provoziert beim ESC gern – und bleibt sich auch 2025 mit Erika Vikman treu. © EBU | Miikka Varila Louane kennt man in Deutschland für ihren Hit „Avenir“. 2025 vertritt sie ihr Heimatland Frankreich beim ESC. © EBU | Damien Krisl Für Georgien fährt Mariam Shengelia zum ESC 2025. nach Basel. © EBU | GPB Sie könnte die Enkelin von Nana Mouskouri sein: Griechenland schickt Klavdia nach Basel. © EBU | Kostas Avgoulis Lucio Corsi schaut nachdenklich, macht nachdenkliche Musik und vertritt Italien beim ESC 2025. © EBU | Simone Biavati EMMY singt über Laika, die erste Hündin im All – und fährt für Irland zum ESC. © EBU | Andres Poveda Nein, das sind nicht die Überbleibsel vom Junior-ESC: VÆB fahren für Island nach Basel. © EBU | Ragnar Visage Yuval Raphael überlebte auf dem Nova-Musikfestival die Terror-Attacke der Hamas. Nun vertritt sie Israel beim ESC 2025. © EBU | Shai Franco/Tedy Productions LTD Sieht brav aus, wird bei ESC aber einen wilden Auftritt auf die Bühne bringen: Marko Bošnjak aus Kroatien. © EBU | Amina Aladuz-Lomigora Tautumeitas vertreten Lettland beim ESC 2025. © EBU | LSM/Lauris Viksne Lächeln verboten: Litauen schickt die Band Katarsis zum ESC. © EBU | Patrikas Karpickas/Laurynas Skiotys/Devividas Kryzevicius Luxemburg schickt die 25-jährige Laura Thorn zum ESC 2025 in die Schweiz. © EBU | Massen Photography Ihr Song musste für den ESC zensiert werden: Mariana Conte aus Malta. © EBU | Edward Degabriele Hat sich für die Disko hübsch gemacht: Nina Žižić geht beim ESC 2025 für Montenegro ins Rennen. © EBU | Nada Vojinovic Könnte sein Land beim ESC weit nach vorne bringen: Claude vertritt aus den Niederlanden. © EBU | Tim Buiting Kyle Alessandro vertritt Norwegen beim ESC 2025. Was er da auf dem Kopf trägt? Unklar... © EBU | Thor Hakon Ulstad JJ aus Österreich hat ein kleines Schiffchen gebastelt. Mit „Wastet Love“ werden ihm beim ESC sogar Siegchancen eingeräumt. © EBU | ORF/Thomas Ramstorfer Gold hat sie schon reichlich, ob es auch für die Goldmedaille beim ESC reicht? Justyna Steczkowska vertritt Polen. © EBU | Justyna Steczkowska In Portugal scheint man nicht gern zu lächeln. Das Land schickt NAPA zum ESC. © EBU | Lucas Coelho Gabry Ponte lauscht gern, was gerade im Nachbarzimmer passiert. Ganz nebenbei vertritt er auch noch San Marino beim ESC 2025. © EBU | Pier Constantini Die drei Jungs, die hier so nett am Lagerfeuer sitzen, sind die Finnen KAJ. Zum ESC fahren sie allerdings für Schweden. Auf der Bühne gehts dann auch noch in die Sauna. © EBU | SVT/Stina Stjernkvist Großer Druck lastet beim ESC auf Zoë Më. Sie vertritt die Schweiz – und damit die Gastgeber. © EBU | SRF/Maurice Haas Pric aus Serbien hat die Haare schön. Ob das beim ESC für einen guten Platz reicht? © EBU | Nikola Glisic Wird beim ESC eher auf ruhige Töne setzen: Klemen aus Slowenien. © EBU | Tomo Berjc/Universal Music Slovenia Melody fährt für Spanien zum ESC nach Basel. Bleibt nur zu hoffen, dass ihr Hut sie nicht verschlingt, bevor sie dort auftreten kann. © EBU | Valero RIoja/RTVE ADONXS hat eine bemerkenswerte Stimme – und vertritt Tschechien beim ESC 2025. © EBU | David Urban Kennen Sie diese Gruppenbilder, bei denen nie alle in die Kamera schauen? Ziferblat auf jeden Fall. Sie gehen beim ESC für die Ukraine ins Rennen. © EBU | Anya Wayne Das Land der Spice Girls setzt beim ESC 2025 auf eine Girlgroup: Remember Monday vertreten das Vereinigte Königreich. © EBU | BBC/BBC Studios/Rob Parfitt Theo Evan scheint ein Geheimnis verbergen zu wollen. Beim ESC 2025 vertritt er Zypern. © EBU | Nicholas Mastoras 1 / 37 Tschechien beim ESC 2025: Das ist Adonxs Lied „Kiss Kiss Goodbye“ Für den ESC in Basel präsentiert Adonxs mit „Kiss Kiss Goodbye“ eine Popballade, die auf mehreren Ebenen funktioniert. Musikalisch beginnt sie in der Tonalität eines Bond-Themas – orchestral, dramatisch, von düsterer Eleganz –, öffnet sich aber im Verlauf zu elektronischen Arrangements. Der Kontrast zwischen filmischem Pathos und moderner Pop-Produktion ist gewollt. Inhaltlich ist der Song ein Rückblick auf eine gescheiterte Beziehung – aber keiner, der in Sentimentalität versinkt. Vielmehr geht es um den Versuch, sich aus einer emotionalen Abhängigkeit zu befreien. Die Textzeilen handeln von enttäuschten Erwartungen, halbherzigen Entschuldigungen und dem Wunsch nach Klarheit. Der wiederkehrende Titel „Kiss Kiss Goodbye“ dient als Ambivalenzträger: Er steht für Intimität und Bruch zugleich. Adonxs mit „Kiss Kiss Goodbye“: Tschechiens ESC-Beitrag im Video Empfohlener externer Inhalt An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden. Externer Inhalt Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung Mehr anzeigen So erfolgreich war Tschechien zuletzt beim Eurovision Song Contest Dass Tschechien ausgerechnet jetzt auf eine Direktnominierung setzt, ist kein Zufall. Mit nur elf Teilnahmen seit dem Debüt 2007 gilt das Land als eines der zurückhaltendsten im ESC-Kanon. Nur zweimal erreichte man das Finale, einmal – 2018 mit Mikolas Josef – die Top Ten. Jahr Act Titel Platz 2021 Benny Cristo Omaga nicht für das Finale qualifiziert 2022 We Are Domi Lights Off 22 2023 Vesna My Sister's Crown 10 2024 Aiko Pedestal nicht für das Finale qualifiziert Gleichzeitig kämpfte der Wettbewerb in Tschechien lange Zeit um öffentliche Aufmerksamkeit. Die parallel stattfindende Eishockey-Weltmeisterschaft – ein jährliches Mega-Event – ließ die ESC-Übertragungen regelmäßig in den Hintergrund treten. Für 2025 hat der öffentlich-rechtliche Sender ČT jedoch Änderungen angekündigt: Der Wettbewerb wird erstmals im Hauptprogramm ČT1 zu sehen sein. Und: Am Abend des Finales wird die tschechische Nationalmannschaft kein Spiel bestreiten – eine symbolische Entzerrung zweier medialer Lager – zumindest für eine Nacht. Ob Adonxs, der diesjährige Vertreter, daraus Kapital schlagen kann? Das entscheidet sich im zweiten Halbfinale am 15. Mai – ausgerechnet parallel zu einem Eishockeyspiel gegen Ungarn. Eurovision Song Contest 2025: Das sind die ESC-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer