„Unsere Eltern schauen durch uns hindurch, als wären wir aus Glas.“ Von: Michaela Brehm Drucken Teilen Glaskinder leben oft im Schatten ihrer Geschwister: sie werden unsichtbar (Symboldbild) © Cavan Images/ IMAGO „Glaskinder“ existieren im Schatten ihrer Geschwister. Sie werden übersehen. Dies hat Folgen. Die Last tragen Betroffene oft ein Leben lang. Wird ein Kind mit besonderen Bedürfnissen in eine Familie geboren, dann ist das immer eine Herausforderung – nicht nur für die Eltern, auch für die Geschwisterkinder. Es ist nachvollziehbar, dass Kinder mit einer chronischen Krankheit, einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung viel Aufmerksamkeit benötigen. Dieser Fokus kann bedeuten, dass Eltern den Blick für ihre anderen Kinder verlieren – sie werden unsichtbar. Man spricht auch von „Glaskindern“ oder „Schattenkindern“. Die Amerikanerin Alicia Maples ist ein solches Glaskind. Sie spricht öffentlich und ehrlich über ihre Erfahrungen in der Kindheit. „Wir werden Glaskinder genannt, weil unsere Eltern so sehr mit den Bedürfnissen unserer Geschwister beschäftigt sind, dass sie durch uns hindurchsehen, als wären wir aus Glas.“ Auch wenn diese Vernachlässigung ohne böse Absicht passiert, sie hinterlässt Spuren. Viele Betroffene haben noch im Erwachsenenalter damit zu kämpfen – oder werden sich der Ursache ihrer Probleme dann erst bewusst. Heruntergebrochen auf ein paar wesentliche Gefühle, haben Glaskinder häufig diese Probleme. Das Glaskind-Syndrom (Glass-Child-Syndrom) bezieht sich vorwiegend auf Personen mit kranken Geschwistern. Es kann sich aber auch dann manifestieren, wenn es generell Kinder in der Familie gibt, die viel Aufmerksamkeit benötigen: etwa weil sie Probleme in der Schule haben oder durch ihr lebhaftes Verhalten mehr Betreuung brauchen. Sätze wie „Du warst schon immer mein einfaches Kind“ oder „Deinetwegen mussten wir uns zum Glück nie Sorge machen“ kennen Glaskinder daher zur Genüge. Sie waren und sind es gewohnt zu funktionieren, um keine zusätzliche Belastung für ihre Eltern zu sein. Ihre Meinung ist gefragt: Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht? Tauschen Sie sich mit anderen Lesern in der Hallo:Eltern-Community aus.