Ist die Rede von der Gebietsreform vor 50 Jahren, denkt jeder sofort an Opladen, das damals seine Selbstständigkeit verloren hat und immer noch daran knabbert. Dass die kommunale Neugliederung aber auch Hitdorf getroffen hat, wird oft übersehen. Mit einer neuen Ausstellung im kleinen Hitdorfer Heimatmuseum will der Heimatverein die Geschichte aufarbeiten. Hitdorf war 1975, als es zu Leverkusen kam, nicht selbstständig, anders als die Kreisstadt Opladen. Hitdorf war da schon seit 1960 ein Stadtteil von Monheim. Mehr gezwungenermaßen, erklärt Bernd Bilitzki vom Heimatverein bei der Vorstellung der neuen Ausstellung. Da es sich beim Anschluss Hitdorfs um ein verwaltungsmäßiges Thema handelt, sind zwischen den Ausstellungsstücken im kleinen Museum Am Werth meist Zeitungsartikel und Texte zwischen den Exponaten wie Tabak und Biergläser zu lesen. Dabei war Hitdorf seit 1857 eine selbstständige Stadt. Diesen Status beendeten die Nazis, als sie die Hafenstadt 1939 an die kleine Stadt Monheim verwaltungsmäßig anhefteten. Man hatte danach zwar immer noch Stadtrechte und einen eigenen Stadtrat, aber Monheim habe den Hitdorfern ab da reinregieren können. Als die Hitdorfer Wirtschaft in den 1950er-Jahren immer schwächer wurde, machte man 1960 gar aus Hitdorf einen Stadtteil von Monheim. An diesem für viele Hitdorfer niederschmetternden Tag zogen ein paar bislang Unbekannte vor dem Hitdorfer Rathaus zwei schwarze Fahnen hoch, dieser symbolische Akt soll bei den meisten Bürgern gut angekommen sein. Die Tat ist im Heimatmuseum mit einem Zeitungsfoto dokumentiert. Lange wurde geheimgehalten, wer sich das getraut hat, jetzt nicht mehr. Bilitzki will einen Zettel mit den Namen in eine Schublade legen, in die Besucher hineingucken dürfen. Monheim-Hitdorf blieb eine kurze Episode Die Konstruktion mit Monheim sollte aber nur für 15 Jahre Bestand haben. Vielleicht stammte die Abneigung gegen Monheim aus dieser Zeit, mutmaßen Klaus Roth und Bernd Bilitzki, oder es liege daran, dass Monheim und Hitdorf nicht nur der Alaaf-Helau-, sondern auch der Kölsch-Alt-Äquator trennen. Jedenfalls, so die beiden Heimatforscher, habe es kaum Gemecker in Hitdorf gegeben, als der Plan bekannt wurde, dass man ab 1975 ein Stadtteil von Leverkusen werden würde: Leverkusen war damals noch eine reiche Stadt, man versprach sich etwas davon. Auch in Monheim soll sich der Trennungsschmerz in Grenzen gehalten haben, sagen die Heimatforscher, vielleicht weil die mehrheitlich roten, also sozialdemokratischen Monheimer die damals vielen tiefschwarzen katholischen Hitdorfer Wähler loswurden. Dennoch gab es am 1.1.1975 wieder einen Akt des Unwillens. Auf den ganz neu angeschraubten schwarz-gelben Ortseingangsschilder „Leverkusen-Hitdorf“ wurde das „Leverkusen“ überklebt, sodass dort „Freistaat Hitdorf“ stand. Auch diese Aktion soll die Mehrheit der Bevölkerung wieder wohlwollend aufgenommen haben; die Leverkusener Stadtverwaltung dagegen soll die Aufkleber nicht lustig gefunden haben. Ein Farbfoto davon existiert, es hängt in der Hitdorfer Kneipe „Em Schokker“, die leider geschlossen wurde. Die Heimatfreunde zeigen eine Kopie in der Ausstellung. Interessant ist auch die Liste der Versprechungen, die man den Hitdorfern 1975 zur Verschmelzung gemacht hatte. Auf die Ringstraße habe man lange warten müssen, ein kleines Verwaltungsbüro wurde wieder abgeschafft, so die Heimatforscher.