Durchsichtiges Holz: Forschende testen neue Rezeptur mit Lebensmitteln

Das Versprechen von transparentem Holz als Ersatz für Glas oder Kunststoff klingt verlockend. Erste Prototypen gibt es bereits. Jetzt präsentieren Forschende ein fast durchsichtiges Holz, das dazu noch biologisch abbaubar sein soll. Doch das klingt natürlicher, als es ist. Dieses Holz hat weder Maserung noch Astlöcher, denn es ist fast durchsichtig. Ein wenig trübe sieht es noch aus, aber Geschriebenes darunter lässt sich durchaus lesen. Anzeige Ein Team um Bharat Baruah, Hobbytischler und Chemieprofessor an der Kennesaw State University im US-Bundesstaat Georgia, präsentierte das Material kürzlich auf der Frühjahreskonferenz der American Chemical Society in San Diego. Anders als Kunststoffe und bisheriges durchsichtiges Holz soll es biologisch abbaubar sein. Das Material sei unter anderem als besonders wärmedämmende Glasalternative geeignet und es lasse sich für elektronische Anwendungen auch mit Silberdrähten versehen, berichten die Forschenden. Es ist nicht der erste Prototyp aus transparentem Holz. Immer mal wieder ist von Erfolgen aus dem Labor zu lesen. Schon 2021 entwickelten die Holzforscher um Liangbing Hu von der University of Maryland in College Park einen Prozess, um dünne Holzpaneele in einen durchsichtigen Werkstoff zu verwandeln. Wie Holz transparent wird Mit einem Naturprodukt hat transparentes Holz allerdings nur noch wenig gemein. Das liegt vor allem am Herstellungsprozess. Zunächst werden Hemizellulose und Lignin herausgelöst, das dem Holz die braune Farbe und Stabilität verleiht. Übrig bleibt ein poröses, papierartiges Zellulose-Netzwerk, das üblicherweise mit einem kunststoffähnlichen, farblosen Epoxidharz gefüllt wird. Ein Härter sorgt für die Vernetzung der Substanz zu einer stabilen Masse. Baruah berichtet, es habe ihn gestört, dass diese Epoxidharze nicht bioabbaubar sind. Er ließ einen Bachelor-Studenten eine ökologische Alternative aus Reisextrakt und Eiweiß testen. Auf diese Idee sei er gekommen, weil die Häuser in seiner indischen Heimatregion früher statt mit Zement mit Sand, klebrigem Reis und Eiweiß gebaut worden seien, so der Forscher. Dämmt besser als Glas Das Ergebnis ist ein halb-transparentes Holz, das besser wärmedämmend wirkt als Glas. Ein Vogelhäuschen aus dem Material, das von außen mit einer Wärmelampe bestrahlt wurde, blieb Baruah zufolge um mehrere Grade kälter als ein gläsernes Vergleichsobjekt. Seine Gruppe konnte zudem Silberdrähte in das Material einbauen, sodass es auch für elektrische Anwendungen, etwa in Solarzellen oder Sensoren, taugen könnte. Anzeige Allerdings kommt auch dieses durchsichtige Holz nicht ohne die chemieintensive Ligninentfernung aus und nicht ohne ein umweltschädliches Vernetzungsmittel, damit sich Reisextrakt und Eiweiß festigend in das Holzgrundgerüst einfügen. Die Mengen des Härters Diethylentriamin im Holz seien jedoch so gering, dass sie keine Probleme machten, glauben die Forschenden. Der Kritik, dass wertvolle Nahrungsmittel für die Produktion gebraucht werden, widerspricht Baruah nicht. "Das ist unser erster Versuch mit natürlichen Materialien. Wir planen, mehr dieser Art herzustellen", so der Forscher. "Eine Menge Chemie im Spiel" "Ein unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ideales transparentes Holz gibt es aktuell nicht", sagt Peter Meinlschmidt vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI in Braunschweig. "Da ist immer eine Menge Chemie im Spiel und die Frage der Bioabbaubarkeit ist bisher nicht gelöst." Es gebe zwar Bestrebungen, die gängigen Epoxidharze statt aus fossilen aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen und die Epoxidharze aus Verbundstoffen, etwa in alten Rotorblättern, zu recyceln. Daran arbeite er gerade gemeinsam mit einem Team vom Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme (IWES) in Bremerhaven, so der Forscher. "Doch das funktioniert bestenfalls nur für die Grundkomponente eines Epoxidharzes. Für die ökologisch besonders bedenklichen Vernetzungsmittel gibt es bislang keine Alternativen." Fensterglas wird daher wohl nicht so bald durch Holz ersetzt werden. Auch wenn die Glasproduktion viel Energie verschlingt, ist sie ökologisch eher unproblematisch. Beim Vergleich mit transparenten Kunststoffen müsse man im Einzelfall prüfen, welche Variante vorteilhafter ist, sagt Forscher Meinlschmidt. Dieser Beitrag ist zuerst bei www.t3n.de erschienen. (vza)