Westafrika: Menschen in Gabun wählen nach Militärputsch neues Staatsoberhaupt
Mehr als anderthalb Jahre nach dem Militärputsch wählen die Menschen im westafrikanischen Gabun an diesem Samstag einen neuen Präsidenten. Als aussichtsreichster Kandidat gilt der Übergangspräsident Brice Oligui Nguema. Dieser hatte im August 2023 einen Militärputsch gegen seinen Cousin, den langjährigen Machthaber Ali Bongo, angeführt. Oligui kündigte im Wahlkampf "Wachstum zum Glück" an. Sein wichtigster Gegenkandidat ist der frühere Premierminister Alain-Claude Bilie-By-Nzé. Insgesamt haben sich sieben Männer zur Wahl gestellt. Als unabhängige Kandidatin und einzige Frau tritt die junge Unternehmerin Zenaba Gninga Chaning an. Die Wahllokale sind von 7.30 bis 18 Uhr geöffnet, Ergebnisse will das Innenministerium spätestens am Mittwoch veröffentlichen. Die neue Verfassung des Landes sieht für den Präsidenten eine Amtszeit von sieben Jahren vor, die einmal verlängert werden kann. Gegner warfen Nguema vor, sich an der Macht halten zu wollen. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur werden auch Wahlbeobachter aus der EU vor Ort sein. Mit der Wahl soll Gabun zu einer zivilen Regierung zurückkommen. Viele Menschen hoffen auf einen Neuanfang. Das erdölreiche, aber hoch verschuldete Land steht jedoch nicht nur vor der Herausforderung eines demokratischen Übergangs, sondern muss zudem Infrastrukturmängel, überbordende Bürokratie und Stromausfälle bewältigen. 55 Jahre regierte die Bongo-Familie Der abgesetzte Machthaber Bongo war 2009 nach dem Tod seines Vaters Omar an die Macht gekommen, der Gabun fast 42 Jahre lang regiert hatte. Opposition und Armee warfen der Bongo-Familie Korruption und schlechte Regierungsführung vor. Gabun gilt mit Blick auf das Pro-Kopf-Einkommen als eines der reichsten Länder Afrikas – dank großer Rohstoffvorkommen an Erdöl, Holz und Mangan und einer Bevölkerung von 2,3 Millionen Menschen. Doch nach Jahren der Misswirtschaft steht das Land vor großen Problemen. Nach Angaben der Weltbank sind fast 40 Prozent der jungen Leute arbeitslos. Etwa ein Drittel der Einwohner lebt in Armut. Nicht nur in Gabun kam es in den vergangenen Jahren zu einer verfassungswidrigen Machtübernahme durch das Militär. In ganz Afrika passierte das seit 2020 neunmal – fast alle davon in früheren französischen Kolonien in West- und Zentralafrika. In Mali, Burkina Faso, dem Niger und Guinea regieren seitdem Militärräte mit Übergangsregierungen, die noch keine Wahlen angesetzt haben.