Schädliche Auswirkungen: Frankreich verschärft Handy-Verbot an Mittelschulen

Nach dem Test des Programms "digitale Pause" sollen Schüler im Alter von 11 bis 15 Jahren in Frankreich ab September den ganzen Schultag lang keine Smartphones mehr benutzen dürfen. Frankreich verschärfe damit sein bereits bestehendes teilweises Handy-Verbot an Mittelschulen, schreibt der britische Guardian. Betroffene Schüler müssten ihre Geräte zu Beginn eines Schultages in einem Schließfach oder einer Tasche wegsperren. Sie dürften erst wieder darauf zugreifen, wenn der Unterricht aus sei und sie sich auf den Weg nach Hause machten. Anzeige Die französische Bildungsministerin Élisabeth Borne unterstrich laut dem Bericht im Senat, Kinder in allen französischen Mittelschulen würden nach den Sommerferien während Unterrichtswochen tageweise von ihren Handys getrennt. Die Ex- Premierministerin begründete das so: "In einer Zeit, in der die Nutzung von Bildschirmen aufgrund ihrer zahlreichen schädlichen Auswirkungen allgemein in Frage gestellt wird, ist diese Maßnahme für das Wohlbefinden und den Schulerfolg unserer Kinder von entscheidender Bedeutung." Auszubildende verbrächten zu viel Zeit vor dem Screen und zu wenig mit dem Lesen von Büchern. In Frankreich besteht an vielen Schulen schon seit 2010 – also lange vor dem Siegeszug von ChatGPT, Gemini & Co. – ein Verbot von Mobiltelefonen. Anfangs war der Gebrauch von Mobiltelefonen nur im Klassenzimmer untersagt. 2018 untersagte die französische Nationalversammlung die Nutzung von Smartphones auch in den Pausen und bei schulischen Aktivitäten außerhalb der eigentlichen Bildungsstätte. Die Vorgaben gelten für Vorschulen, Grundschulen und weiterführende Lehranstalten. Nur Gymnasien sind ausgenommen. Kinder und Jugendliche sollen sich so besser aufs Lernen konzentrieren können. Auch der Schutz des Nachwuchses vor Cybermobbing und jugendgefährdenden Inhalten spielt eine Rolle. Auch in Deutschland kommen Handy-Verbote Nun will die Regierung in Paris den nächsten Schritt gehen und einen Großteil der Schüler untertags schier komplett von ihren Handys trennen. Diese erzwungene digitale Askese testen etwa 100 Mittelschulen in den vergangenen sechs Monaten in einem Pilotprojekt. Borne erklärte den Senatoren: Die Rückmeldungen seien "durchweg positiv, insbesondere was die Verbesserung des Schulklimas betrifft". Eltern und Lehrer seien begeistert von dem Ansatz. Gewerkschaften hatten die Kosten und die Logistik der Organisation des Programms in Frage gestellt. Der Ministerin zufolge stehe es den Schulleitern aber frei, ein Wegschließverfahren zu wählen. Mehr als ein paar Tausend Euro an Kosten seien dafür nicht zu erwarten. Forscher waren im Auftrag des französischen Präsidenten Emmanuel Macron voriges Jahr zu dem Schluss gekommen, dass Kindern die Nutzung von Smartphones erst ab 13 Jahren und der Zugriff auf soziale Medien wie TikTok, Instagram und Snapchat erst ab 18 Jahren erlaubt werden sollte. In ganz Europa verbannen immer mehr Staaten und Regionen Mobiltelefone aus den Klassenzimmern. Hierzulande will Hessen ein weitgehendes Verbot ab dem Schuljahr 2025/26 einführen. Auch Baden-Württemberg will den Handy-Gebrauch einschränken. Im benachbarten Rheinland-Pfalz tobt noch die Debatte über eine ähnliche Vorgehensweise, wobei sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) jüngst skeptisch äußerte. Anzeige (nen)