Ende August ist es soweit: Google bringt zusammen mit Special-Effects-Partnern und dem Inhaltestudio der Las Vegas Sphere eine KI-gepimpte Version des "Wizard of Oz" von 1939 auf eine 180-Grad-Leinwand. Das gigantische Projekt umfasst nicht nur ein KI-gestütztes Hochskalieren des körnigen 4:3-Altfilms auf 16K mal 16K, sondern aufgrund der Bildschirmanordnung auch das KI-gestützte Hinzuerfinden von Einstellungen. Charaktere, die sich an eine andere Stelle im 180-Grad-Feld der Sphere bewegen müssten, im Original aber schlicht nicht vorhanden sind, werden hinzugerechnet. Anzeige "Wizard of Oz"-Show von Google: Ganz unten sieht man die Bühne. (Bild: bsc) Dabei kommen aktuelle Bildgeneratoren von Google DeepMind zum Einsatz, die sogar gepromptet werden, wie Google in der vergangenen Woche bei einer Pressevorführung von Teilen des Films angab. Das Projekt ist bei Google Cloud (für die KI-Kapazität und das Backend) und Alphabet selbst aufgehängt. Zur Präsentation waren beide Chefs, also Thomas Kurian und Sundar Pichai, vor Ort. "Wizard of Oz" im 4D-Kino Gänzlich fertiggestellt ist der Film aber noch nicht. Google räumte in einer Dokumentation zu den Bemühungen, die in der Sphere gezeigt wurde, ein, man werde bis zur letzten Minute an dem Projekt arbeiten. Ausgangspunkt war dabei das Inhaltestudio der Las Vegas Sphere und der Chef der Besitzerfirma Sphere Entertainment Co., James L. Dolan. Er leitet auch die gesamte Madison-Square-Garden-Gruppe, zu der auch der bekannte Veranstaltungsort in New York gehört. Dolan sagte, man habe sogleich nach einem passenden Partner gesucht und sei dann auf Google und seine Tochter DeepMind gestoßen. Die Idee, einen alten Filmklassiker auf 180 Grad 16K aufzublasen, ist ein anspruchsvolles Projekt. Die Sphere selbst ist eine Art 4D-Kino: Neben dem 180-Grad-Rundumblick gibt es Vibrationen und Windmaschinen, um die Nutzer in das Entertainment hineinzuziehen. Die Bühne ist derart klein – aus Perspektive der Zuseher – und weit weg, dass bei Diskussionsrunden und Konzerten die 180-Grad-Leinwand selbst als "Zoom" verwendet wird. Pichai selbst machte sich darüber lustig und meinte sinngemäß, er sei noch nie so groß gewesen. Rekonstruktion aus dem Archiv Anzeige Bei der "Wizard of Oz"-Präsentation konnte die Sphere zeigen, was sie kann. Erst erschien ein – natürlich Gemini-generierter – Hintergrund eines Farmgeländes in Kansas, dessen Farben sich nach und nach veränderten. Der Wind blies, der Realismusgrad war hoch. Dann erschien der schwarz-weiße Anfang von "Wizard of Oz" in 4:3 in Klein, als wäre er von einem Filmprojektor auf die Sphere geworfen worden. Dann öffnete sich eine neue Welt, in der Dorothy und ihre Freunde, der ängstliche Löwe, der Mann aus Stroh oder der "Tin Man", knackscharf zum Leben erweckt wurden. Sphere in Las Vegas: 16K, 180 Grad (Bild: bsc) Dann durfte die Special-Effects-Firma Magnopus erläutern, wie sie zusammen mit DeepMind und Google Cloud vorgegangen ist. Das Projekt, das von der Oscar-Gewinnerin Jane Rosenthal produziert wird, bekam den Segen des Rechteinhabers Warner Bros. Discovery. Generative KI-Mediemodelle wie Imagen und Veo plus Gemini hätten eine Rolle gespielt, sagen die Googler. Magnopus hatte dabei zum Glück das handgeschriebene Notizbuch des Kameramanns von "The Wizard of Oz" im Zugriff und konnte so Szenen, die im Film nicht zu sehen waren, rekonstruieren. Traditionelle CGI zu teuer und zu langsam 17.600 Menschen passen in die Sphere. Wie lange die Show aufgeführt wird, ist noch unklar. Die KI-Modelle gehen deutlich über das hinaus, was mit traditioneller CGI möglich wäre – zudem ist der Ansatz deutlich günstiger und schneller. "Die Modelle sind äußerst innovativ", sagte DeepMind-Forscher Steven Hickso. "Wir fanden etwas, das wir bislang nicht können, halten es für unmöglich in der Umsetzung – und einen Monat später sagen wir dann: Das geht vielleicht doch." Vorstellung der neuen Version des "Wizard of Oz": Auf der KI-gestützten Yellow-Brick-Road. (Bild: bsc) Mit speziell für diese Aufgabe optimierten Versionen von Veo, Imagen und Gemini hätten die Google-Teams und ihre Partner ein KI-basiertes "Super Resolution"-Tool entwickelt, um die kleinen Zelluloidbilder von 1939 in ultrahochauflösende Bilder zu verwandeln, die für die Sphere passend sind. Weiterhin erfolgte ein KI-Outpainting, um den Umfang der Szenen zu erweitern, um den 180-Grad-Raum zu füllen und Lücken zu schließen, die durch Schnitte und Einschränkungen im Originalmaterial entstehen. Schließlich wurden auch noch die Schauspieler hinzugefügt, mittels "Performance Generation". Mindestens 80 Millionen US-Dollar soll die Produktion gekostet haben. (bsc)