Trumps Kampf gegen die Wissenschaft: Mail an Harvard war wohl nicht genehmigt Von: Sandra Kathe Drucken Teilen Für Donald Trump ist die Elite-Uni Harvard ein „Witz“ – Förderung droht er zu streichen. Die Universität kündigt Widerstand gegen den politischen Druck an. Washington/Boston – Seit knapp über einer Woche trägt die US-Regierung unter Donald Trump einen öffentlichen Kampf gegen die Elite-Uni Harvard aus. Auslöser war ein Schreiben aus einer Antisemitismus-Taskforce im Weißen Haus, in dem der Hochschule Konsequenzen angedroht wurden, sollte sie nicht auf bestimmte Forderungen aus der Regierung eingehen. Zu diesen Forderungen zählten etwa die Herausgabe von Daten an Bundesbehörden zu möglichen Verstößen gegen Verhaltensregeln durch Studierende sowie die Abschaffung bislang geltender Diversitätsrichtlinien. Nun wurde bekannt, dass es bereits in den Wochen zuvor Gespräche zwischen der Hochschule und der US-Regierung gegeben hatte und es für Harvard und seine Anwälte wohl ausgesehen habe, als sei eine öffentliche Konfrontation noch abzuwenden. Das berichtete die New York Times, die nun aus Regierungskreisen herausgefunden hat, dass die E-Mail, die die Sache ins Rollen gebracht hat, gar nicht offiziell abgestimmt gewesen sei. Auf dem Campus der Elite-Uni Harvard kam es seit der Ankündigung der Trump-Regierung bereits zu ersten Protesten. © Joseph Prezioso/AFP Trump bezeichnet Elite-Uni Harvard als „Witz“ und will Gelder streichen So gaben Insider gegenüber der US-Zeitung an, dass die E-Mail mit den Forderungen an Harvard entweder als interne Vorlage für die Taskforce gedacht gewesen oder ohne Genehmigung an die Universitätsleitung abgeschickt worden sei. Die habe die darin aufgelisteten Forderungen als so „schwierig“ empfunden, dass sie die Geschichte postwendend an die Öffentlichkeit brachte. Seither hat sich auch der US-Präsident persönlich in den Streit um öffentliche Gelder für die Hochschule eingeschaltet. So zitiert etwa das Nachrichtenmagazin Spiegel aus Social-Media-Stellungnahmen des Präsidenten, in denen er sagte, Harvard sei „ein Witz“, unterrichte „Hass und Dummheit“ und solle in der Folge gar keine öffentlichen Gelder mehr erhalten. Was Trump der Universität konkret vorwirft, sind antisemitische Positionen sowie das Verbreiten verfehlter Ideologien, etwa im Bereich Diversität. US-Regierung legt sich mit Harvard an und wirft Uni „Antisemitismus“ vor Basis der im Mittelpunkt stehenden Antisemitismus-Vorwürfe, mit denen sich inzwischen auch eine Gruppe Republikaner im Repräsentantenhaus beschäftigt, ist der Umgang der Universität mit pro-palästinensischen Demonstrationen seiner Studierenden. Diese werden in bestimmten Kreisen als antisemitisch abgetan, da sie den Umgang der israelischen Regierung mit der Zivilbevölkerung des Gazastreifens scharf kritisieren. Auch bei dem Angriff der Trump-Regierung auf die New Yorker Columbia-University im März hatten diese Vorwürfe bereits eine Rolle gespielt. Medienberichten zufolge hatte es hier Ende des letzten Monats nach einem Einlenken der Universität eine Einigung gegeben, mit der sich die Universität zunächst entzogene Fördermittel in der Höhe von rund 400 Millionen US-Dollar zurückholen konnte. Von etlichen Beschäftigten und Studierenden gab es dafür allerdings heftige Kritik. „Das ist Faschismus“: Trump krempelt die USA um – eine Chronik Fotostrecke ansehen Versuchter Einfluss der Trump-Regierung: Harvard will nicht „über Unabhängigkeit verhandeln“ Vonseiten Harvard heißt es bislang, dass die Universität „nicht über ihre Unabhängigkeit oder ihre verfassungsmäßigen Rechte verhandeln“ werde, wie der Spiegel Universitätspräsident Alan Garber zitiert. Zur möglicherweise fehlerhaft abgeschickten E-Mail der Taskforce berichtet die New York Times von einer Stellungnahme der Uni, in der es heißt, dass das Handeln der US-Regierung „reale Konsequenzen“ für Studierende und Beschäftigte sowie auf das „weltweite Standing von amerikanischen Bildungsinstitutionen“ hätte. Wenn die Regierung ihre Drohungen wahrmacht, sollen Harvard Mittel in Höhe von 2,2 Milliarden US-Dollar gestrichen werden. Auch die Steuerfreiheit der Universität steht auf dem Spiel. Gleichzeitig scheint ein Einlenken seitens der US-Regierung aktuell nicht in Sicht. Wie die Zeit berichtet, kam es in den vergangenen Tagen sogar zu weiteren Forderungen. So soll das US-Bildungsministerium, dessen Auflösung Trump Ende März angeordnet hat, Harvard inzwischen auch dazu aufgefordert haben, „Geldflüsse aus dem Ausland“ offenzulegen. Die Behörde, so heißt es, verdächtige die Universität, „nicht völlig transparent“ und damit „illegal“ gehandelt zu haben. (saka)