Gerade noch feierte Coinbase, der Betreiber einer gleichnamigen Kryptobörse, das Ende eines jahrelangen Rechtsstreits mit der US-Börsenaufsicht. Nun gibt es neue Kontroversen, verursacht durch skurrile Memecoin-Aktivitäten von Base, der Blockchain von Coinbase, die als Verzeichnis und Grundlage aller Transaktionen im dezentralen Netzwerk der Coinbase-Nutzer dient. Im US-Bundesstaat Oregon wird es sogar ein neues Gerichtsverfahren gegen Coinbase geben. Anzeige Eine Besonderheit, die auch für die jetzigen Ereignisse rund um Base eine wichtige Rolle spielt: es handelt sich um eine Blockchain der sogenannten Layer 2-Technologien (L2). Nach Coinbase-Angaben wird ein zusätzliches Netzwerk (Layer 2) zu einem grundlegenden Blockchain-Protokoll betrieben. Es verarbeitet Transaktionen außerhalb des Ethereum-Hauptnetzes (Layer 1). Damit lassen sich Zahlungen demnach deutlich schneller abwickeln als bei den klassischen Layer-1-Varianten. Base experimentiert mit Memecoins Aber zurück zur jüngsten Base-Kontroverse. Alles begann diesen Mittwoch (16. April), als der Zora-Account von Base einen Post auf Zora veröffentlichte. Zora wurde einst als Plattform für den Handel mit NFTs bekannt und möchte sich nun mit einem neuen Modell etablieren: Ein soziales Netzwerk, dessen Benutzeroberfläche an Instagram erinnert, mit einem entscheidenden Unterschied: Verfasser können jeden einzelnen ihrer Posts zu Memecoins machen, andere können Einheiten davon erwerben und damit handeln. Hier kommt auch die L2-Blockchain von Base ins Spiel. Denn sie ermöglicht es den Zora-Nutzern, in Sekundenschnelle Memecoin-Einheiten eines Zora-Posts zu erwerben und zu verkaufen. Mit dieser Möglichkeit begannen Base-Verteter am Mittwoch (16. April) zu experimentieren, indem sie auf ihrem Zora-Auftritt ein Bild veröffentlichten. Der Inhalt lautete, in schwarzem Text auf weißem Hintergrund: "Base is for everyone", auf Deutsch "Base ist für alle da". Der Post war erstmals gleichzeitig auch ein Memecoin, der sich – im Gegensatz zu den anderen Zora-Posts von Base – auch direkt wieder verkaufen lässt. Die Marktkapitalisierung in US-Dollar kletterte laut dem Kryptoportal Dexscreener nach wenigen Stunden auf rund 13 Millionen US-Dolllar, nur um direkt danach wieder auf rund 2,6 Millionen US-Dollar abzustürzen. Neuer Post sorgt für Panik Was war passiert? Nur eine Stunde nach Veröffentlichung des Posts – und zugleich Memecoins – setzte Base einen weiteren Zora-Post ab, der ebenfalls automatisch als Memecoin mitlief. Das versetzte Besitzer des ersten Memecoins offenbar in Panik. Viele fühlten sich scheinbar an die "Pump and Dump"-Maschen erinnert, welche diverse Influencer in der jüngeren Vergangenheit nutzten: Ein Memecoin, häufig bezogen auf die eigene Person wird ins Leben gerufen, der Urheber erwirbt sehr günstig Anteile und bewirbt seinen Coin mithilfe der eigenen Bekanntheit. Sobald der Kurs kräftig angestiegen ist, verkauft der Urheber alle seine Anteile und macht kräftig Gewinn. Während die anderen Halter, meistens Fans der Influencer, mit einem massiven Kurseinbruch des erstandenen Memecoins leben müssen. Lesen Sie auch Trump sorgt mit eigenem Krypto-Coin für Aufregung Das fürchteten wohl auch die Käufer des "Base is for everyone"-Memecoin, als ein neuer Post und gleichzeitig Memecoin, dieses Mal ein buntes Base-Werbeplakat, online ging. Das brachte Jesse Pollak, Mitglied der Coinbase-Geschäftsführung und verantwortlich für die Base-Blockchain, in Erklärungsnot. Als Antwort präsentierte er nichts weniger als eine neue Ära des Social Media-Zeitalters, die aus seiner Sicht begonnen hat. Anzeige Base-Verantwortlicher schwärmt von "Content Coins" In einem Video auf Zora und X erklärt er seine Vision von "Content Coins": Social Media-Inhalt, der von anderen erworben werden kann und mit dem auch die Urheber Handel betreiben können. Pollak schwärmte von ganz neuen Möglichkeiten für Kreative, mit ihren Inhalten Geld zu verdienen und profilierte seinen Ansatz als Gegenentwurf zu klassischen Social-Media-Plattformen, wo ein Großteil der Erlöse an die Plattformen selbst gehe. Auch Marken könnten auf diese Weise von dieser "neuen" Form von Kryptowährung profitieren, die ausdrücklich keine üblichen Memecoins seien, findet Pollak. In einem früheren Zora-Post, in dem Base die Vorteile seiner L2-Blockchain erklärte, ist auch die Rede davon, dass das Unternehmen pro Base-Transaktion mit einer Gebühr von einem US-Cent entlohnt wird. Für den "Base is for everyone"-Memecoin oder -"Content Coin", wie auch immer man es nun nennen mag, brachte das wenig Erholung. Dexscreener verzeichnete am Sonntagnachmittag noch eine Marktkapitalisierung von rund 51.000 US-Dollar. Und auch juristisch sieht es für das Mutterunternehmen Coinbase wenig rosig aus. Paul Grewal, Chef der Rechtsabteilung bei Coinbase, gab am Freitag bekannt, dass die Generalstaatsanwaltschaft von des US-Bundesstaats Oregon mitgeteilt habe, ein Verfahren gegen Coinbase einzuleiten, um "genau da weiterzumachen, wo die SEC aufgehört hatte". Diese hatte Coinbase vorgeworfen, mit nicht registrierten Anlageprodukten zu handeln. Das Verfahren, welches die gesamte Branche aufmerksam verfolgt hatte, wurde vor kurzem offiziell eingestellt. Noch davor hatte der Coinbase CEO das Ende seltsamerweise feierlich selbst auf X bekanntgegeben. Das Ende des Rechtsstreits zugunsten des Kryptounternehmens wird auch auf den neuen US-Präsidenten zurückgeführt, der deutlich kryptofreundlicher als sein Vorgänger ist. Nun will die Justiz von Oregon es offenbar wieder neu aufrollen, wie sie auch offiziell bestätigte. In der Pressemitteilung ist allerdings nur von Coinbase die Rede, nicht von Base oder seinen neuen "Content-Coins". Diese könnten aber womöglich noch Zündstoff liefern. In einem Post auf X, der offenbar möglichst provokant klarmachen sollte, dass Base-Transaktionen für alles – wirklich alles – zu haben sind, findet sich auch der Satz "Base is for pimping" (deutsch: Base ist für Zuhälterei). Ein Bekenntnis, das der US-Justiz wohl kaum gefallen dürfte. Würde sich die Marktkapitalisierung der Base-"Content Coins" allein an den skurrilen Kontroversen bemessen, welche Coinbase-Vertreter innerhalb kürzester Zeit in die Welt setzen, würde sie wahrscheinlich deutlich besser ausfallen. (nen)