Cloud WAN: Google Cloud öffnet eigenes Netzwerk für Kunden

Google Cloud, die Cloud-Tochter von Alphabet, hat auf der Hausmesse Google Cloud Next in Las Vegas in diesem Monat eine neue Möglichkeit für Unternehmenskunden eröffnet, Googles eigene Infrastruktur zu nutzen. Neben den Servern der Google Cloud Platform (GCP), die zuletzt stark bei KI-Anwendungen über die hauseigene Schnittstelle Vertex AI gewachsen war, kann man nun direkt auf das Backbone-Netzwerk des Internetriesen zugreifen. Die Technologie nennt sich Cloud Wide Area Network, kurz Cloud WAN. Sie wird bereits mit ersten Großkunden getestet. "Mit dem Cloud Wide Area Network stellen wir unser Hochgeschwindigkeitsnetzwerk mit geringer Latenz – das gleiche Netzwerk, das Milliarden von Nutzern mit Diensten wie Google Mail, Google Fotos und der Google-Suche verbindet – für Unternehmen auf der ganzen Welt zur Verfügung", so der Konzern bei der Ankündigung. Anzeige Erst Google, dann Firmenkunden Das Cloud WAN dient dabei dazu, Standorte zu vernetzen (Site-to-Site-Traffic) sowie auf die auf der GCP gehostete Cloud-Infrastruktur zuzugreifen. Zentrales Element ist das sogenannte Cross-Site-Interconnect, das sich derzeit in einer "Preview"-Phase befindet – mit ausgewählten Kunden. Es bietet Layer-2-Konnektivität – wie sie etwa auch Regierungen und Telekommunikationsunternehmen benötigen – mit dedizierten 10G- und 100G-Verbindungen. Dabei kommt Googles Premium-Tier-Netzwerk zum Einsatz, das Points-of-Presence-Standorte (PoPs) in vielen Großstädten hat. Sicherheitslösungen von Menlo Security und Palo Alto Networks lassen sich hinzubuchen. Google Cloud arbeitet mit Connectivity-Anbietern wie Fortinet, BT und Cisco zusammen. Das Unternehmen verspricht – insbesondere bei Verwendung weiterer GCP-Dienste – eine TCO-Reduzierung um bis zu 40 Prozent im Vergleich zu einem selbst gemanagten Firmen-WAN, bei einer um 40 Prozent schnelleren Performance als über das öffentliche Internet. Das Angebot ist dabei "fully managed", Unternehmen sollen sich um möglichst wenig selbst kümmern müssen. Das Gesamtnetzwerk, das Google aufgebaut hat, umfasst ein rund 3,2 Millionen Kilometer langes Glasfasernetzwerk mit insgesamt 33 Untersee-Verbindungen. 202 Google-PoPs gibt es weltweit, das SLA spricht von einer 99,99-prozentigen Verfügbarkeit. Network Connectivity Center in 20 Ländern dienen dabei als Hub, weltweit unterscheidet Google Cloud zwischen 42 Regionen. "Keine andere Firma kann das anbieten", so Google-Manager Amin Vahdat, der als Vizepräsident unter anderem für die Google Compute Engine zuständig ist. Die Philosophie hinter dem Cloud WAN entspricht dem, was Google Cloud auch in anderen Bereichen tut: Produkte, die zunächst nur für den internen Gebrauch bei Google gedacht waren, werden nach und nach für Firmenkunden geöffnet. Die internen Entwickler denken also immer auch mit, ob sich etwas, was Google für seine hohen Lasten leistet, auch für andere Konzerne eignet – sei es nun BigQuery oder die KI-Hosting-Infrastruktur, auf der auch Gemini läuft. Neu ist der Ansatz nicht: Auch der große Konkurrent von Google Cloud, Amazon Web Services (AWS) arbeitet so, genau wie auch Microsoft mit Azure versucht, internen wie externen Kunden zu dienen. Cloud WAN hat entsprechend auch ein Cross-Cloud-Interconnect, um AWS, Azure und Oracle Cloud einzubinden. Google Cloud gibt sich international Preise für die Nutzung des Cloud WAN hat Google Cloud noch nicht genannt. Klar ist bereits, dass es sowohl nutzungsbasierte als auch fixe Tarife geben wird. Letzteres dürfte insbesondere für Cloud-Interconnect interessant sein, wenn Unternehmen hohe Datenvolumen in Anspruch nehmen. Zu den ersten Partnern bei der Cloud-WAN-Initiative zählt Juniper Networks. Dessen Angebot ist über den Google Cloud Marketplace buchbar und wird unter anderem Mist umfassen, eine KI-native Netzwerkplattform. Google Cloud betont, dass der Datenverkehr im Cloud WAN vollständig abgesichert ist – der Konzern kann keine Einblicke nehmen. Das dürfte so manchen Firmenkunden außerhalb der USA beruhigen, der derzeit versucht, die großen US-Cloud-Anbieter auch mit ihren SaaS-Diensten zu verlassen. Auf der Hausmesse Google Cloud Next versuchte Google Cloud sich denn auch als internationales Unternehmen zu positionieren – das auch in zahlreichen europäischen Ländern Standorte hat, an denen entwickelt und geforscht wird. Anzeige (bsc)