Zu Hitlers Todestag widerlegt Experte brisante Verschwörungstheorie – Ungewöhnliches Leichen-Detail Von: Jakob Koch Drucken Teilen Der ehemalige Leiter des Hamburger Instituts für Rechtsmedizin, Klaus Püschel, konnte die russischen Sektionsbefunde zu Adolf Hitlers Leiche einsehen. (Symbol/Archiv) © dpa / Christian Charisius Rechtsmediziner Klaus Püschel entlarvt Mythen über Hitlers Ableben. Ein Detail aus den Autopsieberichten spielt dabei eine Schlüsselrolle. Berlin/Moskau – Am 30. April 1945 nahm sich Adolf Hitler im Führerbunker in Berlin das Leben. Die Ereignisse dieses Tages sind historisch gut dokumentiert, doch über die Jahre rankten sich zahlreiche Mythen und Verschwörungstheorien um seinen Tod. Einige behaupteten, Hitler habe den Krieg überlebt und sei nach Südamerika geflüchtet. Andere spekulierten über geheime Stützpunkte in der Antarktis. Der Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel hat sich in seinem Buch „Der Tod geht über Leichen“ mit diesen Mythen auseinandergesetzt – und sie auf Grundlage wissenschaftlicher Befunde widerlegt. Hitlers Leiche gefunden: Obduktion widerlegt Verschwörungstheorie – „entbehren jeder Grundlage“ „Nach Kriegsende rankten sich jahrzehntelang Mythen um seinen Tod, Behauptungen, die jeder Grundlage entbehrten“, schreibt der ehemalige Leiter des Hamburger Instituts für Rechtsmedizin. Püschels Untersuchungen basieren auf russischen Sektionsbefunden und Fotos von Schädelfragmenten, die in den 1990er Jahren zugänglich gemacht wurden, nachdem die Moskauer Archive geöffnet worden waren. Diese Befunde, zusammen mit den Berichten sowjetischer Militärärzte, die Hitlers Leiche kurz nach seinem Tod obduzierten, geben demnach ein klares Bild von den Umständen seines Todes. Das befand sich in der Nazi-Zeitkapsel aus dem Jahr 1934 Fotostrecke ansehen Ungewöhnliche Details bei Untersuchung von Hitlers Leiche Ein entscheidendes Detail ist der Gebissbefund, der Hitlers Leichnam eindeutig identifiziert hat. Püschel betont die Sorgfalt, mit der die sowjetischen Militärärzte unter den widrigen Kriegsbedingungen arbeiteten. Trotz der Zerstörungen in Berlin wurden die Untersuchungen gründlich und nachvollziehbar durchgeführt. Neben dem Gebiss war auch der Befund des fehlenden linken Hodens ein wichtiges Detail, das in den Sektionsprotokollen festgehalten wurde. „Der linke Hoden konnte weder im Hodensack noch innerhalb des Leistenkanals oder im kleinen Becken gefunden werden“, zitiert Püschel aus dem Sektionsprotokoll. Dieser Umstand könnte auf eine Verletzung aus dem Ersten Weltkrieg oder einen Hodenhochstand zurückzuführen sein. Diesen diagnostizierte ein Amtsarzt im Gefängnis Landsberg, wo Hitler nach einem gescheiterten Münchner Putschversuch 1923 einsaß. Hitlers Todesursache: Zyankali und Kopfschuss – „kombinierte Selbsttötung“ Püschel kommt für die Todesursache zu dem Schluss: „Eine kombinierte Selbsttötung durch Zerbeißen einer Zyankalikapsel und kurzzeitig danach erfolgtem suizidalem Kopfschuss halte ich bei Adolf Hitler für die wahrscheinlichste Situation.“ Glassplitter im Mund der Leiche zeugen von der zerbissenen Ampulle, während der Bittermandelgeruch auf eine Blausäurevergiftung hinweist. Die Einschussstelle im Schädel, die auf einen Kopfschuss mit einer Walther-PPK-Pistole hinweist, bestätigt diese Theorie. Püschel beschreibt den Tod als „Bilanz-Suizid“, bei dem Hitler zwei tödliche Methoden kombinierte, um sicherzugehen. Adolf Hitlers Leiche wurde 1970 in Magdeburg verbrannt Nach dem Krieg begann eine lange Odyssee mit Hitlers Überresten. Sie wurden mehrfach vergraben und exhumiert, bis sie 1970 in Magdeburg endgültig verbrannt und die Asche in der Ehle verstreut wurde, um alle Spuren zu beseitigen. Diese Maßnahmen sollten verhindern, dass Hitlers Grab zu einem Pilgerort für Anhänger wird. Trotz der eindeutigen Beweise kursierten nach dem Krieg zahlreiche Verschwörungstheorien. Einige behaupteten, Hitler sei mit einem U-Boot nach Argentinien geflohen oder habe sich in der Antarktis versteckt. Solche Theorien wurden durch die sowjetische Propaganda zusätzlich befeuert, um Verwirrung zu stiften. Doch auch schon französische Wissenschaftler um den Rechtsmediziner Philippe Charlier haben Hitlers Zähne als authentisch identifiziert – und damit die Theorie seiner Flucht widerlegt. Hitlers Gebiss und Schädelfragmente unter Verschluss: Wissenschaftler reisen nach Moskau Charlier und sein Team hatten Zugang zu den Gebissteilen und Schädelfragmenten in Moskau und bestätigten deren Authentizität. Der bläuliche Schimmer an den Zähnen deutet auf eine chemische Reaktion mit Zyankali hin, was die Selbstmordtheorie, die auch Püschel bekräftigt, weiter untermauert. Auch der deutsche Wissenschaftler Mark Benecke reiste vor einigen Jahren nach Moskau und untersuchte Hitlers Zähne: Die Kieferknochen waren ihmzufolge durch eine schwere Parodontose stark geschädigt, unten blieben lediglich die vier Schneidezähne zusammenhängend erhalten. Benecke hat keinen Zweifel daran, dass Hitlers Zähne in Moskau authentisch sind: „Wenn er also noch irgendwo rumläuft, dann ohne Ober- und Unterkiefer“, sagte er damals der FAZ.